Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.der Situation. Er machte eine lange Einleitung, aus der er selbst nicht zurückfand, sprach von der akademischen Laufbahn, für die er sich entschlossen habe, und platzte darauf ganz plötzlich damit heraus, daß er dann auch eine Frau brauche. Dem Pastor ging die Cigarre aus, er blieb wie hypnotisirt an der Thür stehen. Zu jung? o nein, über vierundzwanzig, und dann - Axel fand seinen Muth wieder: "Du weißt doch, Onkel, was für ein Vortheil nach jeder Richtung, wenn man früh heirathen kann." Pastor Markwort hüstelte, aber dann nickte er bereitwillig, es kam ihm vor, als seien des Neffen Augen scharf fixirend im Dunkel auf ihn gerichtet. "So, so, denkst schon an dergleichen! Und wer, wenn man fragen darf -" "Elisabeth," sagte Axel mit heiserer Stimme. Auf allerlei war der junge Mann gefaßt gewesen, nur nicht auf den Freudenausbruch, der nun folgte. Der Onkel freilich begnügte sich mit einigen "so?" und "in der That?" aber er rief dann sofort seine Frau, damit sie ihm die Überraschung tragen helfe. Mama nun machte aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Sie fing an zu weinen und drückte Axel die Hand, als wäre er ihr Lebensretter, und sagte, es sei längst ihr Herzenswunsch gewesen, ihre Lisbeth glücklich verheirathet zu sehen, und wem könnten sie ihre Tochter besser anvertrauen, als dem Sohn ihrer der Situation. Er machte eine lange Einleitung, aus der er selbst nicht zurückfand, sprach von der akademischen Laufbahn, für die er sich entschlossen habe, und platzte darauf ganz plötzlich damit heraus, daß er dann auch eine Frau brauche. Dem Pastor ging die Cigarre aus, er blieb wie hypnotisirt an der Thür stehen. Zu jung? o nein, über vierundzwanzig, und dann – Axel fand seinen Muth wieder: „Du weißt doch, Onkel, was für ein Vortheil nach jeder Richtung, wenn man früh heirathen kann.“ Pastor Markwort hüstelte, aber dann nickte er bereitwillig, es kam ihm vor, als seien des Neffen Augen scharf fixirend im Dunkel auf ihn gerichtet. „So, so, denkst schon an dergleichen! Und wer, wenn man fragen darf –“ „Elisabeth,“ sagte Axel mit heiserer Stimme. Auf allerlei war der junge Mann gefaßt gewesen, nur nicht auf den Freudenausbruch, der nun folgte. Der Onkel freilich begnügte sich mit einigen „so?“ und „in der That?“ aber er rief dann sofort seine Frau, damit sie ihm die Überraschung tragen helfe. Mama nun machte aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Sie fing an zu weinen und drückte Axel die Hand, als wäre er ihr Lebensretter, und sagte, es sei längst ihr Herzenswunsch gewesen, ihre Lisbeth glücklich verheirathet zu sehen, und wem könnten sie ihre Tochter besser anvertrauen, als dem Sohn ihrer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0379" n="371"/> der Situation. Er machte eine lange Einleitung, aus der er selbst nicht zurückfand, sprach von der akademischen Laufbahn, für die er sich entschlossen habe, und platzte darauf ganz plötzlich damit heraus, daß er dann auch eine Frau brauche. Dem Pastor ging die Cigarre aus, er blieb wie hypnotisirt an der Thür stehen. Zu jung? o nein, über vierundzwanzig, und dann – Axel fand seinen Muth wieder: „Du weißt doch, Onkel, was für ein Vortheil nach jeder Richtung, wenn man früh heirathen kann.“</p> <p>Pastor Markwort hüstelte, aber dann nickte er bereitwillig, es kam ihm vor, als seien des Neffen Augen scharf fixirend im Dunkel auf ihn gerichtet. „So, so, denkst schon an dergleichen! Und wer, wenn man fragen darf –“</p> <p>„Elisabeth,“ sagte Axel mit heiserer Stimme.</p> <p>Auf allerlei war der junge Mann gefaßt gewesen, nur nicht auf den Freudenausbruch, der nun folgte.</p> <p>Der Onkel freilich begnügte sich mit einigen „so?“ und „in der That?“ aber er rief dann sofort seine Frau, damit sie ihm die Überraschung tragen helfe. Mama nun machte aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Sie fing an zu weinen und drückte Axel die Hand, als wäre er ihr Lebensretter, und sagte, es sei längst ihr Herzenswunsch gewesen, ihre Lisbeth glücklich verheirathet zu sehen, und wem könnten sie ihre Tochter besser anvertrauen, als dem Sohn ihrer </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [371/0379]
der Situation. Er machte eine lange Einleitung, aus der er selbst nicht zurückfand, sprach von der akademischen Laufbahn, für die er sich entschlossen habe, und platzte darauf ganz plötzlich damit heraus, daß er dann auch eine Frau brauche. Dem Pastor ging die Cigarre aus, er blieb wie hypnotisirt an der Thür stehen. Zu jung? o nein, über vierundzwanzig, und dann – Axel fand seinen Muth wieder: „Du weißt doch, Onkel, was für ein Vortheil nach jeder Richtung, wenn man früh heirathen kann.“
Pastor Markwort hüstelte, aber dann nickte er bereitwillig, es kam ihm vor, als seien des Neffen Augen scharf fixirend im Dunkel auf ihn gerichtet. „So, so, denkst schon an dergleichen! Und wer, wenn man fragen darf –“
„Elisabeth,“ sagte Axel mit heiserer Stimme.
Auf allerlei war der junge Mann gefaßt gewesen, nur nicht auf den Freudenausbruch, der nun folgte.
Der Onkel freilich begnügte sich mit einigen „so?“ und „in der That?“ aber er rief dann sofort seine Frau, damit sie ihm die Überraschung tragen helfe. Mama nun machte aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Sie fing an zu weinen und drückte Axel die Hand, als wäre er ihr Lebensretter, und sagte, es sei längst ihr Herzenswunsch gewesen, ihre Lisbeth glücklich verheirathet zu sehen, und wem könnten sie ihre Tochter besser anvertrauen, als dem Sohn ihrer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |