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Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.

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her hat der Vater mich bei Seite geführt und mir
gesagt, er möchte reinen Wein haben über die hä߬
liche Geschichte, die ihnen die Hechingen erzählt. Da
hab' ich denn mein Herz erleichtert, Mann dem
Manne, und der treffliche Doktor hat zwar stark mit
dem grauen Kopf geschüttelt, ist auch, die Hände auf
dem Rücken, lange mit mir auf- und abgegangen,
endlich aber hat er doch gemeint, er wolle den Um¬
gang mit mir wieder aufnehmen, nur bitt' er sich
aus, daß ich dem Klärchen keine Grillen in den Kopf
setze. Da hab' ich mich nicht halten können und hab'
ihm auch über das Klärchen Alles gesagt, was ich zu
sagen hatte. Da hat er mir geantwortet, wenn ich
mein Herz ein Jahr lang prüfen und schweigen wolle,
dann werde er nicht dazwischen treten. Darauf hat
er seine Frau gerufen und ihr unser Abkommen mit¬
getheilt, und so bin ich nun also der geduldete Be¬
werber um das reizendste Geschöpf dieser Erde! Ich
werde ihr sagen: "Liebes Herz, von mir weißt Du's
nun wenigstens, daß ich nicht immer viel getaugt
habe, und auch wieso nicht, -- wenn ein Andrer
käme und verschwiege sein Vorleben, und gäbe Dir
nicht, wie ich, das Versprechen, gut zu sein, -- Du
könntest noch weit ärger enttäuscht werden." Soll ich
das sagen? Oder sie daran erinnern, daß ich acht
Jahre älter bin als sie, und deshalb mehr Gelegen¬
heit gehabt habe, zu sündigen? Ach, sie wird mir

her hat der Vater mich bei Seite geführt und mir
geſagt, er möchte reinen Wein haben über die hä߬
liche Geſchichte, die ihnen die Hechingen erzählt. Da
hab' ich denn mein Herz erleichtert, Mann dem
Manne, und der treffliche Doktor hat zwar ſtark mit
dem grauen Kopf geſchüttelt, iſt auch, die Hände auf
dem Rücken, lange mit mir auf- und abgegangen,
endlich aber hat er doch gemeint, er wolle den Um¬
gang mit mir wieder aufnehmen, nur bitt' er ſich
aus, daß ich dem Klärchen keine Grillen in den Kopf
ſetze. Da hab' ich mich nicht halten können und hab'
ihm auch über das Klärchen Alles geſagt, was ich zu
ſagen hatte. Da hat er mir geantwortet, wenn ich
mein Herz ein Jahr lang prüfen und ſchweigen wolle,
dann werde er nicht dazwiſchen treten. Darauf hat
er ſeine Frau gerufen und ihr unſer Abkommen mit¬
getheilt, und ſo bin ich nun alſo der geduldete Be¬
werber um das reizendſte Geſchöpf dieſer Erde! Ich
werde ihr ſagen: „Liebes Herz, von mir weißt Du's
nun wenigſtens, daß ich nicht immer viel getaugt
habe, und auch wieſo nicht, — wenn ein Andrer
käme und verſchwiege ſein Vorleben, und gäbe Dir
nicht, wie ich, das Verſprechen, gut zu ſein, — Du
könnteſt noch weit ärger enttäuſcht werden.“ Soll ich
das ſagen? Oder ſie daran erinnern, daß ich acht
Jahre älter bin als ſie, und deshalb mehr Gelegen¬
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[261/0277] her hat der Vater mich bei Seite geführt und mir geſagt, er möchte reinen Wein haben über die hä߬ liche Geſchichte, die ihnen die Hechingen erzählt. Da hab' ich denn mein Herz erleichtert, Mann dem Manne, und der treffliche Doktor hat zwar ſtark mit dem grauen Kopf geſchüttelt, iſt auch, die Hände auf dem Rücken, lange mit mir auf- und abgegangen, endlich aber hat er doch gemeint, er wolle den Um¬ gang mit mir wieder aufnehmen, nur bitt' er ſich aus, daß ich dem Klärchen keine Grillen in den Kopf ſetze. Da hab' ich mich nicht halten können und hab' ihm auch über das Klärchen Alles geſagt, was ich zu ſagen hatte. Da hat er mir geantwortet, wenn ich mein Herz ein Jahr lang prüfen und ſchweigen wolle, dann werde er nicht dazwiſchen treten. Darauf hat er ſeine Frau gerufen und ihr unſer Abkommen mit¬ getheilt, und ſo bin ich nun alſo der geduldete Be¬ werber um das reizendſte Geſchöpf dieſer Erde! Ich werde ihr ſagen: „Liebes Herz, von mir weißt Du's nun wenigſtens, daß ich nicht immer viel getaugt habe, und auch wieſo nicht, — wenn ein Andrer käme und verſchwiege ſein Vorleben, und gäbe Dir nicht, wie ich, das Verſprechen, gut zu ſein, — Du könnteſt noch weit ärger enttäuſcht werden.“ Soll ich das ſagen? Oder ſie daran erinnern, daß ich acht Jahre älter bin als ſie, und deshalb mehr Gelegen¬ heit gehabt habe, zu ſündigen? Ach, ſie wird mir

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Zitationshilfe: Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/277>, abgerufen am 28.11.2024.