Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.noch, verstand sie noch, er hatte doch tiefere Spuren hinterlassen, das ließ sie merken. Auch daß sie irgend etwas drücke, quäle. Ihre Treulosigkeit wahrscheinlich! Nun, das ist keine Todsünde, er wollte nicht den Ungerechten spielen, der nur immer die Männer weiß wusch. Sie machte ihm ein Zeichen. Im Foyer? Ja im Foyer! Hastig schob er sein Glas ein; wenn sie vielleicht abbitten wollte - Er ging in einiger Aufregung durch den kleinen eleganten Saal, öffnete ein Fenster und ließ den weichen duftenden Nachthauch über sein Gesicht spielen. Dann, ganz zwanglos, trat er auf die Großmutter zu, die sich bereits in einem Ecksopha niedergelassen. Anneli stand seitwärts, der Graubart brachte mit Mühe ein Glas Limonade herbei, er schwitzte weidlich bei seinem Ritterdienst. Großmutter war nicht sehr gnädig: "So, so, der Herr Iversen. Sie haben sich lange nicht bei uns sehen lassen?" Der junge Mann verzog das Gesicht, als habe er auf eine saure Zitrone gebissen. Er hatte diese harte Kehlstimme mit ihrem gezierten unnatürlichen Hochdeutsch immer nur schwer ertragen, und es war wirklich lange her, daß er sie nicht mehr gehört hatte. Während er eine Entschuldigung murmelte, strich Anneli wie ein schnurrendes Kätzchen an seinem Rockärmel vorbei, sagte in seinem Rücken: "Es ist jetzt noch, verstand sie noch, er hatte doch tiefere Spuren hinterlassen, das ließ sie merken. Auch daß sie irgend etwas drücke, quäle. Ihre Treulosigkeit wahrscheinlich! Nun, das ist keine Todsünde, er wollte nicht den Ungerechten spielen, der nur immer die Männer weiß wusch. Sie machte ihm ein Zeichen. Im Foyer? Ja im Foyer! Hastig schob er sein Glas ein; wenn sie vielleicht abbitten wollte – Er ging in einiger Aufregung durch den kleinen eleganten Saal, öffnete ein Fenster und ließ den weichen duftenden Nachthauch über sein Gesicht spielen. Dann, ganz zwanglos, trat er auf die Großmutter zu, die sich bereits in einem Ecksopha niedergelassen. Anneli stand seitwärts, der Graubart brachte mit Mühe ein Glas Limonade herbei, er schwitzte weidlich bei seinem Ritterdienst. Großmutter war nicht sehr gnädig: „So, so, der Herr Iversen. Sie haben sich lange nicht bei uns sehen lassen?“ Der junge Mann verzog das Gesicht, als habe er auf eine saure Zitrone gebissen. Er hatte diese harte Kehlstimme mit ihrem gezierten unnatürlichen Hochdeutsch immer nur schwer ertragen, und es war wirklich lange her, daß er sie nicht mehr gehört hatte. Während er eine Entschuldigung murmelte, strich Anneli wie ein schnurrendes Kätzchen an seinem Rockärmel vorbei, sagte in seinem Rücken: „Es ist jetzt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0036" n="28"/> noch, verstand sie noch, er hatte doch tiefere Spuren hinterlassen, das ließ sie merken.</p> <p>Auch daß sie irgend etwas drücke, quäle. Ihre Treulosigkeit wahrscheinlich! Nun, das ist keine Todsünde, er wollte nicht den Ungerechten spielen, der nur immer die Männer weiß wusch. Sie machte ihm ein Zeichen. Im Foyer? Ja im Foyer! Hastig schob er sein Glas ein; wenn sie vielleicht abbitten wollte – Er ging in einiger Aufregung durch den kleinen eleganten Saal, öffnete ein Fenster und ließ den weichen duftenden Nachthauch über sein Gesicht spielen. Dann, ganz zwanglos, trat er auf die Großmutter zu, die sich bereits in einem Ecksopha niedergelassen. Anneli stand seitwärts, der Graubart brachte mit Mühe ein Glas Limonade herbei, er schwitzte weidlich bei seinem Ritterdienst.</p> <p>Großmutter war nicht sehr gnädig: „So, so, der Herr Iversen. Sie haben sich lange nicht bei uns sehen lassen?“</p> <p>Der junge Mann verzog das Gesicht, als habe er auf eine saure Zitrone gebissen. Er hatte diese harte Kehlstimme mit ihrem gezierten unnatürlichen Hochdeutsch immer nur schwer ertragen, und es war wirklich lange her, daß er sie nicht mehr gehört hatte.</p> <p>Während er eine Entschuldigung murmelte, strich Anneli wie ein schnurrendes Kätzchen an seinem Rockärmel vorbei, sagte in seinem Rücken: „Es ist jetzt </p> </div> </body> </text> </TEI> [28/0036]
noch, verstand sie noch, er hatte doch tiefere Spuren hinterlassen, das ließ sie merken.
Auch daß sie irgend etwas drücke, quäle. Ihre Treulosigkeit wahrscheinlich! Nun, das ist keine Todsünde, er wollte nicht den Ungerechten spielen, der nur immer die Männer weiß wusch. Sie machte ihm ein Zeichen. Im Foyer? Ja im Foyer! Hastig schob er sein Glas ein; wenn sie vielleicht abbitten wollte – Er ging in einiger Aufregung durch den kleinen eleganten Saal, öffnete ein Fenster und ließ den weichen duftenden Nachthauch über sein Gesicht spielen. Dann, ganz zwanglos, trat er auf die Großmutter zu, die sich bereits in einem Ecksopha niedergelassen. Anneli stand seitwärts, der Graubart brachte mit Mühe ein Glas Limonade herbei, er schwitzte weidlich bei seinem Ritterdienst.
Großmutter war nicht sehr gnädig: „So, so, der Herr Iversen. Sie haben sich lange nicht bei uns sehen lassen?“
Der junge Mann verzog das Gesicht, als habe er auf eine saure Zitrone gebissen. Er hatte diese harte Kehlstimme mit ihrem gezierten unnatürlichen Hochdeutsch immer nur schwer ertragen, und es war wirklich lange her, daß er sie nicht mehr gehört hatte.
Während er eine Entschuldigung murmelte, strich Anneli wie ein schnurrendes Kätzchen an seinem Rockärmel vorbei, sagte in seinem Rücken: „Es ist jetzt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |