Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.von einer goldenen Lebensfreude - ganz Sonne, ganz Gluth! Sie haben nicht mehr Schuld an den Thaten derer, die sich Arm in Arm mit ihnen präsentiren möchten, als der liebe Gott!" Damit sprang sie vom Tische auf und schob die Tasse zurück, daß sie klirrte. Das Hündchen schien das für ein Zeichen zu nehmen, daß nun das Parlamentiren zu Ende sei und der Kampf beginne. Es stieß ein jauchzendes Kriegsgeschrei aus und stürzte auf Hausdörffers vorgestrecktes Bein los, um nach Kräften daran zu zerren. "Wie Sie sich aufregen" sagte der junge Mann mit verwundertem Kopfschütteln. "Sie nehmen alles mit dem Gefühl, die Damen, sogar die Kunstgeschichte." "Und Sie ereifern sich niemals?" "Ich ereifere mich niemals." "Ha," machte sie nach kurzer Überlegung, "glauben Sie, daß das sehr imposant ist?" "Aber wir sind einmal so, gnädige Frau." "Ich bin keine gnädige Frau, ich bin unverheirathet, und ich sage übrigens niemals ,wir', ich sage immer ich. Wir! wir! dies Generalisiren! Wollen Sie noch Thee? Es macht mich so wüthend!" Hausdörffer setzte sich in Positur. "Ich habe nicht den Ehrgeiz, mich für eine ganz funkelnagelneue Schöpfung anzusehen, wie Sie, gnädiges Fräulein. Ich bin mit den hunderttausend andern von einer goldenen Lebensfreude – ganz Sonne, ganz Gluth! Sie haben nicht mehr Schuld an den Thaten derer, die sich Arm in Arm mit ihnen präsentiren möchten, als der liebe Gott!“ Damit sprang sie vom Tische auf und schob die Tasse zurück, daß sie klirrte. Das Hündchen schien das für ein Zeichen zu nehmen, daß nun das Parlamentiren zu Ende sei und der Kampf beginne. Es stieß ein jauchzendes Kriegsgeschrei aus und stürzte auf Hausdörffers vorgestrecktes Bein los, um nach Kräften daran zu zerren. „Wie Sie sich aufregen“ sagte der junge Mann mit verwundertem Kopfschütteln. „Sie nehmen alles mit dem Gefühl, die Damen, sogar die Kunstgeschichte.“ „Und Sie ereifern sich niemals?“ „Ich ereifere mich niemals.“ „Ha,“ machte sie nach kurzer Überlegung, „glauben Sie, daß das sehr imposant ist?“ „Aber wir sind einmal so, gnädige Frau.“ „Ich bin keine gnädige Frau, ich bin unverheirathet, und ich sage übrigens niemals ‚wir‘, ich sage immer ich. Wir! wir! dies Generalisiren! Wollen Sie noch Thee? Es macht mich so wüthend!“ Hausdörffer setzte sich in Positur. „Ich habe nicht den Ehrgeiz, mich für eine ganz funkelnagelneue Schöpfung anzusehen, wie Sie, gnädiges Fräulein. Ich bin mit den hunderttausend andern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0118" n="110"/> von einer goldenen Lebensfreude – ganz Sonne, ganz Gluth! Sie haben nicht mehr Schuld an den Thaten derer, die sich Arm in Arm mit ihnen präsentiren möchten, als der liebe Gott!“</p> <p>Damit sprang sie vom Tische auf und schob die Tasse zurück, daß sie klirrte. Das Hündchen schien das für ein Zeichen zu nehmen, daß nun das Parlamentiren zu Ende sei und der Kampf beginne. Es stieß ein jauchzendes Kriegsgeschrei aus und stürzte auf Hausdörffers vorgestrecktes Bein los, um nach Kräften daran zu zerren.</p> <p>„Wie Sie sich aufregen“ sagte der junge Mann mit verwundertem Kopfschütteln. „Sie nehmen alles mit dem Gefühl, die Damen, sogar die Kunstgeschichte.“</p> <p>„Und Sie ereifern sich niemals?“</p> <p>„Ich ereifere mich niemals.“</p> <p>„Ha,“ machte sie nach kurzer Überlegung, „glauben Sie, daß das sehr imposant ist?“</p> <p>„Aber wir sind einmal so, gnädige Frau.“</p> <p>„Ich bin keine gnädige Frau, ich bin unverheirathet, und ich sage übrigens niemals ‚wir‘, ich sage immer ich. Wir! wir! dies Generalisiren! Wollen Sie noch Thee? Es macht mich so wüthend!“</p> <p>Hausdörffer setzte sich in Positur.</p> <p>„Ich habe nicht den Ehrgeiz, mich für eine ganz funkelnagelneue Schöpfung anzusehen, wie Sie, gnädiges Fräulein. Ich bin mit den hunderttausend andern </p> </div> </body> </text> </TEI> [110/0118]
von einer goldenen Lebensfreude – ganz Sonne, ganz Gluth! Sie haben nicht mehr Schuld an den Thaten derer, die sich Arm in Arm mit ihnen präsentiren möchten, als der liebe Gott!“
Damit sprang sie vom Tische auf und schob die Tasse zurück, daß sie klirrte. Das Hündchen schien das für ein Zeichen zu nehmen, daß nun das Parlamentiren zu Ende sei und der Kampf beginne. Es stieß ein jauchzendes Kriegsgeschrei aus und stürzte auf Hausdörffers vorgestrecktes Bein los, um nach Kräften daran zu zerren.
„Wie Sie sich aufregen“ sagte der junge Mann mit verwundertem Kopfschütteln. „Sie nehmen alles mit dem Gefühl, die Damen, sogar die Kunstgeschichte.“
„Und Sie ereifern sich niemals?“
„Ich ereifere mich niemals.“
„Ha,“ machte sie nach kurzer Überlegung, „glauben Sie, daß das sehr imposant ist?“
„Aber wir sind einmal so, gnädige Frau.“
„Ich bin keine gnädige Frau, ich bin unverheirathet, und ich sage übrigens niemals ‚wir‘, ich sage immer ich. Wir! wir! dies Generalisiren! Wollen Sie noch Thee? Es macht mich so wüthend!“
Hausdörffer setzte sich in Positur.
„Ich habe nicht den Ehrgeiz, mich für eine ganz funkelnagelneue Schöpfung anzusehen, wie Sie, gnädiges Fräulein. Ich bin mit den hunderttausend andern
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |