François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.Wort tapfer herausgepreßt und eben wollte ich meine Ihr seid, wenn auch in früher Jugend, Zeugen Im entscheidenden Momente unterbrochen, blickte Wort tapfer herausgepreßt und eben wollte ich meine Ihr ſeid, wenn auch in früher Jugend, Zeugen Im entſcheidenden Momente unterbrochen, blickte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0186" n="182"/> Wort tapfer herausgepreßt und eben wollte ich meine<lb/> Hand in die ſeine legen, als ich eine bierbäſſige<lb/> Stimme zu meinen Füßen den Namen „Hardine“<lb/> rufen hörte.</p><lb/> <p>Ihr ſeid, wenn auch in früher Jugend, Zeugen<lb/> der nun folgenden Scene geweſen, meine Freunde, habt<lb/> ſie ohne Zweifel ſpäterhin manchmal recapituliren<lb/> hören. Ich brauche Euch alſo nur über die Vorgänge<lb/> in meinem Innern, die eine ſo verdächtigende Wirkung<lb/> hervorbrachten, aufzuklären.</p><lb/> <p>Im entſcheidenden Momente unterbrochen, blickte<lb/> ich auf und gewahrte einen jungen, rüſtigen Mann,<lb/> die Gluth des Trunkenbolds auf dem Geſicht; zu jeder<lb/> Zeit mir die widerwärtigſte Begegnung, bei dieſer Ge¬<lb/> legenheit aber doppelt ein Greuel. Unter wüſten, mir kaum<lb/> verſtändlichen Reden ſtieg er die Stufen heran, ein<lb/> Fuſeldunſt quoll mir entgegen; mit der Hand, die ich<lb/> eben zu einem Verlöbniß ausgeſtreckt hatte, wehrte ich<lb/> den dreiſten Geſellen von mir ab. Er taumelte, ſtürzte<lb/> und eine Blutſpur am Boden trieb mich an, ihn ge¬<lb/> nauer in’s Auge zu faſſen. Jetzt erſt bemerkte ich die<lb/> verwitterte Uniform, das kriegeriſche Zeichen des Legio¬<lb/> nairs, den verkrüppelten Arm; ich ſtarrte in die narbi¬<lb/> gen Züge und eine erſchütternde Ahnung überkam mich.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [182/0186]
Wort tapfer herausgepreßt und eben wollte ich meine
Hand in die ſeine legen, als ich eine bierbäſſige
Stimme zu meinen Füßen den Namen „Hardine“
rufen hörte.
Ihr ſeid, wenn auch in früher Jugend, Zeugen
der nun folgenden Scene geweſen, meine Freunde, habt
ſie ohne Zweifel ſpäterhin manchmal recapituliren
hören. Ich brauche Euch alſo nur über die Vorgänge
in meinem Innern, die eine ſo verdächtigende Wirkung
hervorbrachten, aufzuklären.
Im entſcheidenden Momente unterbrochen, blickte
ich auf und gewahrte einen jungen, rüſtigen Mann,
die Gluth des Trunkenbolds auf dem Geſicht; zu jeder
Zeit mir die widerwärtigſte Begegnung, bei dieſer Ge¬
legenheit aber doppelt ein Greuel. Unter wüſten, mir kaum
verſtändlichen Reden ſtieg er die Stufen heran, ein
Fuſeldunſt quoll mir entgegen; mit der Hand, die ich
eben zu einem Verlöbniß ausgeſtreckt hatte, wehrte ich
den dreiſten Geſellen von mir ab. Er taumelte, ſtürzte
und eine Blutſpur am Boden trieb mich an, ihn ge¬
nauer in’s Auge zu faſſen. Jetzt erſt bemerkte ich die
verwitterte Uniform, das kriegeriſche Zeichen des Legio¬
nairs, den verkrüppelten Arm; ich ſtarrte in die narbi¬
gen Züge und eine erſchütternde Ahnung überkam mich.
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