François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.stattliche Festcavalcade keines Blinzelns würdigten. Indessen sie hieß noch immer schlechthin Hardine ſtattliche Feſtcavalcade keines Blinzelns würdigten. Indeſſen ſie hieß noch immer ſchlechthin Hardine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0228" n="224"/> ſtattliche Feſtcavalcade keines Blinzelns würdigten.<lb/> Es herbergte ſich gut auch bei den Bauern von<lb/> Reckenburg; droben aber in den herrſchaftlichen Ge¬<lb/> mächern lockte ein allempfundener Zauber die Gäſte<lb/> herbei, denn die alte Dame lächelte gütig und die<lb/> junge war ſchön.</p><lb/> <p>Indeſſen ſie hieß noch immer ſchlechthin Hardine<lb/> Müller, ſie nahm eine Stellung ein, die ſich ebenſo¬<lb/> wohl für die bevorzugte Geſellſchafterin, wie für die<lb/> Verwandtin eines großen Hauſes geſchickt haben würde.<lb/> Ausbildung und Beſchäftigungsweiſe hätten ſie für das<lb/> Familienleben bürgerlicher Kreiſe geeignet gemacht,<lb/> Anſtand und äußere Form möchte ein junger Cavalier<lb/> nicht unter ſeiner Würde gefunden haben. Und eben<lb/> weil ſie ſo Verſchiedenen gerecht ſchien, ſah die Hoff¬<lb/> nung jedes Beſonderen ſich eingeſchränkt. Die Bürger¬<lb/> lichen ſchreckten die Anſprüche der ariſtokratiſchen<lb/> Pflegemutter; die Ariſtokraten ſchreckte die plebejiſche<lb/> Herkunft ohne verbriefte Zukunftsausſicht. Eine Zeit<lb/> lang glaubte man an eine Verbindung mit dem älteſten<lb/> Sohne des Grafen, einem, hübſchen, flotten Cavalier.<lb/> Der junge Herr beſann ſich aber anders, er wählte<lb/> Eine, die ich weiß nicht wie viele Ahnen und nicht,<lb/> wie die kleine Hardine, zwar zehn Sperlinge auf dem<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [224/0228]
ſtattliche Feſtcavalcade keines Blinzelns würdigten.
Es herbergte ſich gut auch bei den Bauern von
Reckenburg; droben aber in den herrſchaftlichen Ge¬
mächern lockte ein allempfundener Zauber die Gäſte
herbei, denn die alte Dame lächelte gütig und die
junge war ſchön.
Indeſſen ſie hieß noch immer ſchlechthin Hardine
Müller, ſie nahm eine Stellung ein, die ſich ebenſo¬
wohl für die bevorzugte Geſellſchafterin, wie für die
Verwandtin eines großen Hauſes geſchickt haben würde.
Ausbildung und Beſchäftigungsweiſe hätten ſie für das
Familienleben bürgerlicher Kreiſe geeignet gemacht,
Anſtand und äußere Form möchte ein junger Cavalier
nicht unter ſeiner Würde gefunden haben. Und eben
weil ſie ſo Verſchiedenen gerecht ſchien, ſah die Hoff¬
nung jedes Beſonderen ſich eingeſchränkt. Die Bürger¬
lichen ſchreckten die Anſprüche der ariſtokratiſchen
Pflegemutter; die Ariſtokraten ſchreckte die plebejiſche
Herkunft ohne verbriefte Zukunftsausſicht. Eine Zeit
lang glaubte man an eine Verbindung mit dem älteſten
Sohne des Grafen, einem, hübſchen, flotten Cavalier.
Der junge Herr beſann ſich aber anders, er wählte
Eine, die ich weiß nicht wie viele Ahnen und nicht,
wie die kleine Hardine, zwar zehn Sperlinge auf dem
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