François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.Es währte Wochen, bevor unsere Bürgerschaft über Während dessen wanderte der Wachtmeister Müller Je näher er nun aber seinem Ziele rückte, um so 4*
Es währte Wochen, bevor unſere Bürgerſchaft über Während deſſen wanderte der Wachtmeiſter Müller Je näher er nun aber ſeinem Ziele rückte, um ſo 4*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0058" n="51"/> Es währte Wochen, bevor unſere Bürgerſchaft über<lb/> den ärgerlichen Streich zur Ruhe kam; nur aber um<lb/> von einem Erſtaunen in das andere zu fallen und ihr<lb/> Ehrendiplom vor der Hand zu ſiſtiren.</p><lb/> <p>Während deſſen wanderte der Wachtmeiſter Müller<lb/> wohlgemuth ſeines Weges. Sie hieß das Fräulein<lb/> von Reckenburg, ſie wohnte kaum zwölf Meilen fern<lb/> auf Schloß Reckenburg und jedes Kind wußte ihm den<lb/> Weg nach Schloß Reckenburg anzugeben. Er konnte<lb/> auf dieſem Wege ſeine Zehrung bezahlen; er hatte<lb/> Weile zechend zu raſten wo ihm beliebte, und ihm be¬<lb/> liebte mancher Orten zechend zu raſten. So währte<lb/> es denn eine Woche, ehe er den Strom erreichte, an<lb/> deſſen jenſeitigem Ufer das Reckenburger Gebiet be¬<lb/> ginnen ſollte.</p><lb/> <p>Je näher er nun aber ſeinem Ziele rückte, um ſo<lb/> anziehender wurde die Auskunft, die er über die Schlo߬<lb/> dame von Reckenburg erhielt. Es waren natürlich nur<lb/> kleine Leute, die er in den Herbergen, oder als ge¬<lb/> legentliche Weggenoſſen befragen konnte: Pächter, Förſter,<lb/> Viehhändler und dergleichen, einmüthig aber ſprachen<lb/> ſie von dem Fräulein mit dem tiefſten Reſpect. Und<lb/> zwar ſprachen ſie von ihr nicht nur wie von einer<lb/> ſteinreichen Frau, ſondern wie von dem klügſten und<lb/> <fw place="bottom" type="sig">4*<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [51/0058]
Es währte Wochen, bevor unſere Bürgerſchaft über
den ärgerlichen Streich zur Ruhe kam; nur aber um
von einem Erſtaunen in das andere zu fallen und ihr
Ehrendiplom vor der Hand zu ſiſtiren.
Während deſſen wanderte der Wachtmeiſter Müller
wohlgemuth ſeines Weges. Sie hieß das Fräulein
von Reckenburg, ſie wohnte kaum zwölf Meilen fern
auf Schloß Reckenburg und jedes Kind wußte ihm den
Weg nach Schloß Reckenburg anzugeben. Er konnte
auf dieſem Wege ſeine Zehrung bezahlen; er hatte
Weile zechend zu raſten wo ihm beliebte, und ihm be¬
liebte mancher Orten zechend zu raſten. So währte
es denn eine Woche, ehe er den Strom erreichte, an
deſſen jenſeitigem Ufer das Reckenburger Gebiet be¬
ginnen ſollte.
Je näher er nun aber ſeinem Ziele rückte, um ſo
anziehender wurde die Auskunft, die er über die Schlo߬
dame von Reckenburg erhielt. Es waren natürlich nur
kleine Leute, die er in den Herbergen, oder als ge¬
legentliche Weggenoſſen befragen konnte: Pächter, Förſter,
Viehhändler und dergleichen, einmüthig aber ſprachen
ſie von dem Fräulein mit dem tiefſten Reſpect. Und
zwar ſprachen ſie von ihr nicht nur wie von einer
ſteinreichen Frau, ſondern wie von dem klügſten und
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