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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.

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men unserer Landschaft zur Schönheit wie die des
Herbstes, und war es zum Lebewohl, war es zu einem
heimathlichen Glückauf, daß sie heute ihren blendend¬
sten Schmelz entfaltet hatte?

Ludwig und Hardine hatten eine Weile schwei¬
gend das reichgesättigte Bild überschaut. Jetzt un¬
terbrach der junge Mann die Stille; er faßte der
Gattin Hand und sprach mit einem Lächeln und herz¬
erschließenden Klang der Stimme: "Ja, es ist eine
liebe Heimath, und es müßte köstlich sein, sich aus
eigenem Antriebe in ihr ein Bürgerrecht zu erwerben.
Aber trockne Deine Thränen, meine Hardine. Gehö¬
ren wir nicht Eines dem Anderen? sind wir nicht
durch Sie zu froher Thätigkeit gewöhnt? Du wirst
auch anderwärts glücklich sein, mein liebes, sanftes
Weib!"

"Ueberall, Ludwig, überall mit Dir!" flüsterte
sie, indem sie den hellen Kopf an seine Brust gleiten
ließ. Nach einer Pause aber setzte sie hinzu, und ein
Schauer überrieselte die schwanke Gestalt: "Es ist ja
nicht das, Ludwig, nicht das allein -- --" Sie stockte,
er aber sagte:

"Nein, es ist nicht das, und ich weiß, was es
ist, Hardine. Kein bangeres Geheimniß als das des

men unſerer Landſchaft zur Schönheit wie die des
Herbſtes, und war es zum Lebewohl, war es zu einem
heimathlichen Glückauf, daß ſie heute ihren blendend¬
ſten Schmelz entfaltet hatte?

Ludwig und Hardine hatten eine Weile ſchwei¬
gend das reichgeſättigte Bild überſchaut. Jetzt un¬
terbrach der junge Mann die Stille; er faßte der
Gattin Hand und ſprach mit einem Lächeln und herz¬
erſchließenden Klang der Stimme: „Ja, es iſt eine
liebe Heimath, und es müßte köſtlich ſein, ſich aus
eigenem Antriebe in ihr ein Bürgerrecht zu erwerben.
Aber trockne Deine Thränen, meine Hardine. Gehö¬
ren wir nicht Eines dem Anderen? ſind wir nicht
durch Sie zu froher Thätigkeit gewöhnt? Du wirſt
auch anderwärts glücklich ſein, mein liebes, ſanftes
Weib!“

„Ueberall, Ludwig, überall mit Dir!“ flüſterte
ſie, indem ſie den hellen Kopf an ſeine Bruſt gleiten
ließ. Nach einer Pauſe aber ſetzte ſie hinzu, und ein
Schauer überrieſelte die ſchwanke Geſtalt: „Es iſt ja
nicht das, Ludwig, nicht das allein — —“ Sie ſtockte,
er aber ſagte:

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[233/0237] men unſerer Landſchaft zur Schönheit wie die des Herbſtes, und war es zum Lebewohl, war es zu einem heimathlichen Glückauf, daß ſie heute ihren blendend¬ ſten Schmelz entfaltet hatte? Ludwig und Hardine hatten eine Weile ſchwei¬ gend das reichgeſättigte Bild überſchaut. Jetzt un¬ terbrach der junge Mann die Stille; er faßte der Gattin Hand und ſprach mit einem Lächeln und herz¬ erſchließenden Klang der Stimme: „Ja, es iſt eine liebe Heimath, und es müßte köſtlich ſein, ſich aus eigenem Antriebe in ihr ein Bürgerrecht zu erwerben. Aber trockne Deine Thränen, meine Hardine. Gehö¬ ren wir nicht Eines dem Anderen? ſind wir nicht durch Sie zu froher Thätigkeit gewöhnt? Du wirſt auch anderwärts glücklich ſein, mein liebes, ſanftes Weib!“ „Ueberall, Ludwig, überall mit Dir!“ flüſterte ſie, indem ſie den hellen Kopf an ſeine Bruſt gleiten ließ. Nach einer Pauſe aber ſetzte ſie hinzu, und ein Schauer überrieſelte die ſchwanke Geſtalt: „Es iſt ja nicht das, Ludwig, nicht das allein — —“ Sie ſtockte, er aber ſagte: „Nein, es iſt nicht das, und ich weiß, was es iſt, Hardine. Kein bangeres Geheimniß als das des

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin02_1871/237>, abgerufen am 23.11.2024.