Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.auch an/ in Siebenbürgen wiederum Völker aufzubringen/ und / wann auf deß de Rewa Bericht zu fussen/ so hat er damit/ bey der Theissa/ noch eins mit den Teutschen getroffen/ und nach abermaliger Niederlage/ sich aus Ungarn gar hinweg begeben. Weil aber in deß Isthuanfii/ und andrer/ Histori/ gedacht wird/ er sey gleich nach der Niederlage bey Zina/ flüchtig aus Ungarn gangen: schätze ich/ de Rewa habe hierinn gefehlt/ oder vielleicht nur eine kleine Action mit etlichen Squadronen gemeint. Ehrsucht lässt ihren Untergebenen so wenig Ruhe/ als der böse Geist den Besessenen. Werden ihr gleich die Kräffte entrissen: so bleiben doch noch die Begierden in ihrer Dienstbarkeit. Und wann ihr gleich das Vollbringen fehlet; hat sie doch noch das Wollen. Sie schärffet den Schmerzen deß Verlusts/ und wetzet das Verlangen nach dem/ was man verlohren. Wie Demut die Gemüter/ im Unglück/ zur Gedult weiset: also Ehrsucht/ zur Ungedult. Jene lindert/ und pflastert; diese ritzet und bestachelt die empfangene Wunden / und reisst sie/ durch rachgierige Erinnerung/ immerzu wieder auf. Jene geusst Oel; diese lauter Galle und Gifft darein. In so schlimme und verderbliche Kur/ hat diese höllische Aerztin auch das Gemüt Königs Johannis genommen/ da es vor Unmut erkrankte. O wie glückselig würde er/ und das ganze Königreich Ungarn/ bey seinem grössesten Einbuß gewesen seyn/ wann diese aufgeblasene Otter/ die Ehrsucht so wol/ als seine Heers-Krafft/ durch das Ferdinandinische Schwert danider gelegt/ und von seinem Herzen abgeschnitten wäre! Aber sie blieb ihm übrig: Und wie das Americanische Sack-Thier/ wann es den Jäger spührt/ seine Jungen in den Leib nimt/ und dieselben also mit davon führt; so trug er diese verderbliche Purper-Buhlerin und Ubels-Stiffterin/ in seinem Busen/ mit sich hinweg/ als er/ nachdem ihm seine Heer-Flügel und Kriegs-Macht zerbrochen worden/ ganz aus Ungarn entweichen/ und nach Polen fliehen muste. Daselbst hat ihn der Castellan von Cracau/ Johannes Tarnovski/ und damaliger Kron-Feldherr/ mit grosser Ehrerbietigkeit/ aufgenommen/ ihm sein eigenes Schloß eingeräumt/ ihn/ samt den bey sich habenden/ mit sonderbarer/ ja fast Königlicher / Mildigkeit getractirt/ und unterhalten/ auch/ für seinen Widersachern/ so lang er in Polen geblieben/ eifrig geschützt. Welches dann auch König Sigismundus/ als deß Johannes Schwager/ sich nicht übel gefallen ließ: wiewol er sonst ihm/ gleich Anfangs/ höchlich widerrathen hatte/ nach der Ungarischen Kron zu trachten/ als die/ aus unterschiedlichen Ursachen/ dem Ferdinand gebührte. Weßwegen er ihm auch die Kriegs-Hülffe abschlug: ob er gleich sonst/ in seinem Exilio/ ihm freundlich begegnete / und den Auffenthalt in Polen also gern vergönnete. Es trennete sich auch unterdessen von ihm nicht/ mit dem Glück/ der Graf Christoph Frankepan; welcher von Ferdinando ab- und zu ihm getreten war/ nach- auch an/ in Siebenbürgen wiederum Völker aufzubringen/ und / wann auf deß de Rewa Bericht zu fussen/ so hat er damit/ bey der Theissa/ noch eins mit den Teutschen getroffen/ und nach abermaliger Niederlage/ sich aus Ungarn gar hinweg begeben. Weil aber in deß Isthuanfii/ und andrer/ Histori/ gedacht wird/ er sey gleich nach der Niederlage bey Zina/ flüchtig aus Ungarn gangen: schätze ich/ de Rewa habe hierinn gefehlt/ oder vielleicht nur eine kleine Action mit etlichen Squadronen gemeint. Ehrsucht lässt ihren Untergebenen so wenig Ruhe/ als der böse Geist den Besessenen. Werden ihr gleich die Kräffte entrissen: so bleiben doch noch die Begierden in ihrer Dienstbarkeit. Und wann ihr gleich das Vollbringen fehlet; hat sie doch noch das Wollen. Sie schärffet den Schmerzen deß Verlusts/ und wetzet das Verlangen nach dem/ was man verlohren. Wie Demut die Gemüter/ im Unglück/ zur Gedult weiset: also Ehrsucht/ zur Ungedult. Jene lindert/ und pflastert; diese ritzet und bestachelt die