François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.Nöthe den Antheil an dem allgemeinen Geschick. Jenes Das hülflose Hinsiechen meiner armen Mutter Nöthe den Antheil an dem allgemeinen Geſchick. Jenes Das hülfloſe Hinſiechen meiner armen Mutter <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0153" n="149"/> Nöthe den Antheil an dem allgemeinen Geſchick. Jenes<lb/> feindliche Gefolge, das ſo häufig einem großen Schmerze<lb/> nachhinkt und nach Tyrannenart ſich ſo hämiſch an<lb/> dem verachtenden Stolze rächt: die Sorge um das<lb/> gemeine Daſein, die Unruhe um das tägliche Brod,<lb/> ſchlummerloſe Nächte an einem Siechbette, Scham über<lb/> die erlahmende Kraft, demüthigendes Hoffen auf fremde<lb/> Hülfe, Zweifel und wie ſie ferner noch heißen mögen<lb/> die markſaugenden kleinen, — großen Erdenherren, —<lb/> ſie ſtiegen an meinem Horizonte auf. Flüchtig aller¬<lb/> dings, nicht zu einem erſchöpfenden Ringkampfe der<lb/> Kräfte, <choice><sic>villeicht</sic><corr>vielleicht</corr></choice> nur darum, daß ich ſie kennen lerne<lb/> von Angeſicht zu Angeſicht, kennen und Anderer Noth¬<lb/> wehr würdigen lerne, ſobald ich eines Tages ſtärker<lb/> als Viele gegen ſie gerüſtet war. Ich lernte ſie kennen;<lb/> aber die Lehre habe ich bis nahe an das Greiſenalter<lb/> nicht beherzigt.</p><lb/> <p>Das hülfloſe Hinſiechen meiner armen Mutter<lb/> konnte ſich Jahre lang friſten, unſere kleinen Erſpar¬<lb/> niſſe reichten aber kaum auf Monate aus. Der be¬<lb/> ſcheidene Gnadengehalt der Wittwe, wenn er in dieſen<lb/> Zeiten überhaupt gewährt werden konnte, würde unſere<lb/> mäßigſten Bedürfniſſe nicht gedeckt, Arbeit von meiner<lb/> ungeübten Hand ſchwerlich einen Abnehmer gefunden<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [149/0153]
Nöthe den Antheil an dem allgemeinen Geſchick. Jenes
feindliche Gefolge, das ſo häufig einem großen Schmerze
nachhinkt und nach Tyrannenart ſich ſo hämiſch an
dem verachtenden Stolze rächt: die Sorge um das
gemeine Daſein, die Unruhe um das tägliche Brod,
ſchlummerloſe Nächte an einem Siechbette, Scham über
die erlahmende Kraft, demüthigendes Hoffen auf fremde
Hülfe, Zweifel und wie ſie ferner noch heißen mögen
die markſaugenden kleinen, — großen Erdenherren, —
ſie ſtiegen an meinem Horizonte auf. Flüchtig aller¬
dings, nicht zu einem erſchöpfenden Ringkampfe der
Kräfte, vielleicht nur darum, daß ich ſie kennen lerne
von Angeſicht zu Angeſicht, kennen und Anderer Noth¬
wehr würdigen lerne, ſobald ich eines Tages ſtärker
als Viele gegen ſie gerüſtet war. Ich lernte ſie kennen;
aber die Lehre habe ich bis nahe an das Greiſenalter
nicht beherzigt.
Das hülfloſe Hinſiechen meiner armen Mutter
konnte ſich Jahre lang friſten, unſere kleinen Erſpar¬
niſſe reichten aber kaum auf Monate aus. Der be¬
ſcheidene Gnadengehalt der Wittwe, wenn er in dieſen
Zeiten überhaupt gewährt werden konnte, würde unſere
mäßigſten Bedürfniſſe nicht gedeckt, Arbeit von meiner
ungeübten Hand ſchwerlich einen Abnehmer gefunden
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