Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.Klärchen Esmarch an die Geschwister in Kufstein, 25. März 89.München. 2 Uhr Mittags. Liebe Große! O wie gut, daß Du mir noch Dieselbe an Dieselben. Ich schreibe gleich noch eine. Aber Rudi, mein Klärchen Esmarch an die Geſchwiſter in Kufſtein, 25. März 89.München. 2 Uhr Mittags. Liebe Große! O wie gut, daß Du mir noch Dieſelbe an Dieſelben. Ich ſchreibe gleich noch eine. Aber Rudi, mein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0205"/> <div type="letter" n="2"> <head> <hi rendition="#g">Klärchen Esmarch an die Geſchwiſter in<lb/> München.</hi><lb/> </head> <opener> <dateline rendition="#right">Kufſtein, 25. März 89.<lb/> 2 Uhr Mittags.</dateline> </opener><lb/> <p>Liebe Große! O wie gut, daß Du mir noch<lb/> die Correſpondenzkarten in mein Umhängtäſchchen ge¬<lb/> ſteckt haſt, liebe Irene, jetzt kann ich Euch gleich eine<lb/> ſchreiben. Ich habe ſchon ſo viel geſehen, obgleich<lb/> wir erſt 2½ Stunden von München fort ſind, daß<lb/> mein Kopf ganz wirbelt vor Freude. Gleich, als<lb/> wir in die Nähe von Roſenheim kamen, merkte ich,<lb/> daß hier eine andere Welt anfing, nämlich die Berge.<lb/> O wie weiß ſie alle noch ſind, man kann nicht dar¬<lb/> auf hinſehen, weil es blendet, und der Himmel ganz<lb/> dunkelblau — ich bin nur ſo furchtbar traurig, daß<lb/> Ihr nicht mit ſeid. Mama auch. Wenn wir nicht<lb/> den Troſt hätten mit der Hochzeitsreiſe, könnt' ich es<lb/> gar nicht ertragen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div type="letter" n="2"> <head> <hi rendition="#g">Dieſelbe an Dieſelben.</hi><lb/> </head> <p>Ich ſchreibe gleich noch eine. Aber Rudi, mein<lb/> armer, ſüßer Bruder, Du biſt ja noch nicht verlobt,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0205]
Klärchen Esmarch an die Geſchwiſter in
München.
Kufſtein, 25. März 89.
2 Uhr Mittags.
Liebe Große! O wie gut, daß Du mir noch
die Correſpondenzkarten in mein Umhängtäſchchen ge¬
ſteckt haſt, liebe Irene, jetzt kann ich Euch gleich eine
ſchreiben. Ich habe ſchon ſo viel geſehen, obgleich
wir erſt 2½ Stunden von München fort ſind, daß
mein Kopf ganz wirbelt vor Freude. Gleich, als
wir in die Nähe von Roſenheim kamen, merkte ich,
daß hier eine andere Welt anfing, nämlich die Berge.
O wie weiß ſie alle noch ſind, man kann nicht dar¬
auf hinſehen, weil es blendet, und der Himmel ganz
dunkelblau — ich bin nur ſo furchtbar traurig, daß
Ihr nicht mit ſeid. Mama auch. Wenn wir nicht
den Troſt hätten mit der Hochzeitsreiſe, könnt' ich es
gar nicht ertragen.
Dieſelbe an Dieſelben.
Ich ſchreibe gleich noch eine. Aber Rudi, mein
armer, ſüßer Bruder, Du biſt ja noch nicht verlobt,
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