empfangene Wunden / und reisst sie/ durch rachgierige Erinnerung/ immerzu wieder auf. Jene geusst Oel; diese lauter Galle und Gifft darein. In so schlimme und verderbliche Kur/ hat diese höllische Aerztin auch das Gemüt Königs Johannis genommen/ da es vor Unmut erkrankte. O wie glückselig würde er/ und das ganze Königreich Ungarn/ bey seinem grössesten Einbuß gewesen seyn/ wann diese aufgeblasene Otter/ die Ehrsucht so wol/ als seine Heers-Krafft/ durch das Ferdinandinische Schwert danider gelegt/ und von seinem Herzen abgeschnitten wäre! Aber sie blieb ihm übrig: Und wie das Americanische Sack-Thier/ wann es den Jäger spührt/ seine Jungen in den Leib nimt/ und dieselben also mit davon führt; so trug er diese verderbliche Purper-Buhlerin und Ubels-Stiffterin/ in seinem Busen/ mit sich hinweg/ als er/ nachdem ihm seine Heer-Flügel und Kriegs-Macht zerbrochen worden/ ganz aus Ungarn entweichen/ und nach Polen fliehen muste. Daselbst hat ihn der Castellan von Cracau/ Johannes Tarnovski/ und damaliger Kron-Feldherr/ mit grosser Ehrerbietigkeit/ aufgenommen/ ihm sein eigenes Schloß eingeräumt/ ihn/ samt den bey sich habenden/ mit sonderbarer/ ja fast Königlicher / Mildigkeit getractirt/ und unterhalten/ auch/ für seinen Widersachern/ so lang er in Polen geblieben/ eifrig geschützt. Welches dann auch König Sigismundus/ als deß Johannes Schwager/ sich nicht übel gefallen ließ: wiewol er sonst ihm/ gleich Anfangs/ höchlich widerrathen hatte/ nach der Ungarischen Kron zu trachten/ als die/ aus unterschiedlichen Ursachen/ dem Ferdinand gebührte. Weßwegen er ihm auch die Kriegs-Hülffe abschlug: ob er gleich sonst/ in seinem Exilio/ ihm freundlich begegnete / und den Auffenthalt in Polen also gern vergönnete. Es trennete sich auch unterdessen von ihm nicht/ mit dem Glück/ der Graf Christoph Frankepan; welcher von Ferdinando ab- und zu ihm getreten war/ nach- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0088" n="80"/> auch an/ in Siebenbürgen wiederum Völker aufzubringen/ und / wann auf deß de Rewa Bericht zu fussen/ so hat er damit/ bey der Theissa/ noch eins mit den Teutschen getroffen/ und nach abermaliger Niederlage/ sich aus Ungarn gar hinweg begeben. Weil aber in deß Isthuanfii/ und andrer/ Histori/ gedacht wird/ er sey gleich nach der Niederlage bey Zina/ flüchtig aus Ungarn gangen: schätze ich/ de Rewa habe hierinn gefehlt/ oder vielleicht nur eine kleine Action mit etlichen Squadronen gemeint.</p> <p>Ehrsucht lässt ihren Untergebenen so wenig Ruhe/ als der böse Geist den Besessenen. Werden ihr gleich die Kräffte entrissen: so bleiben doch noch die Begierden in ihrer Dienstbarkeit. Und wann ihr gleich das Vollbringen fehlet; hat sie doch noch das Wollen. Sie schärffet den Schmerzen deß Verlusts/ und wetzet das Verlangen nach dem/ was man verlohren. Wie Demut die Gemüter/ im Unglück/ zur Gedult weiset: also Ehrsucht/ zur Ungedult. Jene lindert/ und pflastert; diese ritzet und bestachelt die empfangene Wunden / und reisst sie/ durch rachgierige Erinnerung/ immerzu wieder auf. Jene geusst Oel; diese lauter Galle und Gifft darein.</p> <p>In so schlimme und verderbliche Kur/ hat diese höllische Aerztin auch das Gemüt Königs Johannis genommen/ da es vor Unmut erkrankte. O wie glückselig würde er/ und das ganze Königreich Ungarn/ bey seinem grössesten Einbuß gewesen seyn/ wann diese aufgeblasene Otter/ die Ehrsucht so wol/ als seine Heers-Krafft/ durch das Ferdinandinische Schwert danider gelegt/ und von seinem Herzen abgeschnitten wäre! Aber sie blieb ihm übrig: Und wie das Americanische Sack-Thier/ wann es den Jäger spührt/ seine Jungen in den Leib nimt/ und dieselben also mit davon führt; so trug er diese verderbliche Purper-Buhlerin und Ubels-Stiffterin/ in seinem Busen/ mit sich hinweg/ als er/ nachdem ihm seine Heer-Flügel und Kriegs-Macht zerbrochen worden/ ganz aus Ungarn entweichen/ und nach Polen fliehen muste.