François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.öffnet hat; und wir wollen unsere Häupter hoch tra¬ Er schwieg. Die Gattin hatte ihre beiden Hände Fräulein Hardine hatte im Laufe des Sommers öffnet hat; und wir wollen unſere Häupter hoch tra¬ Er ſchwieg. Die Gattin hatte ihre beiden Hände Fräulein Hardine hatte im Laufe des Sommers <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0243" n="239"/> öffnet hat; und wir wollen unſere Häupter hoch tra¬<lb/> gen, gerade darum, denn die freie Liebe einer Mutter<lb/> hat ſich zwiſchen uns und den mächtigen Schatten ge¬<lb/> ſtellt.“</p><lb/> <p>Er ſchwieg. Die Gattin hatte ihre beiden Hände<lb/> in ſeine Rechte gelegt und er hielt ſie eine Weile<lb/> mit kräftigem Drucke umſchloſſen. Es war Abend<lb/> geworden; das letzte Roth verglüht, der erſte Stern<lb/> am Horizonte aufgeſtiegen; die weißen Nebelgeſtalten<lb/> der Aue drangen immer dichter und dichter zu den<lb/> dunklen Föhrenwipfeln empor. Noch einen Abſchieds¬<lb/> blick in die Runde, dann wendeten Ludwig und Har¬<lb/> dine ſich raſch und gingen ſchweigend, aber mit leb¬<lb/> hafteren Schritten, als ſie gekommen, dem Schloſſe<lb/> zu. Ohne Aufenthalt betraten ſie das einfache Thurm¬<lb/> gemach, das noch unverrückt die Spuren des ent¬<lb/> ſchwundenen Lebens trug.</p><lb/> <p>Fräulein Hardine hatte im Laufe des Sommers<lb/> einem namhaften Künſtler zu dem einzigen Bilde ge¬<lb/> ſeſſen, welches von ihr exiſtirt und welches jetzt, ſeiner<lb/> Beſtimmung gemäß, in dem Ahnenſaale der Recken¬<lb/> burg das letzte Feld einnimmt. Von der kinderloſen<lb/> Erbauerin war dieſer Platz dem fürſtlichen Gemahle<lb/> zugedacht, um die Reihe mit einem Purpur abzuſchlie¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [239/0243]
öffnet hat; und wir wollen unſere Häupter hoch tra¬
gen, gerade darum, denn die freie Liebe einer Mutter
hat ſich zwiſchen uns und den mächtigen Schatten ge¬
ſtellt.“
Er ſchwieg. Die Gattin hatte ihre beiden Hände
in ſeine Rechte gelegt und er hielt ſie eine Weile
mit kräftigem Drucke umſchloſſen. Es war Abend
geworden; das letzte Roth verglüht, der erſte Stern
am Horizonte aufgeſtiegen; die weißen Nebelgeſtalten
der Aue drangen immer dichter und dichter zu den
dunklen Föhrenwipfeln empor. Noch einen Abſchieds¬
blick in die Runde, dann wendeten Ludwig und Har¬
dine ſich raſch und gingen ſchweigend, aber mit leb¬
hafteren Schritten, als ſie gekommen, dem Schloſſe
zu. Ohne Aufenthalt betraten ſie das einfache Thurm¬
gemach, das noch unverrückt die Spuren des ent¬
ſchwundenen Lebens trug.
Fräulein Hardine hatte im Laufe des Sommers
einem namhaften Künſtler zu dem einzigen Bilde ge¬
ſeſſen, welches von ihr exiſtirt und welches jetzt, ſeiner
Beſtimmung gemäß, in dem Ahnenſaale der Recken¬
burg das letzte Feld einnimmt. Von der kinderloſen
Erbauerin war dieſer Platz dem fürſtlichen Gemahle
zugedacht, um die Reihe mit einem Purpur abzuſchlie¬
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |