François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.aus der Reihe und eilten nach der Thür, hinter deren "Glaubt Seine Durchlaucht zu einer Kirmeß ge¬ Ich mit einem blutjungen Junkerchen, das ich Das war freilich ein anderes Treiben als die 16*
aus der Reihe und eilten nach der Thür, hinter deren „Glaubt Seine Durchlaucht zu einer Kirmeß ge¬ Ich mit einem blutjungen Junkerchen, das ich Das war freilich ein anderes Treiben als die 16*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0250" n="243"/> aus der Reihe und eilten nach der Thür, hinter deren<lb/> Säulen verborgen ſie den unberechenbaren Ausgang<lb/> erwarteten.</p><lb/> <p>„Glaubt Seine Durchlaucht zu einer Kirmeß ge¬<lb/> laden zu ſein?“ hörte ich hinter mir die von dannen<lb/> rauſchende verwittwete Excellenz vom Hofmarſchall¬<lb/> amt höhnen.</p><lb/> <p>Ich mit einem blutjungen Junkerchen, das ich<lb/> auf dem Präſentirteller hätte ſchwenken können, bil¬<lb/> dete von der adligen Spitze den Uebergang zu dem<lb/> bis jetzt ſtandfeſten bürgerlichen Gefolge. Dachte ich<lb/> daran, dem von oben herab gegebenen Signale der<lb/> Deſertion zu folgen? Doch wohl nicht. Denn warum<lb/> ſonſt vermied ich den rathgebenden mütterlichen Blick?<lb/> Meine Augen hingen an dem anſtößigen Paare, das<lb/> jetzt in der entſtandenen Lücke an meine Seite rückte.<lb/> Ich ſah Dorotheens flehende Angſt und Luſt; ſah des<lb/> Prinzen vertraulichen Wink, der zu ſagen ſchien: „Du<lb/> biſt keine Närrin, Du bleibſt.“ Kurzum ich blieb.<lb/> Die Bourgeoiſie folgte meinem Exempel und der Tanz<lb/> hob an.</p><lb/> <p>Das war freilich ein anderes Treiben als die<lb/> Strapaze, welche der Deutſche ſonſthin Vergnügen<lb/> nennt! Wie raſch und luſtig die Gefüge wechſelten,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">16*<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [243/0250]
aus der Reihe und eilten nach der Thür, hinter deren
Säulen verborgen ſie den unberechenbaren Ausgang
erwarteten.
„Glaubt Seine Durchlaucht zu einer Kirmeß ge¬
laden zu ſein?“ hörte ich hinter mir die von dannen
rauſchende verwittwete Excellenz vom Hofmarſchall¬
amt höhnen.
Ich mit einem blutjungen Junkerchen, das ich
auf dem Präſentirteller hätte ſchwenken können, bil¬
dete von der adligen Spitze den Uebergang zu dem
bis jetzt ſtandfeſten bürgerlichen Gefolge. Dachte ich
daran, dem von oben herab gegebenen Signale der
Deſertion zu folgen? Doch wohl nicht. Denn warum
ſonſt vermied ich den rathgebenden mütterlichen Blick?
Meine Augen hingen an dem anſtößigen Paare, das
jetzt in der entſtandenen Lücke an meine Seite rückte.
Ich ſah Dorotheens flehende Angſt und Luſt; ſah des
Prinzen vertraulichen Wink, der zu ſagen ſchien: „Du
biſt keine Närrin, Du bleibſt.“ Kurzum ich blieb.
Die Bourgeoiſie folgte meinem Exempel und der Tanz
hob an.
Das war freilich ein anderes Treiben als die
Strapaze, welche der Deutſche ſonſthin Vergnügen
nennt! Wie raſch und luſtig die Gefüge wechſelten,
16*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |