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Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.

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man etwas bekommen hat," setzte er entschuldigend hinzu. Und als sie nicht gleich antwortete, sondern mit sich zu kämpfen schien, lächelte er wieder: "Sie können es thun, ohne Ihr Gewissen zu belasten. Es ist etwas so unschuldiges, Sie müssen nämlich wissen, daß es sich im Grunde um einen verabredeten Scherz handelt - ich thue eigentlich nur, als ob ich nicht -" Ein überlegener, selbstbewußter Zug um die Lippen trat stärker hervor.

Das Gesicht der alten Dame war lauter helle Verwunderung. "In der That?" stammelte sie.

Iversen nickte mit halbzugekniffenen Augen. "Aber halten Sie mich für keinen schwarzen Heuchler deswegen!" reif er und sprang in sein Zimmer, um das verschlossene Couvert zu nehmen. "In Ihre freundlichen Hände befehle ich mein Schicksal! Also!"

Soll ich oder soll ich nicht? Die Frage stand deutlich auf dem bedenklichen Gesicht der Frau.

"Aber ich bitte Sie," rief Iversen, "würde ich denn eine Dame wie Sie zur Vertrauten machen, wenn die Sache nicht unschuldig wäre?"

Mit einem leisen Seufzer nahm sie das Briefchen an sich.

* * *

"Gefühl ist alles.
Name Schall und Rauch,
Umnebelnd Himmelsgluth."

man etwas bekommen hat,“ setzte er entschuldigend hinzu. Und als sie nicht gleich antwortete, sondern mit sich zu kämpfen schien, lächelte er wieder: „Sie können es thun, ohne Ihr Gewissen zu belasten. Es ist etwas so unschuldiges, Sie müssen nämlich wissen, daß es sich im Grunde um einen verabredeten Scherz handelt – ich thue eigentlich nur, als ob ich nicht –“ Ein überlegener, selbstbewußter Zug um die Lippen trat stärker hervor.

Das Gesicht der alten Dame war lauter helle Verwunderung. „In der That?“ stammelte sie.

Iversen nickte mit halbzugekniffenen Augen. „Aber halten Sie mich für keinen schwarzen Heuchler deswegen!“ reif er und sprang in sein Zimmer, um das verschlossene Couvert zu nehmen. „In Ihre freundlichen Hände befehle ich mein Schicksal! Also!“

Soll ich oder soll ich nicht? Die Frage stand deutlich auf dem bedenklichen Gesicht der Frau.

„Aber ich bitte Sie,“ rief Iversen, „würde ich denn eine Dame wie Sie zur Vertrauten machen, wenn die Sache nicht unschuldig wäre?“

Mit einem leisen Seufzer nahm sie das Briefchen an sich.

* * *

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[39/0047] man etwas bekommen hat,“ setzte er entschuldigend hinzu. Und als sie nicht gleich antwortete, sondern mit sich zu kämpfen schien, lächelte er wieder: „Sie können es thun, ohne Ihr Gewissen zu belasten. Es ist etwas so unschuldiges, Sie müssen nämlich wissen, daß es sich im Grunde um einen verabredeten Scherz handelt – ich thue eigentlich nur, als ob ich nicht –“ Ein überlegener, selbstbewußter Zug um die Lippen trat stärker hervor. Das Gesicht der alten Dame war lauter helle Verwunderung. „In der That?“ stammelte sie. Iversen nickte mit halbzugekniffenen Augen. „Aber halten Sie mich für keinen schwarzen Heuchler deswegen!“ reif er und sprang in sein Zimmer, um das verschlossene Couvert zu nehmen. „In Ihre freundlichen Hände befehle ich mein Schicksal! Also!“ Soll ich oder soll ich nicht? Die Frage stand deutlich auf dem bedenklichen Gesicht der Frau. „Aber ich bitte Sie,“ rief Iversen, „würde ich denn eine Dame wie Sie zur Vertrauten machen, wenn die Sache nicht unschuldig wäre?“ Mit einem leisen Seufzer nahm sie das Briefchen an sich. * * * „Gefühl ist alles. Name Schall und Rauch, Umnebelnd Himmelsgluth.“

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Zitationshilfe: Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/47>, abgerufen am 28.04.2024.