Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.halten. König Maximilian wolte/ zu mehrer Auffrischung der Soldatesca/ nicht nur persönlich dieselbe antreiben; sondern auch selber mit fechten; bekam aber darüber eine ziemliche Wunde in die Schulter. Wodurch dasmal die völlige Eroberung deß Schlosses gehindert ward: ohngeachtet allbereit dasselbe bey nahe war erstritten/ und unterschiedliche von seinen Fähnlein schon auf der Mauren steckten. Dann als die Soldaten sein Blut erblickten/ und ihn für tödtlich wundt schätzten; zumal weil man auch gleich darauf zum Abzuge blies: entfiel ihnen der Mut/ und fingen an zaghafft zu streiten. Bey diesem Sturm/ verlohr er / nebst zweyen Fähnlein/ hundert Knechte. Nichts destoweniger weil die Ungarn auch viel Leute eingebüsset/ und der übrige Hauffen meistens gequetscht/ über das die Mauer übel zugerichtet/ und ganz kein Entsatz zu hoffen war: bedingten sie/ deß andern Tags/ einen freyen Abzug/ und zogen/ nach einer zehen-tägigen scharffen Gegenwehr/ heraus. Deßgleichen that auch die Ungarische Besatzung / deß Schlosses zur Neu-Stadt/ aus Mangel der Lebens-Mittel. Hiernechst ging der Marsch in Ungarn/ um die Krönung deß Uladislai zu hintertreiben: welche dannoch vor sich ging. Er gewann zuförderst die Gemüter etlicher Ungarischer Landherren; hernach viel ansehnliche Plätze/ durch seine Waffen; als Oedenburg/ Güntz / Stein am Anger/ Kerment/ Vesprin/ und Stuhlweissenburg; da allerdings/ in der Kirchen / weil viel hineingeflohene Ungarn sich allda wehreten/ ein solches Gemetzel vorging / daß das Blut/ um Königs Matthiä Begräbnis/ eine halbe Hand-breit hoch floß. Doch durfften sich die Uberwinder/ an den Kirchen selbsten/ nicht vergreiffen: Dann König Maximilian/ hatte es/ beym Strange/ verboten. Hie steckte sich der Lauff seiner Eroberungen/ und zwar durch einen unversehenen Zufall. Dann weil man sich/ über die reiche Beute/ zu Stuhlweissenburg/ nicht vereinigen kunte: meutinirten die Fußvölker/ entwichen aus dem Lager/ zerstreuten sich/ und lieffen / aller nachpostirenden Ermahnung deß Königs ungeachtet/ davon. Worauf Maximilianus gedrungen worden/ die vorgehabte Einnahm der Stadt Ofen einzustellen/ und von Ungarn wiederum hinaus zu ziehen: Da er sonst die Stadt gar leicht/ und vermutlich ohne Schwerts-Streich/ einbekommen hätte: weil der Stadt-Richter/ mit etlichen Bürgern / schon heraus gegangen/ willens/ ihm die Schlüssel entgegen zu tragen: Wie Cuspinianus / aus deß Käisers Munde gehört zu haben/ bezeugt. Worauf dann bald ein Ort/ nach dem andern/ wieder/ an die Ungarn/ übergangen. Doch ging den Ursachern/ nemlich den Fußknechten/ ihr Bubenstück nicht frey aus: Er ließ sie überall anhalten/ und an die Weiden aufknüpffen/ ihre Führer aber an höhere Bäume. Zu Wien wurden gleichfalls alle / so man daselbst erwischte/ aufgehenkt/ und die/ so man nicht bekommen hatte / Vogel-frey gemacht. Nachdemmal doch gleichwol das Königreich Ungarn/ durch solche blutige halten. König Maximilian wolte/ zu mehrer Auffrischung der Soldatesca/ nicht nur persönlich dieselbe antreiben; sondern auch selber mit fechten; bekam aber darüber eine ziemliche Wunde in die Schulter. Wodurch dasmal die völlige Eroberung deß Schlosses gehindert ward: ohngeachtet allbereit dasselbe bey nahe war erstritten/ und unterschiedliche von seinen Fähnlein schon auf der Mauren steckten. Dann als die Soldaten sein Blut erblickten/ und ihn für tödtlich wundt schätzten; zumal weil man auch gleich darauf zum Abzuge blies: entfiel ihnen der Mut/ und fingen an zaghafft zu streiten. Bey diesem Sturm/ verlohr er / nebst zweyen Fähnlein/ hundert Knechte. Nichts destoweniger weil die Ungarn auch viel Leute eingebüsset/ und der übrige Hauffen meistens gequetscht/ über das die Mauer übel zugerichtet/ und ganz kein Entsatz zu hoffen war: bedingten sie/ deß andern Tags/ einen freyen Abzug/ und zogen/ nach einer zehen-tägigen scharffen Gegenwehr/ heraus. Deßgleichen that auch die Ungarische Besatzung / deß Schlosses zur Neu-Stadt/ aus Mangel der Lebens-Mittel. Hiernechst ging der Marsch in Ungarn/ um die Krönung deß Uladislai zu hintertreiben: welche dannoch vor sich ging. Er gewann zuförderst die Gemüter etlicher Ungarischer Landherren; hernach viel ansehnliche Plätze/ durch seine Waffen; als Oedenburg/ Güntz / Stein am Anger/ Kerment/ Vesprin/ und Stuhlweissenburg; da allerdings/ in der Kirchen / weil viel hineingeflohene Ungarn sich allda wehreten/ ein solches Gemetzel vorging / daß das Blut/ um Königs Matthiä Begräbnis/ eine halbe Hand-breit hoch floß. Doch durfften sich die Uberwinder/ an den Kirchen selbsten/ nicht vergreiffen: Dann König Maximilian/ hatte es/ beym Strange/ verboten. Hie steckte sich der Lauff seiner Eroberungen/ und zwar durch einen unversehenen Zufall. Dann weil man sich/ über die reiche Beute/ zu Stuhlweissenburg/ nicht vereinigen kunte: meutinirten die Fußvölker/ entwichen aus dem Lager/ zerstreuten sich/ und lieffen / aller nachpostirenden Ermahnung deß Königs ungeachtet/ davon. Worauf Maximilianus gedrungen worden/ die vorgehabte Einnahm der Stadt Ofen einzustellen/ und von Ungarn wiederum hinaus zu ziehen: Da er sonst die Stadt gar leicht/ und vermutlich ohne Schwerts-Streich/ einbekommen hätte: weil der Stadt-Richter/ mit etlichen Bürgern / schon heraus gegangen/ willens/ ihm die Schlüssel entgegen zu tragen: Wie Cuspinianus / aus deß Käisers Munde gehört zu haben/ bezeugt. Worauf dann bald ein Ort/ nach dem andern/ wieder/ an die Ungarn/ übergangen. Doch ging den Ursachern/ nemlich den Fußknechten/ ihr Bubenstück nicht frey aus: Er ließ sie überall anhalten/ und an die Weiden aufknüpffen/ ihre Führer aber an höhere Bäume. Zu Wien wurden gleichfalls alle / so man daselbst erwischte/ aufgehenkt/ und die/ so man nicht bekommen hatte / Vogel-frey gemacht. Nachdemmal doch gleichwol das Königreich Ungarn/ durch solche blutige <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0082" n="74"/> halten. König Maximilian wolte/ zu mehrer Auffrischung der Soldatesca/ nicht nur persönlich dieselbe antreiben; sondern auch selber mit fechten; bekam aber darüber eine ziemliche Wunde in die Schulter. Wodurch dasmal die völlige Eroberung deß Schlosses gehindert ward: ohngeachtet allbereit dasselbe bey nahe war erstritten/ und unterschiedliche von seinen Fähnlein schon auf der Mauren steckten. Dann als die Soldaten sein Blut erblickten/ und ihn für tödtlich wundt schätzten; zumal weil man auch gleich darauf zum Abzuge blies: entfiel ihnen der Mut/ und fingen an zaghafft zu streiten. Bey diesem Sturm/ verlohr er / nebst zweyen Fähnlein/ hundert Knechte.</p> <p>Nichts destoweniger weil die Ungarn auch viel Leute eingebüsset/ und der übrige Hauffen meistens gequetscht/ über das die Mauer übel zugerichtet/ und ganz kein Entsatz zu hoffen war: bedingten sie/ deß andern Tags/ einen freyen Abzug/ und zogen/ nach einer zehen-tägigen scharffen Gegenwehr/ heraus. Deßgleichen that auch die Ungarische Besatzung / deß Schlosses zur Neu-Stadt/ aus Mangel der Lebens-Mittel.</p> <p>Hiernechst ging der Marsch in Ungarn/ um die Krönung deß Uladislai zu hintertreiben: welche dannoch vor sich ging. Er gewann zuförderst die Gemüter etlicher Ungarischer Landherren; hernach viel ansehnliche Plätze/ durch seine Waffen; als Oedenburg/ Güntz / Stein am Anger/ Kerment/ Vesprin/ und Stuhlweissenburg; da allerdings/ in der Kirchen / weil viel hineingeflohene Ungarn sich allda wehreten/ ein solches Gemetzel vorging / daß das Blut/ um Königs Matthiä Begräbnis/ eine halbe Hand-breit hoch floß. Doch durfften sich die Uberwinder/ an den Kirchen selbsten/ nicht vergreiffen: Dann König Maximilian/ hatte es/ beym Strange/ verboten.