François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.dann leise auf und niederwandelnd. Mahnte ich sie "O, daß das arme Hirn in dieser Zersetzung sich "Seit gestern?" drängte ich gespannt. "Seit gestern -- --" Ein schriller Schrei aus dem Nebenzimmer Der Mann konnte nicht weiter; auch ich stand dann leiſe auf und niederwandelnd. Mahnte ich ſie „O, daß das arme Hirn in dieſer Zerſetzung ſich „Seit geſtern?“ drängte ich geſpannt. „Seit geſtern — —“ Ein ſchriller Schrei aus dem Nebenzimmer Der Mann konnte nicht weiter; auch ich ſtand <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0205" n="201"/> dann leiſe auf und niederwandelnd. Mahnte ich ſie<lb/> zur Ruhe, ſo gehorchte ſie, legte ſich und ſtellte ſich<lb/> ſchlafend. Sobald ich aber in meine Kammer zurück¬<lb/> gekehrt war und ſie ſich unbeobachtet glaubte, richtete<lb/> ſie ſich auf und begann ihre Wandelgänge von Neuem.<lb/> Sie ſchlummerte nicht, ſie fragte nach nichts und ant¬<lb/> wortete nur mit ſtummen, aber deutlichen Geberden;<lb/> ſie nahm nur gezwungen die nothdürftigſte Nahrung.</p><lb/> <p>„O, daß das arme Hirn in dieſer Zerſetzung ſich<lb/> leiſe erſchöpft hätte, aber ſeit geſtern — —“</p><lb/> <p>„Seit geſtern?“ drängte ich geſpannt.</p><lb/> <p>„Seit geſtern — —“</p><lb/> <p>Ein ſchriller Schrei aus dem Nebenzimmer<lb/> unterbrach ihn. Er ſprang auf und lauſchte hinter<lb/> dem Vorhang an der ſacht geöffneten Thür. „Wer<lb/> faßt es, Fräulein Hardine,“ ſagte er darauf, als es<lb/> drinnen wieder ſtill geworden war, „wer erträgt es,<lb/> die friedfertigſte Creatur enden zu ſehen unter den<lb/> Qualen einer Mörderin, ſie mit Gewalt vom Aeußerſten<lb/> abhalten zu müſſen, — — o, Gott, Gott! geſtern in<lb/> der Dämmerſtunde, ein unbewachter Moment und —<lb/> ſie würde — —“</p><lb/> <p>Der Mann konnte nicht weiter; auch ich ſtand<lb/> erſchüttert bis in’s Mark. Seit Monden, wo der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [201/0205]
dann leiſe auf und niederwandelnd. Mahnte ich ſie
zur Ruhe, ſo gehorchte ſie, legte ſich und ſtellte ſich
ſchlafend. Sobald ich aber in meine Kammer zurück¬
gekehrt war und ſie ſich unbeobachtet glaubte, richtete
ſie ſich auf und begann ihre Wandelgänge von Neuem.
Sie ſchlummerte nicht, ſie fragte nach nichts und ant¬
wortete nur mit ſtummen, aber deutlichen Geberden;
ſie nahm nur gezwungen die nothdürftigſte Nahrung.
„O, daß das arme Hirn in dieſer Zerſetzung ſich
leiſe erſchöpft hätte, aber ſeit geſtern — —“
„Seit geſtern?“ drängte ich geſpannt.
„Seit geſtern — —“
Ein ſchriller Schrei aus dem Nebenzimmer
unterbrach ihn. Er ſprang auf und lauſchte hinter
dem Vorhang an der ſacht geöffneten Thür. „Wer
faßt es, Fräulein Hardine,“ ſagte er darauf, als es
drinnen wieder ſtill geworden war, „wer erträgt es,
die friedfertigſte Creatur enden zu ſehen unter den
Qualen einer Mörderin, ſie mit Gewalt vom Aeußerſten
abhalten zu müſſen, — — o, Gott, Gott! geſtern in
der Dämmerſtunde, ein unbewachter Moment und —
ſie würde — —“
Der Mann konnte nicht weiter; auch ich ſtand
erſchüttert bis in’s Mark. Seit Monden, wo der
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