Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

im Hause gewesen, aber er hatte sich ja auf ausdrücklichen Wunsch der Mutter ferngehalten.

"'hott, Annita, mach doch nicht so 'n benautes1) Gesicht," sagte Mama Severin mit einem kleinen freundschaftlichen Stoß, "der dumme Görenkram is je lang' vergessen! Nee, wirklich, ich find', wir laden den alten guten Jung noch flink ein, nich, Adelheid? Geh man vor, mein Paul, sag, er möcht man heut abend auch 'n büschen kommen, sag, wir wollten 'n büschen tanzen. Nee, Du, wenn ich nu denk, daß er da ganz trocken und alleine zu Haus sitzt, nee, das mag ich denn auch nich, es is doch immer Euer Cousin, und sein Vormund is auch man streng mit ihm; der hat nich viel von seiner Jugend, der arme Adolf, ach Kinder, nein, Geld macht nicht immer glücklich!" Frau Severin faltete ihre dicken Hände und blickte gen Himmel. Adelheid umfaßte sie von rückwärts: "Ich freu' mich so, nu hab ich doch auch 'n Buch gekriegt." "Und wo Du es am wenigsten erwarten konntst, Kind! Aber Annita muß auch lustig sein. - Kinder, Kinder, die schönsten Jahre sind das ja, - wenn nu man bloß Papa nich brummt, daß wir 'n paar Leute eingeladen haben."

Der Tag verging so schnell und so munter. Im Wohnzimmer duftete es nach Hyazinthen und Veilchen,

1) beklommenes.

im Hause gewesen, aber er hatte sich ja auf ausdrücklichen Wunsch der Mutter ferngehalten.

„’hott, Annita, mach doch nicht so ’n benautes1) Gesicht,“ sagte Mama Severin mit einem kleinen freundschaftlichen Stoß, „der dumme Görenkram is je lang’ vergessen! Nee, wirklich, ich find’, wir laden den alten guten Jung noch flink ein, nich, Adelheid? Geh man vor, mein Paul, sag, er möcht man heut abend auch ’n büschen kommen, sag, wir wollten ’n büschen tanzen. Nee, Du, wenn ich nu denk, daß er da ganz trocken und alleine zu Haus sitzt, nee, das mag ich denn auch nich, es is doch immer Euer Cousin, und sein Vormund is auch man streng mit ihm; der hat nich viel von seiner Jugend, der arme Adolf, ach Kinder, nein, Geld macht nicht immer glücklich!“ Frau Severin faltete ihre dicken Hände und blickte gen Himmel. Adelheid umfaßte sie von rückwärts: „Ich freu’ mich so, nu hab ich doch auch ’n Buch gekriegt.“ „Und wo Du es am wenigsten erwarten konntst, Kind! Aber Annita muß auch lustig sein. – Kinder, Kinder, die schönsten Jahre sind das ja, – wenn nu man bloß Papa nich brummt, daß wir ’n paar Leute eingeladen haben.“

Der Tag verging so schnell und so munter. Im Wohnzimmer duftete es nach Hyazinthen und Veilchen,

1) beklommenes.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0229" n="221"/>
im Hause gewesen, aber er hatte sich ja auf ausdrücklichen Wunsch der Mutter ferngehalten.</p>
        <p>&#x201E;&#x2019;hott, Annita, mach doch nicht so &#x2019;n benautes<note place="foot" n="1)">beklommenes.</note> Gesicht,&#x201C; sagte Mama Severin mit einem kleinen freundschaftlichen Stoß, &#x201E;der dumme Görenkram is je lang&#x2019; vergessen! Nee, wirklich, ich find&#x2019;, wir laden den alten guten Jung noch flink ein, nich, Adelheid? Geh man vor, mein Paul, sag, er möcht man heut abend auch &#x2019;n büschen kommen, sag, wir wollten &#x2019;n büschen tanzen. Nee, Du, wenn ich nu denk, daß er da ganz trocken und alleine zu Haus sitzt, nee, das mag ich denn auch nich, es is doch immer Euer Cousin, und sein Vormund is auch man streng mit ihm; der hat nich viel von seiner Jugend, der arme Adolf, ach Kinder, nein, Geld macht nicht immer glücklich!&#x201C; Frau Severin faltete ihre dicken Hände und blickte gen Himmel. Adelheid umfaßte sie von rückwärts: &#x201E;Ich freu&#x2019; mich so, nu hab ich doch auch &#x2019;n Buch gekriegt.&#x201C; &#x201E;Und wo Du es am wenigsten erwarten konntst, Kind! Aber Annita muß auch lustig sein. &#x2013; Kinder, Kinder, die schönsten Jahre sind das ja, &#x2013; wenn nu man bloß Papa nich brummt, daß wir &#x2019;n paar Leute eingeladen haben.&#x201C;</p>
        <p>Der Tag verging so schnell und so munter. Im Wohnzimmer duftete es nach Hyazinthen und Veilchen,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0229] im Hause gewesen, aber er hatte sich ja auf ausdrücklichen Wunsch der Mutter ferngehalten. „’hott, Annita, mach doch nicht so ’n benautes 1) Gesicht,“ sagte Mama Severin mit einem kleinen freundschaftlichen Stoß, „der dumme Görenkram is je lang’ vergessen! Nee, wirklich, ich find’, wir laden den alten guten Jung noch flink ein, nich, Adelheid? Geh man vor, mein Paul, sag, er möcht man heut abend auch ’n büschen kommen, sag, wir wollten ’n büschen tanzen. Nee, Du, wenn ich nu denk, daß er da ganz trocken und alleine zu Haus sitzt, nee, das mag ich denn auch nich, es is doch immer Euer Cousin, und sein Vormund is auch man streng mit ihm; der hat nich viel von seiner Jugend, der arme Adolf, ach Kinder, nein, Geld macht nicht immer glücklich!“ Frau Severin faltete ihre dicken Hände und blickte gen Himmel. Adelheid umfaßte sie von rückwärts: „Ich freu’ mich so, nu hab ich doch auch ’n Buch gekriegt.“ „Und wo Du es am wenigsten erwarten konntst, Kind! Aber Annita muß auch lustig sein. – Kinder, Kinder, die schönsten Jahre sind das ja, – wenn nu man bloß Papa nich brummt, daß wir ’n paar Leute eingeladen haben.“ Der Tag verging so schnell und so munter. Im Wohnzimmer duftete es nach Hyazinthen und Veilchen, 1) beklommenes.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/229
Zitationshilfe: Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/229>, abgerufen am 14.05.2024.