Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.Derselbe an Lisbeth Markwort. Kopenhagen 1. November 1892. Liebe Kleine! Eben geht Brief an den Alten ab. Ich hab' es ihm fein eingegeben; es wäre geradezu unhöflich, wenn er es mir abschlüge. Freue Dich, Lisbeth, die Flügel für Dich sind in Arbeit, und Du wirst sie in beliebiger Zeit anschnallen können. Wenn ich nicht Abstinent wäre, tränk' ich mir heute jedenfalls einen Schwips; so werd' ich eine stramme Segeltour machen, das ist noch besser. Adieu, Lisbeth. Dein Axel. Pastor Markwort an Axel Lorenzen. Wedel, 5. November 1892. Mein Herr Neffe! Dein absonderliches Schreiben ist in meinen Händen, und ich gäbe viel darum, wenn ich in diesem Augenblick in Deinen Kopf hineinsehen könnte wie in diesen Brief. Es scheint darin eine konfuse Wirthschaft zu herrschen, die Worte: Elternautorität, Pietät, Vorstellung von echter deutscher Weiblichkeit u. s. w. scheinen darin gestrichen und allerlei absurde und widrige Worte des Wahns und der Unnatur an ihre Stelle getreten zu sein. In zweiter Linie berührt es mich höchst unangenehm und peinlich, daß zwischen Dir und meiner Tochter ein mir völlig unbekanntes Einverständniß herrscht. Du Derselbe an Lisbeth Markwort. Kopenhagen 1. November 1892. Liebe Kleine! Eben geht Brief an den Alten ab. Ich hab’ es ihm fein eingegeben; es wäre geradezu unhöflich, wenn er es mir abschlüge. Freue Dich, Lisbeth, die Flügel für Dich sind in Arbeit, und Du wirst sie in beliebiger Zeit anschnallen können. Wenn ich nicht Abstinent wäre, tränk’ ich mir heute jedenfalls einen Schwips; so werd’ ich eine stramme Segeltour machen, das ist noch besser. Adieu, Lisbeth. Dein Axel. Pastor Markwort an Axel Lorenzen. Wedel, 5. November 1892. Mein Herr Neffe! Dein absonderliches Schreiben ist in meinen Händen, und ich gäbe viel darum, wenn ich in diesem Augenblick in Deinen Kopf hineinsehen könnte wie in diesen Brief. Es scheint darin eine konfuse Wirthschaft zu herrschen, die Worte: Elternautorität, Pietät, Vorstellung von echter deutscher Weiblichkeit u. s. w. scheinen darin gestrichen und allerlei absurde und widrige Worte des Wahns und der Unnatur an ihre Stelle getreten zu sein. In zweiter Linie berührt es mich höchst unangenehm und peinlich, daß zwischen Dir und meiner Tochter ein mir völlig unbekanntes Einverständniß herrscht. Du <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0350" n="342"/> <div type="letter" n="2"> <head>Derselbe an Lisbeth Markwort.</head> <opener> <dateline> <hi rendition="#right">Kopenhagen 1. November 1892.</hi> </dateline> </opener> <p>Liebe Kleine! Eben geht Brief an den Alten ab. Ich hab’ es ihm fein eingegeben; es wäre geradezu unhöflich, wenn er es mir abschlüge. Freue Dich, Lisbeth, die Flügel für Dich sind in Arbeit, und Du wirst sie in beliebiger Zeit anschnallen können.</p> <p>Wenn ich nicht Abstinent wäre, tränk’ ich mir heute jedenfalls einen Schwips; so werd’ ich eine stramme Segeltour machen, das ist noch besser. Adieu, Lisbeth.</p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Dein Axel.</hi> </salute> </closer> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="letter" n="2"> <head>Pastor Markwort an Axel Lorenzen.</head> <opener> <dateline> <hi rendition="#right">Wedel, 5. November 1892.</hi> </dateline> </opener> <p>Mein Herr Neffe! Dein absonderliches Schreiben ist in meinen Händen, und ich gäbe viel darum, wenn ich in diesem Augenblick in Deinen Kopf hineinsehen könnte wie in diesen Brief. Es scheint darin eine konfuse Wirthschaft zu herrschen, die Worte: Elternautorität, Pietät, Vorstellung von echter deutscher Weiblichkeit u. s. w. scheinen darin gestrichen und allerlei absurde und widrige Worte des Wahns und der Unnatur an ihre Stelle getreten zu sein. In zweiter Linie berührt es mich höchst unangenehm und peinlich, daß zwischen Dir und meiner Tochter ein mir völlig unbekanntes Einverständniß herrscht. Du </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [342/0350]
Derselbe an Lisbeth Markwort. Kopenhagen 1. November 1892. Liebe Kleine! Eben geht Brief an den Alten ab. Ich hab’ es ihm fein eingegeben; es wäre geradezu unhöflich, wenn er es mir abschlüge. Freue Dich, Lisbeth, die Flügel für Dich sind in Arbeit, und Du wirst sie in beliebiger Zeit anschnallen können.
Wenn ich nicht Abstinent wäre, tränk’ ich mir heute jedenfalls einen Schwips; so werd’ ich eine stramme Segeltour machen, das ist noch besser. Adieu, Lisbeth.
Dein Axel.
Pastor Markwort an Axel Lorenzen. Wedel, 5. November 1892. Mein Herr Neffe! Dein absonderliches Schreiben ist in meinen Händen, und ich gäbe viel darum, wenn ich in diesem Augenblick in Deinen Kopf hineinsehen könnte wie in diesen Brief. Es scheint darin eine konfuse Wirthschaft zu herrschen, die Worte: Elternautorität, Pietät, Vorstellung von echter deutscher Weiblichkeit u. s. w. scheinen darin gestrichen und allerlei absurde und widrige Worte des Wahns und der Unnatur an ihre Stelle getreten zu sein. In zweiter Linie berührt es mich höchst unangenehm und peinlich, daß zwischen Dir und meiner Tochter ein mir völlig unbekanntes Einverständniß herrscht. Du
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