Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.Er schüttelte mit einer Bewegung das Tuch so weit "Nicht eher geb' ich Sie los, als bis Sie eine "Welche Frage?" Sie suchte ihre Hände zu be¬ "Rathen Sie! Rathen Sie!" drängte er und Plötzlich war sie frei, stellte sich gerade vor ihn "Es wäre schon besser, Sie sagten mir's, ich bin "Mein Freund Wolff," -- fing er an, aber es "Wolff ist fort," sagte er mit einer neuen Kraft¬ Nun schien sie doch zu erstaunen. "Fort? Ganz fort?" fragte sie und sagte dann Er ſchüttelte mit einer Bewegung das Tuch ſo weit „Nicht eher geb' ich Sie los, als bis Sie eine „Welche Frage?“ Sie ſuchte ihre Hände zu be¬ „Rathen Sie! Rathen Sie!“ drängte er und Plötzlich war ſie frei, ſtellte ſich gerade vor ihn „Es wäre ſchon beſſer, Sie ſagten mir's, ich bin „Mein Freund Wolff,“ — fing er an, aber es „Wolff iſt fort,“ ſagte er mit einer neuen Kraft¬ Nun ſchien ſie doch zu erſtaunen. „Fort? Ganz fort?“ fragte ſie und ſagte dann <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0079" n="63"/> Er ſchüttelte mit einer Bewegung das Tuch ſo weit<lb/> herunter, daß er ſehen konnte, ſie waren zwiſchen<lb/> zwei Bäumen und fern von den Uebrigen.</p><lb/> <p>„Nicht eher geb' ich Sie los, als bis Sie eine<lb/> Frage thun,“ rief er in halbem Zorn.</p><lb/> <p>„Welche Frage?“ Sie ſuchte ihre Hände zu be¬<lb/> freien und war purpurroth.</p><lb/> <p>„Rathen Sie! Rathen Sie!“ drängte er und<lb/> ſah ſie mit dem Gefühl an, daß ſie es doch nicht<lb/> rathen werde, und daß ſie ihm überlegen ſei und ihn<lb/> um den Finger wickle.</p><lb/> <p>Plötzlich war ſie frei, ſtellte ſich gerade vor ihn<lb/> hin und ſagte mit einem bittenden Kleinmädchenblick<lb/> in ſeine blauen Augen:</p><lb/> <p>„Es wäre ſchon beſſer, Sie ſagten mir's, ich bin<lb/> halt gar zu dumm!“</p><lb/> <p>„Mein Freund Wolff,“ — fing er an, aber es<lb/> klang ihm ſelbſt wie eine Formel, und das Fräulein<lb/> hatte ſich ſchnell abgewandt und war ein bischen zu¬<lb/> ſammengezuckt.</p><lb/> <p>„Wolff iſt fort,“ ſagte er mit einer neuen Kraft¬<lb/> anſtrengung, „ich ſoll Sie grüßen.“</p><lb/> <p>Nun ſchien ſie doch zu erſtaunen.</p><lb/> <p>„Fort? Ganz fort?“ fragte ſie und ſagte dann<lb/> nach einer Weile: „Da kann er mir nimmer die Le¬<lb/> viten leſen, aber daß er ſo ſchnell gangen iſt — —“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [63/0079]
Er ſchüttelte mit einer Bewegung das Tuch ſo weit
herunter, daß er ſehen konnte, ſie waren zwiſchen
zwei Bäumen und fern von den Uebrigen.
„Nicht eher geb' ich Sie los, als bis Sie eine
Frage thun,“ rief er in halbem Zorn.
„Welche Frage?“ Sie ſuchte ihre Hände zu be¬
freien und war purpurroth.
„Rathen Sie! Rathen Sie!“ drängte er und
ſah ſie mit dem Gefühl an, daß ſie es doch nicht
rathen werde, und daß ſie ihm überlegen ſei und ihn
um den Finger wickle.
Plötzlich war ſie frei, ſtellte ſich gerade vor ihn
hin und ſagte mit einem bittenden Kleinmädchenblick
in ſeine blauen Augen:
„Es wäre ſchon beſſer, Sie ſagten mir's, ich bin
halt gar zu dumm!“
„Mein Freund Wolff,“ — fing er an, aber es
klang ihm ſelbſt wie eine Formel, und das Fräulein
hatte ſich ſchnell abgewandt und war ein bischen zu¬
ſammengezuckt.
„Wolff iſt fort,“ ſagte er mit einer neuen Kraft¬
anſtrengung, „ich ſoll Sie grüßen.“
Nun ſchien ſie doch zu erſtaunen.
„Fort? Ganz fort?“ fragte ſie und ſagte dann
nach einer Weile: „Da kann er mir nimmer die Le¬
viten leſen, aber daß er ſo ſchnell gangen iſt — —“
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