Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744.

Bild:
<< vorherige Seite

Das erste Capitel.
Jaromir solch Stück Landes bekommen, und
diese Stadt erbauet, als auch ein Monument
oder Leichen-Stein, so in der Haupt-Kirche
bey dem Eingange zu dem hohen Altar lieget,

und
dem Leben getrachtet werde; Hierüber soll die
Fürstin erwachet, und sehr erschrocken seyn,
auch eilend dem Fürsten nachgeschicket haben.
Jnmittelst jagten die Grafen Wrßowsken mit
dem Fürsten freudig, und da die Jäger sich hin
und wieder zerstreuet hatten, suchten sie einen
bequemen Ort, an welchem sie dem Fürsten
beykommen und ihn hinrichten könnten. Da
sie nun an einen Ort und Berg, Welis ge-
nannt, gelangeten, rissen sie alsbald den Fürsten
von dem Pferde, entblößten ihn, bunden Hän-
de und Füsse zusammen, warfen ihn zu der
Erde, und aus Hochmuth und Kurtzweile
sprengeten sie mit ihren Pferden über ihn weg;
Jn solcher Angst soll der Fürst Jaromir mit
höchster Jnbrunst zu GOtt und seinem Patron
St. Johanni dem Täufer gebetet und gerufen
haben, dabey aber diese Verspottung derer
Wrßowsken erdulden müssen, daß weder
GOtt noch St. Johannes ihn aus ihren
Händen errette;
ihren Muthwillen aber noch
mehr auszuüben, huben sie den Fürsten von
der Erden auf, und bunden ihn zwischen zweyen
Eichen an. Jndem dieses geschahe, kömmt
ohngefehr des Fürsten Jäger Howoran (Ho-
boran)

Das erſte Capitel.
Jaromir ſolch Stuͤck Landes bekommen, und
dieſe Stadt erbauet, als auch ein Monument
oder Leichen-Stein, ſo in der Haupt-Kirche
bey dem Eingange zu dem hohen Altar lieget,

