Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.,Bemühen Sie sich auf die Polizei,' und dabei muß ich immer das Haar von der Kleinen ansehen, so ein schönes Rothblond, und der ganze abgeschmackte Salon fängt an, sich mit mir zu drehen, und ich lehne mich an eine Wand - da nehmen die drei mit höhnischen Gesichtern ihre Kleider zusammen, rauschen an mir vorbei und hinaus und - - fertig! Den ganzen Heimweg hab' ich sie verschimpft, ihnen alle Schand' gesagt, aber drinnen - kein Wort - o - o - o - kein Wort!" Hausdörffer stand sprachlos; er glaubte zu ersticken. "Haben Sie die Namen - -" begann er heiser. "Semen oder Seven und Wagner, glaub' ich; ich höre nie hin bei Vorstellungen." Richard fühlte, daß ihm alles Blut aus dem Gesicht wich. "Das befürchtete ich." Er stockte. "Kennen Sie sie?" schrie die Malerin. "Toni, ihre Mutter und Freundin, nicht anders," sagte er; "ja, das ist Frauenrache." Lore raffte sich auf, um etwas zu sagen, aber sie schüttelte den Kopf. Eine Pause entstand, eine lange, wo nur das Stoßen des Windes gegen die Ziegel am Dach und das gepreßte Athmen drinnen hörbar waren. "Lore," murmelte Hausdörffer endlich, "sind Sie mir sehr böse?" Sie bewegte verneinend den Kopf, aber sie blickte ‚Bemühen Sie sich auf die Polizei,‘ und dabei muß ich immer das Haar von der Kleinen ansehen, so ein schönes Rothblond, und der ganze abgeschmackte Salon fängt an, sich mit mir zu drehen, und ich lehne mich an eine Wand – da nehmen die drei mit höhnischen Gesichtern ihre Kleider zusammen, rauschen an mir vorbei und hinaus und – – fertig! Den ganzen Heimweg hab’ ich sie verschimpft, ihnen alle Schand’ gesagt, aber drinnen – kein Wort – o – o – o – kein Wort!“ Hausdörffer stand sprachlos; er glaubte zu ersticken. „Haben Sie die Namen – –“ begann er heiser. „Semen oder Seven und Wagner, glaub’ ich; ich höre nie hin bei Vorstellungen.“ Richard fühlte, daß ihm alles Blut aus dem Gesicht wich. „Das befürchtete ich.“ Er stockte. „Kennen Sie sie?“ schrie die Malerin. „Toni, ihre Mutter und Freundin, nicht anders,“ sagte er; „ja, das ist Frauenrache.“ Lore raffte sich auf, um etwas zu sagen, aber sie schüttelte den Kopf. Eine Pause entstand, eine lange, wo nur das Stoßen des Windes gegen die Ziegel am Dach und das gepreßte Athmen drinnen hörbar waren. „Lore,“ murmelte Hausdörffer endlich, „sind Sie mir sehr böse?“ Sie bewegte verneinend den Kopf, aber sie blickte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0200" n="192"/> ‚Bemühen Sie sich auf die Polizei,‘ und dabei muß ich immer das Haar von der Kleinen ansehen, so ein schönes Rothblond, und der ganze abgeschmackte Salon fängt an, sich mit mir zu drehen, und ich lehne mich an eine Wand – da nehmen die drei mit höhnischen Gesichtern ihre Kleider zusammen, rauschen an mir vorbei und hinaus und – – fertig! Den ganzen Heimweg hab’ ich sie verschimpft, ihnen alle Schand’ gesagt, aber drinnen – kein Wort – o – o – o – kein Wort!“</p> <p>Hausdörffer stand sprachlos; er glaubte zu ersticken. „Haben Sie die Namen – –“ begann er heiser.</p> <p>„Semen oder Seven und Wagner, glaub’ ich; ich höre nie hin bei Vorstellungen.“</p> <p>Richard fühlte, daß ihm alles Blut aus dem Gesicht wich. „Das befürchtete ich.“ Er stockte.</p> <p>„Kennen Sie sie?“ schrie die Malerin.</p> <p>„Toni, ihre Mutter und Freundin, nicht anders,“ sagte er; „ja, das ist Frauenrache.“</p> <p>Lore raffte sich auf, um etwas zu sagen, aber sie schüttelte den Kopf.</p> <p>Eine Pause entstand, eine lange, wo nur das Stoßen des Windes gegen die Ziegel am Dach und das gepreßte Athmen drinnen hörbar waren.</p> <p>„Lore,“ murmelte Hausdörffer endlich, „sind Sie mir sehr böse?“</p> <p>Sie bewegte verneinend den Kopf, aber sie blickte </p> </div> </body> </text> </TEI> [192/0200]
‚Bemühen Sie sich auf die Polizei,‘ und dabei muß ich immer das Haar von der Kleinen ansehen, so ein schönes Rothblond, und der ganze abgeschmackte Salon fängt an, sich mit mir zu drehen, und ich lehne mich an eine Wand – da nehmen die drei mit höhnischen Gesichtern ihre Kleider zusammen, rauschen an mir vorbei und hinaus und – – fertig! Den ganzen Heimweg hab’ ich sie verschimpft, ihnen alle Schand’ gesagt, aber drinnen – kein Wort – o – o – o – kein Wort!“
Hausdörffer stand sprachlos; er glaubte zu ersticken. „Haben Sie die Namen – –“ begann er heiser.
„Semen oder Seven und Wagner, glaub’ ich; ich höre nie hin bei Vorstellungen.“
Richard fühlte, daß ihm alles Blut aus dem Gesicht wich. „Das befürchtete ich.“ Er stockte.
„Kennen Sie sie?“ schrie die Malerin.
„Toni, ihre Mutter und Freundin, nicht anders,“ sagte er; „ja, das ist Frauenrache.“
Lore raffte sich auf, um etwas zu sagen, aber sie schüttelte den Kopf.
Eine Pause entstand, eine lange, wo nur das Stoßen des Windes gegen die Ziegel am Dach und das gepreßte Athmen drinnen hörbar waren.
„Lore,“ murmelte Hausdörffer endlich, „sind Sie mir sehr böse?“
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Zitationshilfe: | Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/200>, abgerufen am 27.07.2024. |