Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.Es haben ihn gleichfals etliche Ungarische Herren/ so dem Matthias/ bey desser Wahl / zuwidern gewest/ sehr verreitzt/ mit vielen Verheissungen: Wiewol sie seiner eben so sehr nicht begehrt/ sondern nur/ durch seine Macht und Ansehen/ den gewählten König / Matthiam/ aus Ungarn zu verjagen/ gehofft: Damit sie hernach/ ihres Gefallens/ das Regiment mögten allein führen. Es beschuldigt auch der Ungarische Geschicht-Schreiber den Käiser/ daß er deß Königs Jugend/ die ein so unruhiges Königreich angetreten/ verachtet/ und gehefft habe / derselbe würde solches nicht allein/ wegen seiner schlechten Kriegs-Macht/ sondern auch wegen grosser Zwitracht der Reichs-Stände/ gar leicht wiederum verlieren: Zu welchem Ende er die Factionen und Rotten/ unter ihnen/ gesteifft und unterhalten/ fast täglich den Saamen der Uneinigkeit unter sie gestreut/ uud also das Scepter für sich zu bekommen / gepractizirt: Wozu ihm das unansehnliche Geschlecht und Herkommen Matthiä einen Mut gemacht/ samt starker Vermutung/ ein solcher/ von den barbarischen Walachen/ hervor gesprösselter/ Jüngling könnte/ unter so vielen berühmten Prinzen von herrlichen Ahnen / Sipschafften/ und Reichthümern/ in seinem Regiment/ nicht lange bestehen. Stehet aber dahin/ ob man dem guten Käiser hierinn nicht zu viel nachgeredt; der gleichwol den Ruhm eines gewissenhafften Herrns geführt. Grosse Herrn werden vielfältig/ von neidischen Zungen/ wie die schönste Aepffel von Würmern/ gestochen/ und ihre Sincerität von üblen Nachreden/ wie eine Lilie von Spinnen/ benebelt. Jedoch gibts bisweilen Räthe/ die/ zu ihren Rathschlägen/ den Machiavell mit anspannen. Gewiß ists unterdessen/ daß die Competenz oder Mitwerbung um die Kron den ersten Grund der Fehde/ zwischen diesen beyden Potentaten/ gelegt. Solcher Verdruß mag hernach zugenommen haben/ als dem Matthias die Ungarische Kron in sechs Jahren/ vom Käiser nicht ausgeliefert werden wollen/ vor Erlegung der geforderten Summa Geldes: Zumal da ihn König Matthias/ zum offtern/ durch gewisse Abgeordnete/ bittlich belanget hat/ er mögte doch die abgedrungene Obligation oder Verpflichtung/ wodurch er (der Käiser) die Ungarische Magnaten verbunden hatte/ ihm das Ungarische Scepter aufzutragen/ einmal auflösen/ und darvon abstehen/ und nicht so gewaltsamlich oder gebieterisch/ mit einem Ungarischen Könige/ verfahren; solte vielmehr der Pflicht eines Christlichen und gütigen Vatters eingedenk leben/ und mit ihm/ als den er zum Sohn angenommen hätte/ gelinder handeln. Welchem Ansuchen aber (wie Bonfinius schreibt /) der Käiser kein Gehör gegeben/ sondern allezeit vorgeschützet/ er hätte recht und billig gehandelt. Worauf der König/ nachdem er den Käiser/ in seiner Entschliessung/ so unerweichlich gefunden/ daß derselbe die Obligation durchaus nicht relaxiren wolte/ sich hefftig erzörnt/ und sowol/ in manchem Schreiben/ als in Discursen/ gedräuet haben soll/ er wolte gewiß dermaleins das/ was ihm/ durch andrer Leute Fehler/ entfallen/ durch einen gerechten Krieg/ wieder aufheben/ und/ vor der Mar- Es haben ihn gleichfals etliche Ungarische Herren/ so dem Matthias/ bey desser Wahl / zuwidern gewest/ sehr verreitzt/ mit vielen Verheissungen: Wiewol sie seiner eben so sehr nicht begehrt/ sondern nur/ durch seine Macht und Ansehen/ den gewählten König / Matthiam/ aus Ungarn zu verjagen/ gehofft: Damit sie hernach/ ihres Gefallens/ das Regiment mögten allein führen. Es beschuldigt auch der Ungarische Geschicht-Schreiber den Käiser/ daß er deß Königs Jugend/ die ein so unruhiges Königreich angetreten/ verachtet/ und gehefft habe / derselbe würde solches nicht allein/ wegen seiner schlechten Kriegs-Macht/ sondern auch wegen grosser Zwitracht der Reichs-Stände/ gar leicht wiederum verlieren: Zu welchem Ende er die Factionen und Rotten/ unter ihnen/ gesteifft und unterhalten/ fast täglich den Saamen der Uneinigkeit unter sie gestreut/ uud also das Scepter für sich zu bekommen / gepractizirt: Wozu ihm das unansehnliche Geschlecht und Herkommen Matthiä einen Mut gemacht/ samt starker Vermutung/ ein solcher/ von den barbarischen Walachen/ hervor gesprösselter/ Jüngling könnte/ unter so vielen berühmten Prinzen von herrlichen Ahnen / Sipschafften/ und Reichthümern/ in seinem Regiment/ nicht lange bestehen. Stehet aber dahin/ ob man dem guten Käiser hierinn nicht zu viel nachgeredt; der gleichwol den Ruhm eines gewissenhafften Herrns geführt. Grosse Herrn werden vielfältig/ von neidischen Zungen/ wie die schönste Aepffel von Würmern/ gestochen/ und ihre Sincerität von üblen Nachreden/ wie eine Lilie von Spinnen/ benebelt. Jedoch gibts bisweilen Räthe/ die/ zu ihren Rathschlägen/ den Machiavell mit anspannen. Gewiß ists unterdessen/ daß die Competenz oder Mitwerbung um die Kron den ersten Grund der Fehde/ zwischen diesen beyden Potentaten/ gelegt. Solcher Verdruß mag hernach zugenommen haben/ als dem Matthias die Ungarische Kron in sechs Jahren/ vom Käiser nicht ausgeliefert werden wollen/ vor Erlegung der geforderten Summa Geldes: Zumal da ihn König Matthias/ zum offtern/ durch gewisse Abgeordnete/ bittlich belanget hat/ er mögte doch die abgedrungene Obligation oder Verpflichtung/ wodurch er (der Käiser) die Ungarische Magnaten verbunden hatte/ ihm das Ungarische Scepter aufzutragen/ einmal auflösen/ und darvon abstehen/ und nicht so gewaltsamlich oder gebieterisch/ mit einem Ungarischen Könige/ verfahren; solte vielmehr der Pflicht eines Christlichen und gütigen Vatters eingedenk leben/ und mit ihm/ als den er zum Sohn angenommen hätte/ gelinder handeln. Welchem Ansuchen aber (wie Bonfinius schreibt /) der Käiser kein Gehör gegeben/ sondern allezeit vorgeschützet/ er hätte recht und billig gehandelt. Worauf der König/ nachdem er den Käiser/ in seiner Entschliessung/ so unerweichlich gefunden/ daß derselbe die Obligation durchaus nicht relaxiren wolte/ sich hefftig erzörnt/ und sowol/ in manchem Schreiben/ als in Discursen/ gedräuet haben soll/ er wolte gewiß dermaleins das/ was ihm/ durch andrer Leute Fehler/ entfallen/ durch einen gerechten Krieg/ wieder aufheben/ und/ vor der Mar- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0063" n="55"/> <p>Es haben ihn gleichfals etliche Ungarische Herren/ so dem Matthias/ bey desser Wahl / zuwidern gewest/ sehr verreitzt/ mit vielen Verheissungen: Wiewol sie seiner eben so sehr nicht begehrt/ sondern nur/ durch seine Macht und Ansehen/ den gewählten König / Matthiam/ aus Ungarn zu verjagen/ gehofft: Damit sie hernach/ ihres Gefallens/ das Regiment mögten allein führen.</p> <p>Es beschuldigt auch der Ungarische Geschicht-Schreiber den Käiser/ daß er deß Königs Jugend/ die ein so unruhiges Königreich angetreten/ verachtet/ und gehefft habe / derselbe würde solches nicht allein/ wegen seiner schlechten Kriegs-Macht/ sondern auch wegen grosser Zwitracht der Reichs-Stände/ gar leicht wiederum verlieren: Zu welchem Ende er die Factionen und Rotten/ unter ihnen/ gesteifft und unterhalten/ fast täglich den Saamen der Uneinigkeit unter sie gestreut/ uud also das Scepter für sich zu bekommen / gepractizirt: Wozu ihm das unansehnliche Geschlecht und Herkommen Matthiä einen Mut gemacht/ samt starker Vermutung/ ein solcher/ von den barbarischen Walachen/ hervor gesprösselter/ Jüngling könnte/ unter so vielen berühmten Prinzen von herrlichen Ahnen / Sipschafften/ und Reichthümern/ in seinem Regiment/ nicht lange bestehen. Stehet aber dahin/ ob man dem guten Käiser hierinn nicht zu viel nachgeredt; der gleichwol den Ruhm eines gewissenhafften Herrns geführt. Grosse Herrn werden vielfältig/ von neidischen Zungen/ wie die schönste Aepffel von Würmern/ gestochen/ und ihre Sincerität von üblen Nachreden/ wie eine Lilie von Spinnen/ benebelt. Jedoch gibts bisweilen Räthe/ die/ zu ihren Rathschlägen/ den Machiavell mit anspannen.