und
dem Leben getrachtet werde; Hieruͤber ſoll die
Fuͤrſtin erwachet, und ſehr erſchrocken ſeyn,
auch eilend dem Fuͤrſten nachgeſchicket haben.
Jnmittelſt jagten die Grafen Wrßowſken mit
dem Fuͤrſten freudig, und da die Jaͤger ſich hin
und wieder zerſtreuet hatten, ſuchten ſie einen
bequemen Ort, an welchem ſie dem Fuͤrſten
beykommen und ihn hinrichten koͤnnten. Da
ſie nun an einen Ort und Berg, Welis ge-
nannt, gelangeten, riſſen ſie alsbald den Fuͤrſten
von dem Pferde, entbloͤßten ihn, bunden Haͤn-
de und Fuͤſſe zuſammen, warfen ihn zu der
Erde, und aus Hochmuth und Kurtzweile
ſprengeten ſie mit ihren Pferden uͤber ihn weg;
Jn ſolcher Angſt ſoll der Fuͤrſt Jaromir mit
hoͤchſter Jnbrunſt zu GOtt und ſeinem Patron
St. Johanni dem Taͤufer gebetet und gerufen
haben, dabey aber dieſe Verſpottung derer
Wrßowſken erdulden muͤſſen, daß weder
GOtt noch St. Johannes ihn aus ihren
Haͤnden errette;
ihren Muthwillen aber noch
mehr auszuuͤben, huben ſie den Fuͤrſten von
der Erden auf, und bunden ihn zwiſchen zweyen
Eichen an. Jndem dieſes geſchahe, koͤmmt
ohngefehr des Fuͤrſten Jaͤger Howoran (Ho-
boran)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0022" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das er&#x017F;te Capitel.</hi></fw><lb/>
Jaromir &#x017F;olch Stu&#x0364;ck Landes bekommen, und<lb/>
die&#x017F;e Stadt erbauet, als auch ein Monument<lb/>
oder Leichen-Stein, &#x017F;o in der Haupt-Kirche<lb/>
bey dem Eingange zu dem hohen Altar lieget,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/><note n="(*)" xml:id="a001c" prev="#a001b" place="foot" next="#a001d">dem Leben getrachtet werde; Hieru&#x0364;ber &#x017F;oll die<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tin erwachet, und &#x017F;ehr er&#x017F;chrocken &#x017F;eyn,<lb/>
auch eilend dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten nachge&#x017F;chicket haben.<lb/>
Jnmittel&#x017F;t jagten die Grafen Wrßow&#x017F;ken mit<lb/>
dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten freudig, und da die Ja&#x0364;ger &#x017F;ich hin<lb/>
und wieder zer&#x017F;treuet hatten, &#x017F;uchten &#x017F;ie einen<lb/>
bequemen Ort, an welchem &#x017F;ie dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
beykommen und ihn hinrichten ko&#x0364;nnten. Da<lb/>
&#x017F;ie nun an einen Ort und Berg, <hi rendition="#fr">Welis</hi> ge-<lb/>
nannt, gelangeten, ri&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie alsbald den Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
von dem Pferde, entblo&#x0364;ßten ihn, bunden Ha&#x0364;n-<lb/>
de und Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zu&#x017F;ammen, warfen ihn zu der<lb/>
Erde, und aus Hochmuth und Kurtzweile<lb/>
&#x017F;prengeten &#x017F;ie mit ihren Pferden u&#x0364;ber ihn weg;<lb/>
Jn &#x017F;olcher Ang&#x017F;t &#x017F;oll der Fu&#x0364;r&#x017F;t Jaromir mit<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;ter Jnbrun&#x017F;t zu GOtt und &#x017F;einem Patron<lb/>
St. Johanni dem Ta&#x0364;ufer gebetet und gerufen<lb/>
haben, dabey aber die&#x017F;e Ver&#x017F;pottung derer<lb/>
Wrßow&#x017F;ken erdulden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, <hi rendition="#fr">daß weder<lb/>
GOtt noch St. Johannes ihn aus ihren<lb/>
Ha&#x0364;nden errette;</hi> ihren Muthwillen aber noch<lb/>
mehr auszuu&#x0364;ben, huben &#x017F;ie den Fu&#x0364;r&#x017F;ten von<lb/>
der Erden auf, und bunden ihn zwi&#x017F;chen zweyen<lb/>
Eichen an. Jndem die&#x017F;es ge&#x017F;chahe, ko&#x0364;mmt<lb/>
ohngefehr des Fu&#x0364;r&#x017F;ten Ja&#x0364;ger Howoran (Ho-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">boran)</fw></note><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0022] Das erſte Capitel. Jaromir ſolch Stuͤck Landes bekommen, und dieſe Stadt erbauet, als auch ein Monument oder Leichen-Stein, ſo in der Haupt-Kirche bey dem Eingange zu dem hohen Altar lieget, und (*) (*) dem Leben getrachtet werde; Hieruͤber ſoll die Fuͤrſtin erwachet, und ſehr erſchrocken ſeyn, auch eilend dem Fuͤrſten nachgeſchicket haben. Jnmittelſt jagten die Grafen Wrßowſken mit dem Fuͤrſten freudig, und da die Jaͤger ſich hin und wieder zerſtreuet hatten, ſuchten ſie einen bequemen Ort, an welchem ſie dem Fuͤrſten beykommen und ihn hinrichten koͤnnten. Da ſie nun an einen Ort und Berg, Welis ge- nannt, gelangeten, riſſen ſie alsbald den Fuͤrſten von dem Pferde, entbloͤßten ihn, bunden Haͤn- de und Fuͤſſe zuſammen, warfen ihn zu der Erde, und aus Hochmuth und Kurtzweile ſprengeten ſie mit ihren Pferden uͤber ihn weg; Jn ſolcher Angſt ſoll der Fuͤrſt Jaromir mit hoͤchſter Jnbrunſt zu GOtt und ſeinem Patron St. Johanni dem Taͤufer gebetet und gerufen haben, dabey aber dieſe Verſpottung derer Wrßowſken erdulden muͤſſen, daß weder GOtt noch St. Johannes ihn aus ihren Haͤnden errette; ihren Muthwillen aber noch mehr auszuuͤben, huben ſie den Fuͤrſten von der Erden auf, und bunden ihn zwiſchen zweyen Eichen an. Jndem dieſes geſchahe, koͤmmt ohngefehr des Fuͤrſten Jaͤger Howoran (Ho- boran)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744/22
Zitationshilfe: Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744/22>, abgerufen am 29.04.2024.