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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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und über hundert Jahre hat's der ärgste Geizkragen
noch nicht gebracht. Dann aber giebt's keine Zweite
im Churfürstenthum wie unser Fräulein Hardine.
Nichts Unreputirliches, Gustelchen, um's Himmels¬
willen nichts dergleichen! Aber eine Heimlichkeit steckt
dahinter; darauf nehme ich Gift. So eine Prinzen¬
heirath etwa, die der Frau nicht die Mannesehre und
den Kindern nicht den Vaternamen giebt, wie die alte
geizige Schloßfrau ihrer Zeit auch eine eingegangen
hat; oder so etwas dergleichen, was Unsereiner nicht
versteht. Warum schlägt Fräulein Hardine die schönsten
Bewerbungen aus? Wird Eine freiwillig eine alte
Jungfer, die an jedem Finger einen Freier haben
könnte? Warum, frage ich, als weil sie in der Stille
schon Einen hat, der mit ihr auf die Grafenerbschaft
lauert. Laß sie aber nur erst sicher in ihrem Gold¬
thurme sitzen, dann wird der versteckte Prinz schon zum
Vorschein kommen. Und dann wirst Du ein Junker,
August, und ein reicher Millionair und dann denke
an die alte, arme Beckern, die Dir zuerst ein Lichtchen
angesteckt hat."

Der Erzähler schwieg. -- "Weiter, weiter, Mann!"
rief Frau Lisette in athemloser Spannung. "Weiter,
weiter! --"

und über hundert Jahre hat's der ärgſte Geizkragen
noch nicht gebracht. Dann aber giebt's keine Zweite
im Churfürſtenthum wie unſer Fräulein Hardine.
Nichts Unreputirliches, Guſtelchen, um's Himmels¬
willen nichts dergleichen! Aber eine Heimlichkeit ſteckt
dahinter; darauf nehme ich Gift. So eine Prinzen¬
heirath etwa, die der Frau nicht die Mannesehre und
den Kindern nicht den Vaternamen giebt, wie die alte
geizige Schloßfrau ihrer Zeit auch eine eingegangen
hat; oder ſo etwas dergleichen, was Unſereiner nicht
verſteht. Warum ſchlägt Fräulein Hardine die ſchönſten
Bewerbungen aus? Wird Eine freiwillig eine alte
Jungfer, die an jedem Finger einen Freier haben
könnte? Warum, frage ich, als weil ſie in der Stille
ſchon Einen hat, der mit ihr auf die Grafenerbſchaft
lauert. Laß ſie aber nur erſt ſicher in ihrem Gold¬
thurme ſitzen, dann wird der verſteckte Prinz ſchon zum
Vorſchein kommen. Und dann wirſt Du ein Junker,
Auguſt, und ein reicher Millionair und dann denke
an die alte, arme Beckern, die Dir zuerſt ein Lichtchen
angeſteckt hat.“

Der Erzähler ſchwieg. — „Weiter, weiter, Mann!“
rief Frau Liſette in athemloſer Spannung. „Weiter,
weiter! —“

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[31/0038] und über hundert Jahre hat's der ärgſte Geizkragen noch nicht gebracht. Dann aber giebt's keine Zweite im Churfürſtenthum wie unſer Fräulein Hardine. Nichts Unreputirliches, Guſtelchen, um's Himmels¬ willen nichts dergleichen! Aber eine Heimlichkeit ſteckt dahinter; darauf nehme ich Gift. So eine Prinzen¬ heirath etwa, die der Frau nicht die Mannesehre und den Kindern nicht den Vaternamen giebt, wie die alte geizige Schloßfrau ihrer Zeit auch eine eingegangen hat; oder ſo etwas dergleichen, was Unſereiner nicht verſteht. Warum ſchlägt Fräulein Hardine die ſchönſten Bewerbungen aus? Wird Eine freiwillig eine alte Jungfer, die an jedem Finger einen Freier haben könnte? Warum, frage ich, als weil ſie in der Stille ſchon Einen hat, der mit ihr auf die Grafenerbſchaft lauert. Laß ſie aber nur erſt ſicher in ihrem Gold¬ thurme ſitzen, dann wird der verſteckte Prinz ſchon zum Vorſchein kommen. Und dann wirſt Du ein Junker, Auguſt, und ein reicher Millionair und dann denke an die alte, arme Beckern, die Dir zuerſt ein Lichtchen angeſteckt hat.“ Der Erzähler ſchwieg. — „Weiter, weiter, Mann!“ rief Frau Liſette in athemloſer Spannung. „Weiter, weiter! —“

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/38>, abgerufen am 21.11.2024.