</p> <p>Hie steckte sich der Lauff seiner Eroberungen/ und zwar durch einen unversehenen Zufall. Dann weil man sich/ über die reiche Beute/ zu Stuhlweissenburg/ nicht vereinigen kunte: meutinirten die Fußvölker/ entwichen aus dem Lager/ zerstreuten sich/ und lieffen / aller nachpostirenden Ermahnung deß Königs ungeachtet/ davon. Worauf Maximilianus gedrungen worden/ die vorgehabte Einnahm der Stadt Ofen einzustellen/ und von Ungarn wiederum hinaus zu ziehen: Da er sonst die Stadt gar leicht/ und vermutlich ohne Schwerts-Streich/ einbekommen hätte: weil der Stadt-Richter/ mit etlichen Bürgern / schon heraus gegangen/ willens/ ihm die Schlüssel entgegen zu tragen: Wie Cuspinianus / aus deß Käisers Munde gehört zu haben/ bezeugt. Worauf dann bald ein Ort/ nach dem andern/ wieder/ an die Ungarn/ übergangen. Doch ging den Ursachern/ nemlich den Fußknechten/ ihr Bubenstück nicht frey aus: Er ließ sie überall anhalten/ und an die Weiden aufknüpffen/ ihre Führer aber an höhere Bäume. Zu Wien wurden gleichfalls alle / so man daselbst erwischte/ aufgehenkt/ und die/ so man nicht bekommen hatte / Vogel-frey gemacht.</p> <p>Nachdemmal doch gleichwol das Königreich Ungarn/ durch solche blutige </p> </div> </body> </text> </TEI> [74/0082]
halten. König Maximilian wolte/ zu mehrer Auffrischung der Soldatesca/ nicht nur persönlich dieselbe antreiben; sondern auch selber mit fechten; bekam aber darüber eine ziemliche Wunde in die Schulter. Wodurch dasmal die völlige Eroberung deß Schlosses gehindert ward: ohngeachtet allbereit dasselbe bey nahe war erstritten/ und unterschiedliche von seinen Fähnlein schon auf der Mauren steckten. Dann als die Soldaten sein Blut erblickten/ und ihn für tödtlich wundt schätzten; zumal weil man auch gleich darauf zum Abzuge blies: entfiel ihnen der Mut/ und fingen an zaghafft zu streiten. Bey diesem Sturm/ verlohr er / nebst zweyen Fähnlein/ hundert Knechte.
Nichts destoweniger weil die Ungarn auch viel Leute eingebüsset/ und der übrige Hauffen meistens gequetscht/ über das die Mauer übel zugerichtet/ und ganz kein Entsatz zu hoffen war: bedingten sie/ deß andern Tags/ einen freyen Abzug/ und zogen/ nach einer zehen-tägigen scharffen Gegenwehr/ heraus. Deßgleichen that auch die Ungarische Besatzung / deß Schlosses zur Neu-Stadt/ aus Mangel der Lebens-Mittel.
Hiernechst ging der Marsch in Ungarn/ um die Krönung deß Uladislai zu hintertreiben: welche dannoch vor sich ging. Er gewann zuförderst die Gemüter etlicher Ungarischer Landherren; hernach viel ansehnliche Plätze/ durch seine Waffen; als Oedenburg/ Güntz / Stein am Anger/ Kerment/ Vesprin/ und Stuhlweissenburg; da allerdings/ in der Kirchen / weil viel hineingeflohene Ungarn sich allda wehreten/ ein solches Gemetzel vorging / daß das Blut/ um Königs Matthiä Begräbnis/ eine halbe Hand-breit hoch floß. Doch durfften sich die Uberwinder/ an den Kirchen selbsten/ nicht vergreiffen: Dann König Maximilian/ hatte es/ beym Strange/ verboten.
Hie steckte sich der Lauff seiner Eroberungen/ und zwar durch einen unversehenen Zufall. Dann weil man sich/ über die reiche Beute/ zu Stuhlweissenburg/ nicht vereinigen kunte: meutinirten die Fußvölker/ entwichen aus dem Lager/ zerstreuten sich/ und lieffen / aller nachpostirenden Ermahnung deß Königs ungeachtet/ davon. Worauf Maximilianus gedrungen worden/ die vorgehabte Einnahm der Stadt Ofen einzustellen/ und von Ungarn wiederum hinaus zu ziehen: Da er sonst die Stadt gar leicht/ und vermutlich ohne Schwerts-Streich/ einbekommen hätte: weil der Stadt-Richter/ mit etlichen Bürgern / schon heraus gegangen/ willens/ ihm die Schlüssel entgegen zu tragen: Wie Cuspinianus / aus deß Käisers Munde gehört zu haben/ bezeugt. Worauf dann bald ein Ort/ nach dem andern/ wieder/ an die Ungarn/ übergangen. Doch ging den Ursachern/ nemlich den Fußknechten/ ihr Bubenstück nicht frey aus: Er ließ sie überall anhalten/ und an die Weiden aufknüpffen/ ihre Führer aber an höhere Bäume. Zu Wien wurden gleichfalls alle / so man daselbst erwischte/ aufgehenkt/ und die/ so man nicht bekommen hatte / Vogel-frey gemacht.
Nachdemmal doch gleichwol das Königreich Ungarn/ durch solche blutige
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/82>, abgerufen am 16.07.2024. |