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Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.

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vor und erörterte die Verhältnisse ihrer Wirthsleute, bei denen es des Tags viermal Zank und nur zweimal zu essen gäbe; sie zählte die am häufigsten fallenden Schimpfwörter an den Fingern her und meinte, das sei allemal das erste, was sie sich merke an einem neuen Ort. Sie thue es nicht mit Absicht, aber es bleibe halt hängen, ganz wie bei ihrem Buben, dessen erstes Wort nicht Mama oder Papa gelautet habe, sondern: "dummi Chaibe."

Es war viel natürliche Koketterie in dem hübschen Geschöpf, und Iversen nahm nur widerwillig Abschied von seiner angenehmen Einbildung.

Von Anneli kam in diesen Tagen eine große goldberänderte Karte. Sie hatte sich verlobt. Nach der glänzenden Anzeige war es eine gute Partie. Iversen hatte den Namen des Majors Soundso nie gehört; er vermuthete, daß es der Begleiter aus dem Theater sein müßte. Die Angelegenheit war ihm so gleichgültig, daß er sich nicht einmal darüber Gewißheit verschaffte. Und doppelt freute er sich seiner Unbekannten. Er war ja auch immer überzeugt gewesen, daß sie etwas Besonderes sein müsse, nicht nach dem gewöhnlichen Frauentypus Geformtes. Er war auch nicht gewöhnlich, und sie hatte doch an ihm Gefallen gefunden, schon das sprach für die höhere Natur. Wenn sie doch endlich ins Tageslicht träte! Er hatte nun ziemlich direkt gefragt. Spiel ist lieblich, aber es muß doch einmal

vor und erörterte die Verhältnisse ihrer Wirthsleute, bei denen es des Tags viermal Zank und nur zweimal zu essen gäbe; sie zählte die am häufigsten fallenden Schimpfwörter an den Fingern her und meinte, das sei allemal das erste, was sie sich merke an einem neuen Ort. Sie thue es nicht mit Absicht, aber es bleibe halt hängen, ganz wie bei ihrem Buben, dessen erstes Wort nicht Mama oder Papa gelautet habe, sondern: „dummi Chaibe.“

Es war viel natürliche Koketterie in dem hübschen Geschöpf, und Iversen nahm nur widerwillig Abschied von seiner angenehmen Einbildung.

Von Anneli kam in diesen Tagen eine große goldberänderte Karte. Sie hatte sich verlobt. Nach der glänzenden Anzeige war es eine gute Partie. Iversen hatte den Namen des Majors Soundso nie gehört; er vermuthete, daß es der Begleiter aus dem Theater sein müßte. Die Angelegenheit war ihm so gleichgültig, daß er sich nicht einmal darüber Gewißheit verschaffte. Und doppelt freute er sich seiner Unbekannten. Er war ja auch immer überzeugt gewesen, daß sie etwas Besonderes sein müsse, nicht nach dem gewöhnlichen Frauentypus Geformtes. Er war auch nicht gewöhnlich, und sie hatte doch an ihm Gefallen gefunden, schon das sprach für die höhere Natur. Wenn sie doch endlich ins Tageslicht träte! Er hatte nun ziemlich direkt gefragt. Spiel ist lieblich, aber es muß doch einmal

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[48/0056] vor und erörterte die Verhältnisse ihrer Wirthsleute, bei denen es des Tags viermal Zank und nur zweimal zu essen gäbe; sie zählte die am häufigsten fallenden Schimpfwörter an den Fingern her und meinte, das sei allemal das erste, was sie sich merke an einem neuen Ort. Sie thue es nicht mit Absicht, aber es bleibe halt hängen, ganz wie bei ihrem Buben, dessen erstes Wort nicht Mama oder Papa gelautet habe, sondern: „dummi Chaibe.“ Es war viel natürliche Koketterie in dem hübschen Geschöpf, und Iversen nahm nur widerwillig Abschied von seiner angenehmen Einbildung. Von Anneli kam in diesen Tagen eine große goldberänderte Karte. Sie hatte sich verlobt. Nach der glänzenden Anzeige war es eine gute Partie. Iversen hatte den Namen des Majors Soundso nie gehört; er vermuthete, daß es der Begleiter aus dem Theater sein müßte. Die Angelegenheit war ihm so gleichgültig, daß er sich nicht einmal darüber Gewißheit verschaffte. Und doppelt freute er sich seiner Unbekannten. Er war ja auch immer überzeugt gewesen, daß sie etwas Besonderes sein müsse, nicht nach dem gewöhnlichen Frauentypus Geformtes. Er war auch nicht gewöhnlich, und sie hatte doch an ihm Gefallen gefunden, schon das sprach für die höhere Natur. Wenn sie doch endlich ins Tageslicht träte! Er hatte nun ziemlich direkt gefragt. Spiel ist lieblich, aber es muß doch einmal

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Zitationshilfe: Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/56>, abgerufen am 23.11.2024.