Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.und mit aufgeschreckten Mienen kam Alles auf den Vorplatz gelaufen, voran wie ein Löwe der junge Vater in spe, der eilig über den hämisch grinsenden Kleiderhalter hinwegstolperte, sich einen Muff auf den Kopf stülpte und zur Hausthür hinausschoß, ohne sich durch Erklärungen aufhalten zu lassen. Es war freilich auch soso mit den Erklärungen. Lisbeth aufrecht unter den umhergestreuten Mänteln, Hüten und Muffen bot einen durchaus räthselvollen Anblick. "Das kam doch nicht von selbst? Aber Lisbeth, wie ist denn das möglich?" "Ein Beispiel von labilem Gleichgewicht," bemerkte Axel in ernsthaftem Erklärerton. Lisbeth lachte so heftig, daß sie nichts antworten konnte; dabei standen ihr die Augen voll Thränen. "Aber wie kann man nur so nervös sein!" tadelte Doktor Eybe. "Lisbeth, Lisbeth, Sie müssen wieder Eisen haben. Sie kommen mir in der letzten Zeit recht überreizt vor." "Wie das arme Kind erschrocken ist!" Mama kam mit einem Glase Selters. "Mir thut nur Herr Buthmann leid! Der kommt jetzt nach Hause und es ist nichts!" jammerte Tante Martha. "Ich werde mal meiner Cousine den Arm geben," sagte Axel würdevoll und ließ die Anderen sammeln. "Komm, Elisabeth. - Und wer war jetzt der Schelm?" sagte er leise, während sie hineingingen. und mit aufgeschreckten Mienen kam Alles auf den Vorplatz gelaufen, voran wie ein Löwe der junge Vater in spe, der eilig über den hämisch grinsenden Kleiderhalter hinwegstolperte, sich einen Muff auf den Kopf stülpte und zur Hausthür hinausschoß, ohne sich durch Erklärungen aufhalten zu lassen. Es war freilich auch soso mit den Erklärungen. Lisbeth aufrecht unter den umhergestreuten Mänteln, Hüten und Muffen bot einen durchaus räthselvollen Anblick. „Das kam doch nicht von selbst? Aber Lisbeth, wie ist denn das möglich?“ „Ein Beispiel von labilem Gleichgewicht,“ bemerkte Axel in ernsthaftem Erklärerton. Lisbeth lachte so heftig, daß sie nichts antworten konnte; dabei standen ihr die Augen voll Thränen. „Aber wie kann man nur so nervös sein!“ tadelte Doktor Eybe. „Lisbeth, Lisbeth, Sie müssen wieder Eisen haben. Sie kommen mir in der letzten Zeit recht überreizt vor.“ „Wie das arme Kind erschrocken ist!“ Mama kam mit einem Glase Selters. „Mir thut nur Herr Buthmann leid! Der kommt jetzt nach Hause und es ist nichts!“ jammerte Tante Martha. „Ich werde mal meiner Cousine den Arm geben,“ sagte Axel würdevoll und ließ die Anderen sammeln. „Komm, Elisabeth. – Und wer war jetzt der Schelm?“ sagte er leise, während sie hineingingen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0375" n="367"/> und mit aufgeschreckten Mienen kam Alles auf den Vorplatz gelaufen, voran wie ein Löwe der junge Vater <hi rendition="#aq">in spe</hi>, der eilig über den hämisch grinsenden Kleiderhalter hinwegstolperte, sich einen Muff auf den Kopf stülpte und zur Hausthür hinausschoß, ohne sich durch Erklärungen aufhalten zu lassen. Es war freilich auch soso mit den Erklärungen. Lisbeth aufrecht unter den umhergestreuten Mänteln, Hüten und Muffen bot einen durchaus räthselvollen Anblick.</p> <p>„Das kam doch nicht von selbst? Aber Lisbeth, wie ist denn das möglich?“</p> <p>„Ein Beispiel von labilem Gleichgewicht,“ bemerkte Axel in ernsthaftem Erklärerton.</p> <p>Lisbeth lachte so heftig, daß sie nichts antworten konnte; dabei standen ihr die Augen voll Thränen.</p> <p>„Aber wie kann man nur so nervös sein!“ tadelte Doktor Eybe. „Lisbeth, Lisbeth, Sie müssen wieder Eisen haben. Sie kommen mir in der letzten Zeit recht überreizt vor.“</p> <p>„Wie das arme Kind erschrocken ist!“ Mama kam mit einem Glase Selters.</p> <p>„Mir thut nur Herr Buthmann leid! Der kommt jetzt nach Hause und es ist nichts!“ jammerte Tante Martha.</p> <p>„Ich werde mal meiner Cousine den Arm geben,“ sagte Axel würdevoll und ließ die Anderen sammeln. „Komm, Elisabeth. – Und wer war jetzt der Schelm?“ sagte er leise, während sie hineingingen.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [367/0375]
und mit aufgeschreckten Mienen kam Alles auf den Vorplatz gelaufen, voran wie ein Löwe der junge Vater in spe, der eilig über den hämisch grinsenden Kleiderhalter hinwegstolperte, sich einen Muff auf den Kopf stülpte und zur Hausthür hinausschoß, ohne sich durch Erklärungen aufhalten zu lassen. Es war freilich auch soso mit den Erklärungen. Lisbeth aufrecht unter den umhergestreuten Mänteln, Hüten und Muffen bot einen durchaus räthselvollen Anblick.
„Das kam doch nicht von selbst? Aber Lisbeth, wie ist denn das möglich?“
„Ein Beispiel von labilem Gleichgewicht,“ bemerkte Axel in ernsthaftem Erklärerton.
Lisbeth lachte so heftig, daß sie nichts antworten konnte; dabei standen ihr die Augen voll Thränen.
„Aber wie kann man nur so nervös sein!“ tadelte Doktor Eybe. „Lisbeth, Lisbeth, Sie müssen wieder Eisen haben. Sie kommen mir in der letzten Zeit recht überreizt vor.“
„Wie das arme Kind erschrocken ist!“ Mama kam mit einem Glase Selters.
„Mir thut nur Herr Buthmann leid! Der kommt jetzt nach Hause und es ist nichts!“ jammerte Tante Martha.
„Ich werde mal meiner Cousine den Arm geben,“ sagte Axel würdevoll und ließ die Anderen sammeln. „Komm, Elisabeth. – Und wer war jetzt der Schelm?“ sagte er leise, während sie hineingingen.
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