</p> <p>Daselbst hat ihn der Castellan von Cracau/ Johannes Tarnovski/ und damaliger Kron-Feldherr/ mit grosser Ehrerbietigkeit/ aufgenommen/ ihm sein eigenes Schloß eingeräumt/ ihn/ samt den bey sich habenden/ mit sonderbarer/ ja fast Königlicher / Mildigkeit getractirt/ und unterhalten/ auch/ für seinen Widersachern/ so lang er in Polen geblieben/ eifrig geschützt. Welches dann auch König Sigismundus/ als deß Johannes Schwager/ sich nicht übel gefallen ließ: wiewol er sonst ihm/ gleich Anfangs/ höchlich widerrathen hatte/ nach der Ungarischen Kron zu trachten/ als die/ aus unterschiedlichen Ursachen/ dem Ferdinand gebührte. Weßwegen er ihm auch die Kriegs-Hülffe abschlug: ob er gleich sonst/ in seinem Exilio/ ihm freundlich begegnete / und den Auffenthalt in Polen also gern vergönnete.</p> <p>Es trennete sich auch unterdessen von ihm nicht/ mit dem Glück/ der Graf Christoph Frankepan; welcher von Ferdinando ab- und zu ihm getreten war/ nach- </p> </div> </body> </text> </TEI> [80/0088]
auch an/ in Siebenbürgen wiederum Völker aufzubringen/ und / wann auf deß de Rewa Bericht zu fussen/ so hat er damit/ bey der Theissa/ noch eins mit den Teutschen getroffen/ und nach abermaliger Niederlage/ sich aus Ungarn gar hinweg begeben. Weil aber in deß Isthuanfii/ und andrer/ Histori/ gedacht wird/ er sey gleich nach der Niederlage bey Zina/ flüchtig aus Ungarn gangen: schätze ich/ de Rewa habe hierinn gefehlt/ oder vielleicht nur eine kleine Action mit etlichen Squadronen gemeint.
Ehrsucht lässt ihren Untergebenen so wenig Ruhe/ als der böse Geist den Besessenen. Werden ihr gleich die Kräffte entrissen: so bleiben doch noch die Begierden in ihrer Dienstbarkeit. Und wann ihr gleich das Vollbringen fehlet; hat sie doch noch das Wollen. Sie schärffet den Schmerzen deß Verlusts/ und wetzet das Verlangen nach dem/ was man verlohren. Wie Demut die Gemüter/ im Unglück/ zur Gedult weiset: also Ehrsucht/ zur Ungedult. Jene lindert/ und pflastert; diese ritzet und bestachelt die empfangene Wunden / und reisst sie/ durch rachgierige Erinnerung/ immerzu wieder auf. Jene geusst Oel; diese lauter Galle und Gifft darein.
In so schlimme und verderbliche Kur/ hat diese höllische Aerztin auch das Gemüt Königs Johannis genommen/ da es vor Unmut erkrankte. O wie glückselig würde er/ und das ganze Königreich Ungarn/ bey seinem grössesten Einbuß gewesen seyn/ wann diese aufgeblasene Otter/ die Ehrsucht so wol/ als seine Heers-Krafft/ durch das Ferdinandinische Schwert danider gelegt/ und von seinem Herzen abgeschnitten wäre! Aber sie blieb ihm übrig: Und wie das Americanische Sack-Thier/ wann es den Jäger spührt/ seine Jungen in den Leib nimt/ und dieselben also mit davon führt; so trug er diese verderbliche Purper-Buhlerin und Ubels-Stiffterin/ in seinem Busen/ mit sich hinweg/ als er/ nachdem ihm seine Heer-Flügel und Kriegs-Macht zerbrochen worden/ ganz aus Ungarn entweichen/ und nach Polen fliehen muste.
Daselbst hat ihn der Castellan von Cracau/ Johannes Tarnovski/ und damaliger Kron-Feldherr/ mit grosser Ehrerbietigkeit/ aufgenommen/ ihm sein eigenes Schloß eingeräumt/ ihn/ samt den bey sich habenden/ mit sonderbarer/ ja fast Königlicher / Mildigkeit getractirt/ und unterhalten/ auch/ für seinen Widersachern/ so lang er in Polen geblieben/ eifrig geschützt. Welches dann auch König Sigismundus/ als deß Johannes Schwager/ sich nicht übel gefallen ließ: wiewol er sonst ihm/ gleich Anfangs/ höchlich widerrathen hatte/ nach der Ungarischen Kron zu trachten/ als die/ aus unterschiedlichen Ursachen/ dem Ferdinand gebührte. Weßwegen er ihm auch die Kriegs-Hülffe abschlug: ob er gleich sonst/ in seinem Exilio/ ihm freundlich begegnete / und den Auffenthalt in Polen also gern vergönnete.
Es trennete sich auch unterdessen von ihm nicht/ mit dem Glück/ der Graf Christoph Frankepan; welcher von Ferdinando ab- und zu ihm getreten war/ nach-
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/88>, abgerufen am 16.07.2024. |