Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.lange nicht ganz. O, wie wahr das ist. Er ist der Eure kleine Kläre. Eugen Schmidthammer an Toni Emmer. Gossensaß, 24. April. O Freund, sie liebt mich wirklich, Klärchen liebt lange nicht ganz. O, wie wahr das iſt. Er iſt der Eure kleine Kläre. Eugen Schmidthammer an Toni Emmer. Goſſenſaß, 24. April. O Freund, ſie liebt mich wirklich, Klärchen liebt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <p><pb facs="#f0279" n="263"/> lange nicht ganz. O, wie wahr das iſt. Er iſt der<lb/> beſte, liebſte, tapferſte Menſch, den man ſich denken<lb/> kann. Und ſo aufrichtig! Ich bin ſo glücklich</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#et">Eure kleine Kläre.</hi> </salute> </closer><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div type="letter" n="2"> <head><hi rendition="#g">Eugen Schmidthammer an Toni Emmer</hi>.<lb/></head> <opener> <dateline rendition="#right">Goſſenſaß, 24. April. </dateline> </opener><lb/> <p>O Freund, ſie liebt mich wirklich, Klärchen liebt<lb/> mich! Als ich die ſchrecklichen Briefe bekam, die Du<lb/> mir endlich geſchickt haſt, — Du mußt mir noch er¬<lb/> zählen, wie Du ſie ihr entwunden, Freund, — als<lb/> die Blätter an die Frau, die mein Herz in ihren<lb/> Händen gehalten, mir zwiſchen den Fingern brannten,<lb/> dacht' ich plötzlich: Wie, wenn ich ſie Klärchen über¬<lb/> gebe, damit ſie ſieht, daß ich kein Geheimniß vor ihr<lb/> habe! Es war eine Gewaltprobe, ich wußt' es wohl,<lb/> denn wenn ſie dieſe tollen Dinge las, wenn ihre<lb/> Neugier größer war als ihr Vertrauen, dann mußte<lb/> ich auf das Schlimmſte gefaßt ſein, dann ſtand ihre<lb/> junge Neigung ſicher auf dem Spiel. Aber ich war<lb/> ſo unruhig, ich wollte Gewißheit haben. So ſucht'<lb/> ich Klärchen auf und gab ihr die Briefe. Und was<lb/> that ſie? O Freund, ſie gab ſie mir zurück und<lb/> ſagte mit einem himmliſchen Lächeln: „Es iſt ja<lb/> vorbei! verbrennen Sie ſie; nicht wahr, Sie wollen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [263/0279]
lange nicht ganz. O, wie wahr das iſt. Er iſt der
beſte, liebſte, tapferſte Menſch, den man ſich denken
kann. Und ſo aufrichtig! Ich bin ſo glücklich
Eure kleine Kläre.
Eugen Schmidthammer an Toni Emmer.
Goſſenſaß, 24. April.
O Freund, ſie liebt mich wirklich, Klärchen liebt
mich! Als ich die ſchrecklichen Briefe bekam, die Du
mir endlich geſchickt haſt, — Du mußt mir noch er¬
zählen, wie Du ſie ihr entwunden, Freund, — als
die Blätter an die Frau, die mein Herz in ihren
Händen gehalten, mir zwiſchen den Fingern brannten,
dacht' ich plötzlich: Wie, wenn ich ſie Klärchen über¬
gebe, damit ſie ſieht, daß ich kein Geheimniß vor ihr
habe! Es war eine Gewaltprobe, ich wußt' es wohl,
denn wenn ſie dieſe tollen Dinge las, wenn ihre
Neugier größer war als ihr Vertrauen, dann mußte
ich auf das Schlimmſte gefaßt ſein, dann ſtand ihre
junge Neigung ſicher auf dem Spiel. Aber ich war
ſo unruhig, ich wollte Gewißheit haben. So ſucht'
ich Klärchen auf und gab ihr die Briefe. Und was
that ſie? O Freund, ſie gab ſie mir zurück und
ſagte mit einem himmliſchen Lächeln: „Es iſt ja
vorbei! verbrennen Sie ſie; nicht wahr, Sie wollen
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