Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.ich nit brav bin, wie nur eine!" Dann schüttelte "Was stehst da und guckst mich an, so unschul¬ Und als Michel noch stand und nicht wußte, Es war schon recht, sie hatte etwas Fremdes; ich nit brav bin, wie nur eine!“ Dann ſchüttelte „Was ſtehſt da und guckſt mich an, ſo unſchul¬ Und als Michel noch ſtand und nicht wußte, Es war ſchon recht, ſie hatte etwas Fremdes; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0176" n="160"/> ich nit brav bin, wie nur eine!“ Dann ſchüttelte<lb/> ſie lachend den Hut in den Nacken.</p><lb/> <p>„Was ſtehſt da und guckſt mich an, ſo unſchul¬<lb/> dig, als wärſt nit auch e Mannsbild?“</p><lb/> <p>Und als Michel noch ſtand und nicht wußte,<lb/> was er eigentlich ſagen ſolle, denn er konnte ihr nicht<lb/> folgen in all die Gedankenſprünge, warf ſie plötzlich<lb/> mit zorniger Miene den Spaten hin: „Jeſſas, da<lb/> rufen's ſcho wieder, nit en Augenblick hat man Ruh<lb/> in dem Haus!“ Ehe ſich's Michel verſah, ging ſie<lb/> ſchon mit geſenktem Kopf weit hinten zwiſchen den<lb/> Büſchen, und er hätte ſo gern eine Zuſage auf den<lb/> Abend mitgenommen. Er guckte, ſo lang er noch<lb/> einen Schimmer von dem weißen Schurz erhaſchen<lb/> konnte, — dies herbe Geſchöpf, das ihm nie ein<lb/> freundliches Wort gönnte, und ihm doch feurige<lb/> Blicke zuwarf, hatte es ihm angethan, ſaß ihm im<lb/> Blut, daß er's nicht mehr losmachen konnte.</p><lb/> <p>Es war ſchon recht, ſie hatte etwas Fremdes;<lb/> ein Kamerad hatte einmal gemeint, etwas Welſches.<lb/> Aber nicht ſchwächlich wie die, nein, großgewachſen<lb/> und kräftig zur Arbeit, trotz ihrer dunkeln Haut und<lb/> der ſtarken Brauen über den großen Augen. Und<lb/> wie ſie die zuſammenziehen konnte, wenn ihr etwas<lb/> nicht gefiel! Und wie ſie reden konnte! Nicht wie<lb/> ein Mädel von achtzehn Jahren, nein, wie ein Altes,<lb/> ſo erfahren und geſchickt. Und weder dummſcheu wie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [160/0176]
ich nit brav bin, wie nur eine!“ Dann ſchüttelte
ſie lachend den Hut in den Nacken.
„Was ſtehſt da und guckſt mich an, ſo unſchul¬
dig, als wärſt nit auch e Mannsbild?“
Und als Michel noch ſtand und nicht wußte,
was er eigentlich ſagen ſolle, denn er konnte ihr nicht
folgen in all die Gedankenſprünge, warf ſie plötzlich
mit zorniger Miene den Spaten hin: „Jeſſas, da
rufen's ſcho wieder, nit en Augenblick hat man Ruh
in dem Haus!“ Ehe ſich's Michel verſah, ging ſie
ſchon mit geſenktem Kopf weit hinten zwiſchen den
Büſchen, und er hätte ſo gern eine Zuſage auf den
Abend mitgenommen. Er guckte, ſo lang er noch
einen Schimmer von dem weißen Schurz erhaſchen
konnte, — dies herbe Geſchöpf, das ihm nie ein
freundliches Wort gönnte, und ihm doch feurige
Blicke zuwarf, hatte es ihm angethan, ſaß ihm im
Blut, daß er's nicht mehr losmachen konnte.
Es war ſchon recht, ſie hatte etwas Fremdes;
ein Kamerad hatte einmal gemeint, etwas Welſches.
Aber nicht ſchwächlich wie die, nein, großgewachſen
und kräftig zur Arbeit, trotz ihrer dunkeln Haut und
der ſtarken Brauen über den großen Augen. Und
wie ſie die zuſammenziehen konnte, wenn ihr etwas
nicht gefiel! Und wie ſie reden konnte! Nicht wie
ein Mädel von achtzehn Jahren, nein, wie ein Altes,
ſo erfahren und geſchickt. Und weder dummſcheu wie
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