Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895."Ich bin seine Tochter," sagte das Mädchen und blickte ihn forschend an; sein Gesicht war aufgeglänzt, als ob man ein Licht davor halte. "Ach, wollen Sie zu Papa? Aber ein Kandidat sind Sie doch nicht?" "Und Sie sind Fräulein Markwort? Fräulein Elisabeth Markwort?" "Aber ja!" Es hatte so viel Vergnügen in seinem Ton gelegen, daß sie ihn jetzt unverwandt ansah. Plötzlich kam es ihr irgendwie zu Bewußtsein, daß sie mit dem jungen Herrn ganz allein im Coupe geblieben war. Sie stand verlegen auf und machte sich an dem Fenster zu schaffen, indem sie ihm den Rücken drehte. Im selben Augenblick sagte es leise und neckend hinter ihr: "Lisbeth!" Im erschrockenen Herumfahren zu ihm, dessen Gesicht in heller Freude stand, ward ihr auf einmal alles klar. "Axel?" stammelte sie, blaß vor Erregung. Da faßte er sie an beiden Händen und zog sie neben sich. "Den ganzen Weg schon hab ich geschwankt. Nein, Lisbeth, wie reizend das ist! Kleines Chlorophyll, wie geht es Dir?" "Du bist gekommen! Du bist gekommen!" wiederholte sie mit leuchtenden Blicken. "O, Axel, wie gut von Dir!" Plötzlich wurden ihre Augen naß, sie ließ seine Hände los, warf sich rückwärts in die Polster und weinte, mit den Händen das Gesicht versteckend laut und bitterlich. „Ich bin seine Tochter,“ sagte das Mädchen und blickte ihn forschend an; sein Gesicht war aufgeglänzt, als ob man ein Licht davor halte. „Ach, wollen Sie zu Papa? Aber ein Kandidat sind Sie doch nicht?“ „Und Sie sind Fräulein Markwort? Fräulein Elisabeth Markwort?“ „Aber ja!“ Es hatte so viel Vergnügen in seinem Ton gelegen, daß sie ihn jetzt unverwandt ansah. Plötzlich kam es ihr irgendwie zu Bewußtsein, daß sie mit dem jungen Herrn ganz allein im Coupé geblieben war. Sie stand verlegen auf und machte sich an dem Fenster zu schaffen, indem sie ihm den Rücken drehte. Im selben Augenblick sagte es leise und neckend hinter ihr: „Lisbeth!“ Im erschrockenen Herumfahren zu ihm, dessen Gesicht in heller Freude stand, ward ihr auf einmal alles klar. „Axel?“ stammelte sie, blaß vor Erregung. Da faßte er sie an beiden Händen und zog sie neben sich. „Den ganzen Weg schon hab ich geschwankt. Nein, Lisbeth, wie reizend das ist! Kleines Chlorophyll, wie geht es Dir?“ „Du bist gekommen! Du bist gekommen!“ wiederholte sie mit leuchtenden Blicken. „O, Axel, wie gut von Dir!“ Plötzlich wurden ihre Augen naß, sie ließ seine Hände los, warf sich rückwärts in die Polster und weinte, mit den Händen das Gesicht versteckend laut und bitterlich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0360" n="352"/> <p>„Ich bin seine Tochter,“ sagte das Mädchen und blickte ihn forschend an; sein Gesicht war aufgeglänzt, als ob man ein Licht davor halte. „Ach, wollen Sie zu Papa? Aber ein Kandidat sind Sie doch nicht?“</p> <p>„Und Sie sind Fräulein Markwort? Fräulein Elisabeth Markwort?“</p> <p>„Aber ja!“ Es hatte so viel Vergnügen in seinem Ton gelegen, daß sie ihn jetzt unverwandt ansah. Plötzlich kam es ihr irgendwie zu Bewußtsein, daß sie mit dem jungen Herrn ganz allein im Coupé geblieben war. Sie stand verlegen auf und machte sich an dem Fenster zu schaffen, indem sie ihm den Rücken drehte. Im selben Augenblick sagte es leise und neckend hinter ihr: „Lisbeth!“ Im erschrockenen Herumfahren zu ihm, dessen Gesicht in heller Freude stand, ward ihr auf einmal alles klar. „Axel?“ stammelte sie, blaß vor Erregung.</p> <p>Da faßte er sie an beiden Händen und zog sie neben sich. „Den ganzen Weg schon hab ich geschwankt. Nein, Lisbeth, wie reizend das ist! Kleines Chlorophyll, wie geht es Dir?“</p> <p>„Du bist gekommen! Du bist gekommen!“ wiederholte sie mit leuchtenden Blicken. „O, Axel, wie gut von Dir!“ Plötzlich wurden ihre Augen naß, sie ließ seine Hände los, warf sich rückwärts in die Polster und weinte, mit den Händen das Gesicht versteckend laut und bitterlich.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [352/0360]
„Ich bin seine Tochter,“ sagte das Mädchen und blickte ihn forschend an; sein Gesicht war aufgeglänzt, als ob man ein Licht davor halte. „Ach, wollen Sie zu Papa? Aber ein Kandidat sind Sie doch nicht?“
„Und Sie sind Fräulein Markwort? Fräulein Elisabeth Markwort?“
„Aber ja!“ Es hatte so viel Vergnügen in seinem Ton gelegen, daß sie ihn jetzt unverwandt ansah. Plötzlich kam es ihr irgendwie zu Bewußtsein, daß sie mit dem jungen Herrn ganz allein im Coupé geblieben war. Sie stand verlegen auf und machte sich an dem Fenster zu schaffen, indem sie ihm den Rücken drehte. Im selben Augenblick sagte es leise und neckend hinter ihr: „Lisbeth!“ Im erschrockenen Herumfahren zu ihm, dessen Gesicht in heller Freude stand, ward ihr auf einmal alles klar. „Axel?“ stammelte sie, blaß vor Erregung.
Da faßte er sie an beiden Händen und zog sie neben sich. „Den ganzen Weg schon hab ich geschwankt. Nein, Lisbeth, wie reizend das ist! Kleines Chlorophyll, wie geht es Dir?“
„Du bist gekommen! Du bist gekommen!“ wiederholte sie mit leuchtenden Blicken. „O, Axel, wie gut von Dir!“ Plötzlich wurden ihre Augen naß, sie ließ seine Hände los, warf sich rückwärts in die Polster und weinte, mit den Händen das Gesicht versteckend laut und bitterlich.
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