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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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geworden war. So bezog sie denn das Erbe ihrer
Väter mit dem Entschlusse, den alten Grund zu einer
Fundgrube für die erschöpfte Schatzkammer umzuarbeiten.

Nach Außen hin mußte der überkommene Rang
behauptet, der gewohnte Glanz gehütet, die gehaßte
Welt, und mehr als sie der noch immer geliebte Freund
über den wirklichen Mangel getäuscht werden. Er sollte
fühlen, welche Befriedigungen er so leichtfertig auf¬
gegeben hatte. Daher die Marotte, die sie in den
Augen der Welt von einem soliden Harpagon unter¬
schied, allen und jeden Besitz, den sie beim Einzug in
ihren Neubau vorgefunden hatte, zu erhalten und beim
Verbrauch zu ergänzen, auch wenn er ihrem persön¬
lichen Leben überflüssig geworden war, und statt Zinsen
zu tragen Opfer forderte. Kein Menschenauge, am
wenigsten das der Gräfin, erfreute sich des weitläufigen
Ziergartens rings um das Schloß, aber Hecken und
Pyramiden wurden regelrecht verschnitten, Pfade und
Schnörkelbeete säuberlich gepflegt, Statuen und Or¬
namente von ihren Beschädigungen durch Wetter und
Zeit geheilt. Man feierte keine Festgelage, empfing
keinen Gastfreund auf Reckenburg, aber die Fülle des
Tafelgeräths, alle der zwecklosen Kostbarkeiten, die
veräußert, in jener klammen Zeit ein nicht gering zu

geworden war. So bezog ſie denn das Erbe ihrer
Väter mit dem Entſchluſſe, den alten Grund zu einer
Fundgrube für die erſchöpfte Schatzkammer umzuarbeiten.

Nach Außen hin mußte der überkommene Rang
behauptet, der gewohnte Glanz gehütet, die gehaßte
Welt, und mehr als ſie der noch immer geliebte Freund
über den wirklichen Mangel getäuſcht werden. Er ſollte
fühlen, welche Befriedigungen er ſo leichtfertig auf¬
gegeben hatte. Daher die Marotte, die ſie in den
Augen der Welt von einem ſoliden Harpagon unter¬
ſchied, allen und jeden Beſitz, den ſie beim Einzug in
ihren Neubau vorgefunden hatte, zu erhalten und beim
Verbrauch zu ergänzen, auch wenn er ihrem perſön¬
lichen Leben überflüſſig geworden war, und ſtatt Zinſen
zu tragen Opfer forderte. Kein Menſchenauge, am
wenigſten das der Gräfin, erfreute ſich des weitläufigen
Ziergartens rings um das Schloß, aber Hecken und
Pyramiden wurden regelrecht verſchnitten, Pfade und
Schnörkelbeete ſäuberlich gepflegt, Statuen und Or¬
namente von ihren Beſchädigungen durch Wetter und
Zeit geheilt. Man feierte keine Feſtgelage, empfing
keinen Gaſtfreund auf Reckenburg, aber die Fülle des
Tafelgeräths, alle der zweckloſen Koſtbarkeiten, die
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[168/0175] geworden war. So bezog ſie denn das Erbe ihrer Väter mit dem Entſchluſſe, den alten Grund zu einer Fundgrube für die erſchöpfte Schatzkammer umzuarbeiten. Nach Außen hin mußte der überkommene Rang behauptet, der gewohnte Glanz gehütet, die gehaßte Welt, und mehr als ſie der noch immer geliebte Freund über den wirklichen Mangel getäuſcht werden. Er ſollte fühlen, welche Befriedigungen er ſo leichtfertig auf¬ gegeben hatte. Daher die Marotte, die ſie in den Augen der Welt von einem ſoliden Harpagon unter¬ ſchied, allen und jeden Beſitz, den ſie beim Einzug in ihren Neubau vorgefunden hatte, zu erhalten und beim Verbrauch zu ergänzen, auch wenn er ihrem perſön¬ lichen Leben überflüſſig geworden war, und ſtatt Zinſen zu tragen Opfer forderte. Kein Menſchenauge, am wenigſten das der Gräfin, erfreute ſich des weitläufigen Ziergartens rings um das Schloß, aber Hecken und Pyramiden wurden regelrecht verſchnitten, Pfade und Schnörkelbeete ſäuberlich gepflegt, Statuen und Or¬ namente von ihren Beſchädigungen durch Wetter und Zeit geheilt. Man feierte keine Feſtgelage, empfing keinen Gaſtfreund auf Reckenburg, aber die Fülle des Tafelgeräths, alle der zweckloſen Koſtbarkeiten, die veräußert, in jener klammen Zeit ein nicht gering zu

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/175>, abgerufen am 24.11.2024.