Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.Augen "Willkommen!" riefen, und die liebe Hand Dein Eugen. P. S. Ich male, daß es nur so spritzt. Die Frau Dr. Esmarch an ihre Kinder. Venedig, 16. April. Meine geliebten Kinder! Klärchen weiß nicht, Augen „Willkommen!“ riefen, und die liebe Hand Dein Eugen. P. S. Ich male, daß es nur ſo ſpritzt. Die Frau Dr. Esmarch an ihre Kinder. Venedig, 16. April. Meine geliebten Kinder! Klärchen weiß nicht, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <p><pb facs="#f0263" n="247"/> Augen „Willkommen!“ riefen, und die liebe Hand<lb/> ſich mir entgegenſtreckte, ſchon von Weitem. Nun<lb/> quält mich die Frage: Hätt' ich beſſer gethan, ihr<lb/> die Geſchichte zu verſchweigen? Aber ſie hängt mir<lb/> doch einmal an, und wenn Selma mich geliebt hätte,<lb/> ſtatt mit mir zu ſpielen, ſo wäre vielleicht, nein, ge¬<lb/> wiß — die Scheidung im Gange, und ich wäre in<lb/> abſehbarer Zeit Selma's Mann! Die Thatſache läßt<lb/> ſich doch nicht aus der Welt räumen, ſo qualvoll ſie<lb/> mir jetzt auch iſt. Wie glücklich, daß nicht alle<lb/> Wünſche in Erfüllung gehen! Denk' Dir, ich hätte<lb/> Selma geheirathet, und mir wäre dann Klärchen be¬<lb/> gegnet! Ich bin freilich auch ſo unſelig.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#et">Dein Eugen.</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p><hi rendition="#aq">P</hi>. <hi rendition="#aq">S</hi>. Ich male, daß es nur ſo ſpritzt. Die<lb/> Hechingen grüß' ich höflich, da ich ſie ja doch nicht<lb/> vergiften kann, was ich lieber thäte.</p> </postscript><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div type="letter" n="2"> <head><hi rendition="#g">Frau</hi><hi rendition="#aq">Dr</hi>. <hi rendition="#g">Esmarch an ihre Kinder</hi>.<lb/></head> <opener> <dateline rendition="#right">Venedig, 16. April. </dateline> </opener><lb/> <p>Meine geliebten Kinder! Klärchen weiß nicht,<lb/> daß ich Euch dies ſchreibe, — es iſt aber nothwendig,<lb/> weil ich Euch bitten möchte, in Euren Briefen nicht<lb/> nach dem Herrn Nietzſche zu fragen. Er iſt uns ja<lb/> erſt als ein grober, unſchädlicher Polterer erſchienen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [247/0263]
Augen „Willkommen!“ riefen, und die liebe Hand
ſich mir entgegenſtreckte, ſchon von Weitem. Nun
quält mich die Frage: Hätt' ich beſſer gethan, ihr
die Geſchichte zu verſchweigen? Aber ſie hängt mir
doch einmal an, und wenn Selma mich geliebt hätte,
ſtatt mit mir zu ſpielen, ſo wäre vielleicht, nein, ge¬
wiß — die Scheidung im Gange, und ich wäre in
abſehbarer Zeit Selma's Mann! Die Thatſache läßt
ſich doch nicht aus der Welt räumen, ſo qualvoll ſie
mir jetzt auch iſt. Wie glücklich, daß nicht alle
Wünſche in Erfüllung gehen! Denk' Dir, ich hätte
Selma geheirathet, und mir wäre dann Klärchen be¬
gegnet! Ich bin freilich auch ſo unſelig.
Dein Eugen.
P. S. Ich male, daß es nur ſo ſpritzt. Die
Hechingen grüß' ich höflich, da ich ſie ja doch nicht
vergiften kann, was ich lieber thäte.
Frau Dr. Esmarch an ihre Kinder.
Venedig, 16. April.
Meine geliebten Kinder! Klärchen weiß nicht,
daß ich Euch dies ſchreibe, — es iſt aber nothwendig,
weil ich Euch bitten möchte, in Euren Briefen nicht
nach dem Herrn Nietzſche zu fragen. Er iſt uns ja
erſt als ein grober, unſchädlicher Polterer erſchienen
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