Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.Voll Unlust ging er endlich auf die Straße, weil "Das Fräulein verreist auch wieder," sagte sie Emerenz öffnete den Reisesack ein bischen, da "Verreist?" fragte er betreten, "die Sängerin?" "Sie ist keine Sängerin, aber sie singt arg Das Kind nickte eifrig und schaute in das Haus Nun muß es anders mit mir werden, nun muß Voll Unluſt ging er endlich auf die Straße, weil „Das Fräulein verreiſt auch wieder,“ ſagte ſie Emerenz öffnete den Reiſeſack ein bischen, da „Verreiſt?“ fragte er betreten, „die Sängerin?“ „Sie iſt keine Sängerin, aber ſie ſingt arg Das Kind nickte eifrig und ſchaute in das Haus Nun muß es anders mit mir werden, nun muß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0043" n="27"/> <p>Voll Unluſt ging er endlich auf die Straße, weil<lb/> er es ſo allein mit ſich nicht aushalten konnte. Vor<lb/> der Hausthür gegenüber ſtand ein Wagen, der Kutſcher<lb/> legte eben einen Reiſekoffer zurecht; ſeine Wirthin<lb/> ſtand mit der Emerenz, die einen Reiſeſack in der<lb/> Hand hielt.</p><lb/> <p>„Das Fräulein verreiſt auch wieder,“ ſagte ſie<lb/> zu ihm im Vorbeigehen, „da wird's Peterl nimmer<lb/> zu Ihnen kommen, 's geht mit. Da ſchaug'ns.“</p><lb/> <p>Emerenz öffnete den Reiſeſack ein bischen, da<lb/> war nichts weiter drin, als das wohlbekannte Kätzchen.</p><lb/> <p>„Verreiſt?“ fragte er betreten, „die Sängerin?“</p><lb/> <p>„Sie iſt keine Sängerin, aber ſie ſingt arg<lb/> ſchön,“ erwiderte die Frau. „Sie geht zu ihrer<lb/> Schwägerin, die iſt krank. A guts, guts Fräulein,<lb/> wenn Eins krank iſt, gelt Du, Emerenz?“</p><lb/> <p>Das Kind nickte eifrig und ſchaute in das Haus<lb/> zurück. Da kam ſie die Treppen herunter. Er wandte<lb/> ſchnell die Augen ab und ſtürmte um die Ecke, er<lb/> wußte ſelbſt nicht warum. —</p><lb/> <p>Nun muß es anders mit mir werden, nun muß<lb/> das abgethan ſein, dachte er. Er ging in die An¬<lb/> tikenſammlung und vertiefte ſich ganz ins Anſchauen.<lb/> Auch entſchloß er ſich, ein Empfehlungsſchreiben des<lb/> Bildhauers in Hamburg an einen Kunſtgenoſſen ab¬<lb/> zugeben. Der nahm ihn freundlich auf, über Er¬<lb/> warten; einen Gehülfen brauche er zwar im Augen¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0043]
Voll Unluſt ging er endlich auf die Straße, weil
er es ſo allein mit ſich nicht aushalten konnte. Vor
der Hausthür gegenüber ſtand ein Wagen, der Kutſcher
legte eben einen Reiſekoffer zurecht; ſeine Wirthin
ſtand mit der Emerenz, die einen Reiſeſack in der
Hand hielt.
„Das Fräulein verreiſt auch wieder,“ ſagte ſie
zu ihm im Vorbeigehen, „da wird's Peterl nimmer
zu Ihnen kommen, 's geht mit. Da ſchaug'ns.“
Emerenz öffnete den Reiſeſack ein bischen, da
war nichts weiter drin, als das wohlbekannte Kätzchen.
„Verreiſt?“ fragte er betreten, „die Sängerin?“
„Sie iſt keine Sängerin, aber ſie ſingt arg
ſchön,“ erwiderte die Frau. „Sie geht zu ihrer
Schwägerin, die iſt krank. A guts, guts Fräulein,
wenn Eins krank iſt, gelt Du, Emerenz?“
Das Kind nickte eifrig und ſchaute in das Haus
zurück. Da kam ſie die Treppen herunter. Er wandte
ſchnell die Augen ab und ſtürmte um die Ecke, er
wußte ſelbſt nicht warum. —
Nun muß es anders mit mir werden, nun muß
das abgethan ſein, dachte er. Er ging in die An¬
tikenſammlung und vertiefte ſich ganz ins Anſchauen.
Auch entſchloß er ſich, ein Empfehlungsſchreiben des
Bildhauers in Hamburg an einen Kunſtgenoſſen ab¬
zugeben. Der nahm ihn freundlich auf, über Er¬
warten; einen Gehülfen brauche er zwar im Augen¬
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