François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.Gehör, die in ihrem Innersten warnte: "Es ist nicht Ich forderte Zeit zur Ueberlegung, und es ver¬ Denn es nahte der Geburtstag des Königs, an Der gesammte Pomp des reichen Hauses entfal¬ So oft der dritte August in dieser Weise auf 12*
Gehör, die in ihrem Innerſten warnte: „Es iſt nicht Ich forderte Zeit zur Ueberlegung, und es ver¬ Denn es nahte der Geburtstag des Königs, an Der geſammte Pomp des reichen Hauſes entfal¬ So oft der dritte Auguſt in dieſer Weiſe auf 12*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0183" n="179"/> Gehör, die in ihrem Innerſten warnte: „Es iſt nicht<lb/> was Du brauchſt. Du wirſt fertig damit, aber Du<lb/> wirſt nicht fertig mit Dir ſelbſt!“ Spürte ſie einen<lb/> heimlichen, noch unverſtandenen Proteſt gegen eine<lb/> neue männliche Aufgabe, während das Weib nach<lb/> ſeinem verkümmerten Rechte drängte?</p><lb/> <p>Ich forderte Zeit zur Ueberlegung, und es ver¬<lb/> gingen Wochen, in welchen ich den Grafen nicht wie¬<lb/> derſah, Wochen der Unentſchloſſenheit, wie ich ſie nie¬<lb/> mals erfahren hatte. Endlich aber konnte eine Ent¬<lb/> ſcheidung nicht länger verzögert werden.</p><lb/> <p>Denn es nahte der Geburtstag des Königs, an<lb/> welchem nach einer zehnjährigen Regel, das größte<lb/> Gaſtgebot auf die Reckenburg erlaſſen wurde.</p><lb/> <p>Der geſammte Pomp des reichen Hauſes entfal¬<lb/> tete ſich bei dieſer Gelegenheit, ſelber die altgräflichen<lb/> Juwelen der alten Tante mußten für die feſtlichen Stun¬<lb/> den den Glanz ihrer Erbin erhöhen. Selbſtverſtändlich,<lb/> daß der Graf zu den Geladenen gehörte. Ich erwar¬<lb/> tete die Erneuerung ſeines Antrags. Die Vernunft<lb/> hatte geſiegt: ich war entſchloſſen, Ja zu ſagen.</p><lb/> <p>So oft der dritte Auguſt in dieſer Weiſe auf<lb/> Reckenburg ſchon verherrlicht worden, es war mir<lb/> nicht ein einziges Mal eingefallen, daß vor fernen‚<lb/> <fw place="bottom" type="sig">12*<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [179/0183]
Gehör, die in ihrem Innerſten warnte: „Es iſt nicht
was Du brauchſt. Du wirſt fertig damit, aber Du
wirſt nicht fertig mit Dir ſelbſt!“ Spürte ſie einen
heimlichen, noch unverſtandenen Proteſt gegen eine
neue männliche Aufgabe, während das Weib nach
ſeinem verkümmerten Rechte drängte?
Ich forderte Zeit zur Ueberlegung, und es ver¬
gingen Wochen, in welchen ich den Grafen nicht wie¬
derſah, Wochen der Unentſchloſſenheit, wie ich ſie nie¬
mals erfahren hatte. Endlich aber konnte eine Ent¬
ſcheidung nicht länger verzögert werden.
Denn es nahte der Geburtstag des Königs, an
welchem nach einer zehnjährigen Regel, das größte
Gaſtgebot auf die Reckenburg erlaſſen wurde.
Der geſammte Pomp des reichen Hauſes entfal¬
tete ſich bei dieſer Gelegenheit, ſelber die altgräflichen
Juwelen der alten Tante mußten für die feſtlichen Stun¬
den den Glanz ihrer Erbin erhöhen. Selbſtverſtändlich,
daß der Graf zu den Geladenen gehörte. Ich erwar¬
tete die Erneuerung ſeines Antrags. Die Vernunft
hatte geſiegt: ich war entſchloſſen, Ja zu ſagen.
So oft der dritte Auguſt in dieſer Weiſe auf
Reckenburg ſchon verherrlicht worden, es war mir
nicht ein einziges Mal eingefallen, daß vor fernen‚
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