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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.

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einer Waldeslichtung und im Vorwärtsschreiten dar¬
gestellt, den Blick mit ruhiger Zuversicht in die Ge¬
gend gerichtet, von welcher das Licht in die Scene
fällt. Schlicht gescheiteltes Haar, ein jagdgrünes
Gewand, in der Hand einen Eichenzweig: so wie wir
ihr täglich auf ihren Flurgängen begegnet sind. Auf
der Brust als einzigen Schmuck, das schwarzweiße
Ordenszeichen der Befreiungsjahre.

Ist es auch nur der Lauf und Ablauf eines Ge¬
schlechts, die Gesammtheit spiegelt sich uns in diesem
Einzelbilde. Unser Herz war beklommen, nun schlägt
es getrost. Wir fühlen uns gemahnt an jene Mensch¬
heitspfeiler, welche an die Gränze zweier Zeiten gestellt,
aus der alten hinaus die Brücke in eine neue
schlagen; gemahnt durch das gute Bild von unserem
Fräulein Hardine.

Dieses Bild war erst nach dem Tode der Dame
von dem Maler abgeliefert und von den Kindern, mit
einem Asternkranze umrahmt, für die heutige Weihe¬
stunde über dem Lehnstuhle befestigt worden, auf welchem
die Theure den letzten Athemzug ausgehaucht hatte.

Dem Bilde gegenüber nahmen sie ihren Platz
vor dem altväterlichen Eichentische, auf welchem die Bibel
bei dem achten Capitel des Römerbriefes aufgeschlagen

Louise v. Francois, Die letzte Reckenburgerin. II. 16

einer Waldeslichtung und im Vorwärtsſchreiten dar¬
geſtellt, den Blick mit ruhiger Zuverſicht in die Ge¬
gend gerichtet, von welcher das Licht in die Scene
fällt. Schlicht geſcheiteltes Haar, ein jagdgrünes
Gewand, in der Hand einen Eichenzweig: ſo wie wir
ihr täglich auf ihren Flurgängen begegnet ſind. Auf
der Bruſt als einzigen Schmuck, das ſchwarzweiße
Ordenszeichen der Befreiungsjahre.

Ist es auch nur der Lauf und Ablauf eines Ge¬
ſchlechts, die Geſammtheit ſpiegelt ſich uns in dieſem
Einzelbilde. Unſer Herz war beklommen, nun ſchlägt
es getroſt. Wir fühlen uns gemahnt an jene Menſch¬
heitspfeiler, welche an die Gränze zweier Zeiten geſtellt,
aus der alten hinaus die Brücke in eine neue
ſchlagen; gemahnt durch das gute Bild von unſerem
Fräulein Hardine.

Dieſes Bild war erſt nach dem Tode der Dame
von dem Maler abgeliefert und von den Kindern, mit
einem Aſternkranze umrahmt, für die heutige Weihe¬
ſtunde über dem Lehnſtuhle befeſtigt worden, auf welchem
die Theure den letzten Athemzug ausgehaucht hatte.

Dem Bilde gegenüber nahmen ſie ihren Platz
vor dem altväterlichen Eichentiſche, auf welchem die Bibel
bei dem achten Capitel des Römerbriefes aufgeſchlagen

Louise v. François, Die letzte Reckenburgerin. II. 16
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[241/0245] einer Waldeslichtung und im Vorwärtsſchreiten dar¬ geſtellt, den Blick mit ruhiger Zuverſicht in die Ge¬ gend gerichtet, von welcher das Licht in die Scene fällt. Schlicht geſcheiteltes Haar, ein jagdgrünes Gewand, in der Hand einen Eichenzweig: ſo wie wir ihr täglich auf ihren Flurgängen begegnet ſind. Auf der Bruſt als einzigen Schmuck, das ſchwarzweiße Ordenszeichen der Befreiungsjahre. Ist es auch nur der Lauf und Ablauf eines Ge¬ ſchlechts, die Geſammtheit ſpiegelt ſich uns in dieſem Einzelbilde. Unſer Herz war beklommen, nun ſchlägt es getroſt. Wir fühlen uns gemahnt an jene Menſch¬ heitspfeiler, welche an die Gränze zweier Zeiten geſtellt, aus der alten hinaus die Brücke in eine neue ſchlagen; gemahnt durch das gute Bild von unſerem Fräulein Hardine. Dieſes Bild war erſt nach dem Tode der Dame von dem Maler abgeliefert und von den Kindern, mit einem Aſternkranze umrahmt, für die heutige Weihe¬ ſtunde über dem Lehnſtuhle befeſtigt worden, auf welchem die Theure den letzten Athemzug ausgehaucht hatte. Dem Bilde gegenüber nahmen ſie ihren Platz vor dem altväterlichen Eichentiſche, auf welchem die Bibel bei dem achten Capitel des Römerbriefes aufgeſchlagen Louise v. François, Die letzte Reckenburgerin. II. 16

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin02_1871/245>, abgerufen am 23.11.2024.