</p> <p>Gewiß ists unterdessen/ daß die Competenz oder Mitwerbung um die Kron den ersten Grund der Fehde/ zwischen diesen beyden Potentaten/ gelegt. Solcher Verdruß mag hernach zugenommen haben/ als dem Matthias die Ungarische Kron in sechs Jahren/ vom Käiser nicht ausgeliefert werden wollen/ vor Erlegung der geforderten Summa Geldes: Zumal da ihn König Matthias/ zum offtern/ durch gewisse Abgeordnete/ bittlich belanget hat/ er mögte doch die abgedrungene Obligation oder Verpflichtung/ wodurch er (der Käiser) die Ungarische Magnaten verbunden hatte/ ihm das Ungarische Scepter aufzutragen/ einmal auflösen/ und darvon abstehen/ und nicht so gewaltsamlich oder gebieterisch/ mit einem Ungarischen Könige/ verfahren; solte vielmehr der Pflicht eines Christlichen und gütigen Vatters eingedenk leben/ und mit ihm/ als den er zum Sohn angenommen hätte/ gelinder handeln. Welchem Ansuchen aber (wie Bonfinius schreibt /) der Käiser kein Gehör gegeben/ sondern allezeit vorgeschützet/ er hätte recht und billig gehandelt. Worauf der König/ nachdem er den Käiser/ in seiner Entschliessung/ so unerweichlich gefunden/ daß derselbe die Obligation durchaus nicht relaxiren wolte/ sich hefftig erzörnt/ und sowol/ in manchem Schreiben/ als in Discursen/ gedräuet haben soll/ er wolte gewiß dermaleins das/ was ihm/ durch andrer Leute Fehler/ entfallen/ durch einen gerechten Krieg/ wieder aufheben/ und/ vor der Mar- </p> </div> </body> </text> </TEI> [55/0063]
Es haben ihn gleichfals etliche Ungarische Herren/ so dem Matthias/ bey desser Wahl / zuwidern gewest/ sehr verreitzt/ mit vielen Verheissungen: Wiewol sie seiner eben so sehr nicht begehrt/ sondern nur/ durch seine Macht und Ansehen/ den gewählten König / Matthiam/ aus Ungarn zu verjagen/ gehofft: Damit sie hernach/ ihres Gefallens/ das Regiment mögten allein führen.
Es beschuldigt auch der Ungarische Geschicht-Schreiber den Käiser/ daß er deß Königs Jugend/ die ein so unruhiges Königreich angetreten/ verachtet/ und gehefft habe / derselbe würde solches nicht allein/ wegen seiner schlechten Kriegs-Macht/ sondern auch wegen grosser Zwitracht der Reichs-Stände/ gar leicht wiederum verlieren: Zu welchem Ende er die Factionen und Rotten/ unter ihnen/ gesteifft und unterhalten/ fast täglich den Saamen der Uneinigkeit unter sie gestreut/ uud also das Scepter für sich zu bekommen / gepractizirt: Wozu ihm das unansehnliche Geschlecht und Herkommen Matthiä einen Mut gemacht/ samt starker Vermutung/ ein solcher/ von den barbarischen Walachen/ hervor gesprösselter/ Jüngling könnte/ unter so vielen berühmten Prinzen von herrlichen Ahnen / Sipschafften/ und Reichthümern/ in seinem Regiment/ nicht lange bestehen. Stehet aber dahin/ ob man dem guten Käiser hierinn nicht zu viel nachgeredt; der gleichwol den Ruhm eines gewissenhafften Herrns geführt. Grosse Herrn werden vielfältig/ von neidischen Zungen/ wie die schönste Aepffel von Würmern/ gestochen/ und ihre Sincerität von üblen Nachreden/ wie eine Lilie von Spinnen/ benebelt. Jedoch gibts bisweilen Räthe/ die/ zu ihren Rathschlägen/ den Machiavell mit anspannen.
Gewiß ists unterdessen/ daß die Competenz oder Mitwerbung um die Kron den ersten Grund der Fehde/ zwischen diesen beyden Potentaten/ gelegt. Solcher Verdruß mag hernach zugenommen haben/ als dem Matthias die Ungarische Kron in sechs Jahren/ vom Käiser nicht ausgeliefert werden wollen/ vor Erlegung der geforderten Summa Geldes: Zumal da ihn König Matthias/ zum offtern/ durch gewisse Abgeordnete/ bittlich belanget hat/ er mögte doch die abgedrungene Obligation oder Verpflichtung/ wodurch er (der Käiser) die Ungarische Magnaten verbunden hatte/ ihm das Ungarische Scepter aufzutragen/ einmal auflösen/ und darvon abstehen/ und nicht so gewaltsamlich oder gebieterisch/ mit einem Ungarischen Könige/ verfahren; solte vielmehr der Pflicht eines Christlichen und gütigen Vatters eingedenk leben/ und mit ihm/ als den er zum Sohn angenommen hätte/ gelinder handeln. Welchem Ansuchen aber (wie Bonfinius schreibt /) der Käiser kein Gehör gegeben/ sondern allezeit vorgeschützet/ er hätte recht und billig gehandelt. Worauf der König/ nachdem er den Käiser/ in seiner Entschliessung/ so unerweichlich gefunden/ daß derselbe die Obligation durchaus nicht relaxiren wolte/ sich hefftig erzörnt/ und sowol/ in manchem Schreiben/ als in Discursen/ gedräuet haben soll/ er wolte gewiß dermaleins das/ was ihm/ durch andrer Leute Fehler/ entfallen/ durch einen gerechten Krieg/ wieder aufheben/ und/ vor der Mar-
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/63>, abgerufen am 16.02.2025. |