Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891."O über Euch leichtsinniges Mannsvolk!" rief "Du hältst mich gewiß für einen Gecken," fiel "Nein, nicht, -- aber ein Gernegroß bist; ist's "Schilt noch ein bischen," rief Alfred mit "Geh', geh', so war's nicht gemeint! Aber "Nein, nein! sie hat ihn ja auch längst vergessen, Frapan, Bittersüß. 7
„O über Euch leichtſinniges Mannsvolk!“ rief „Du hältſt mich gewiß für einen Gecken,“ fiel „Nein, nicht, — aber ein Gernegroß biſt; iſt's „Schilt noch ein bischen,“ rief Alfred mit „Geh', geh', ſo war's nicht gemeint! Aber „Nein, nein! ſie hat ihn ja auch längſt vergeſſen, Frapan, Bitterſüß. 7
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„O über Euch leichtſinniges Mannsvolk!“ rief
das Mädchen. „Das ſprüht Küſſe umher wie der
Springbrunnen Tropfen und ſäh's nicht einmal un¬
gern, wenn jeder Kuß für Ernſt genommen würd',
und jede arme Empfängerin ihn nun wie eine Re¬
liquie einbalſamirte! Die armen Kinder ſind auch
geſcheut, und wenn nach ſo einem Luftkuß nichts
weiter erfolgt, da bleibt's eben Luft auch für ſie.“
„Du hältſt mich gewiß für einen Gecken,“ fiel
er kleinlaut ein.
„Nein, nicht, — aber ein Gernegroß biſt; iſt's
nicht im Guten, ſo ſei's denn in Sünden, nicht wahr?
Warum biſt denn ſo zornig worden, wie das arm'
Dingerl da übern Zaun geſchwätzt und gelacht hat?“
„Schilt noch ein bischen,“ rief Alfred mit
wiedergewonnener Sicherheit, „ich ſchäme mich zwar
ſehr, denn Du haſt leider recht, — aber doch iſt mir
ſo wohl dabei — ich möchte dazu ſchnurren wie
Dein kleiner Kater, wenn Du ihn liebkoſeſt.“
„Geh', geh', ſo war's nicht gemeint! Aber
heut' noch ſchreibſt an den Wolff, das heißt, ich
ſchreib' für Dich, daß wir Nachricht kriegen über die
kranke Schweſter, arm's Weſen, und er von Dir weiß
und Deiner Verhinderung. Aber von dem einfältigen
Kuß wirſt nichts berichten, oder — —“
„Nein, nein! ſie hat ihn ja auch längſt vergeſſen,
ihn und mich,“ ſagte Alfred ſchnell.
Frapan, Bitterſüß. 7
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