Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744.

Bild:
<< vorherige Seite
Das dritte Capitel.

Magister Samuel Martini in sei-
ner Einweihungs-Predigt der Kirchen zu
Blune p. 29 meinet zwar, wie solche dem hei-
ligen Nicolaus gewidmet, weil auf einem
Altare St. Nicolaus mit denen aus der
Paßion ihm zugeeigneten Würfeln derer
Kriegs-Knechte, so um das Gewand des
HErrn Christi gewürfelt, zu sehen sey. Aber
zu bewundern ist es, daß der Herr Magister
Martini auf diese Gedancken gekommen,
indem das Bildniß des St. Nicolaus nur
auf dem einen Flügel des Altars stehet, und
folglich nicht das Haupt-Bild vorstellet. Das
uralte Altar, so im Pabstthume das Haupt-
Altar gewesen, und anjetzo zu Geyerswalde
in der Kirchen-Sacristey ist, zeiget, daß
das erste vielmehr zu glauben, und also den
Namen zur lieben Frauen, oder Jungfrau
Marien,
oder unser lieben Frauen, mag
geführet haben.

Die Kirche soll auf lauter eichenen Pfäh-
len stehen; wenn aber solche erbauet, weiß
man so genau nicht, weil man davon nirgends
etwas aufgezeichnet findet; daß sie jedoch sehr
alt seyn muß, siehet man theils an denen al-
ten Altären, theils auch an denen alten Epi-
taphien, massen darinnen Epitaphien zu
finden, so in denen Jahren 1507, 1522, 1523
und auch eins, so 1481 gesetzet und aufgerich-

tet
Das dritte Capitel.

Magiſter Samuel Martini in ſei-
ner Einweihungs-Predigt der Kirchen zu
Blune p. 29 meinet zwar, wie ſolche dem hei-
ligen Nicolaus gewidmet, weil auf einem
Altare St. Nicolaus mit denen aus der
Paßion ihm zugeeigneten Wuͤrfeln derer
Kriegs-Knechte, ſo um das Gewand des
HErrn Chriſti gewuͤrfelt, zu ſehen ſey. Aber
zu bewundern iſt es, daß der Herr Magiſter
Martini auf dieſe Gedancken gekommen,
indem das Bildniß des St. Nicolaus nur
auf dem einen Fluͤgel des Altars ſtehet, und
folglich nicht das Haupt-Bild vorſtellet. Das
uralte Altar, ſo im Pabſtthume das Haupt-
Altar geweſen, und anjetzo zu Geyerswalde
in der Kirchen-Sacriſtey iſt, zeiget, daß
das erſte vielmehr zu glauben, und alſo den
Namen zur lieben Frauen, oder Jungfrau
Marien,
oder unſer lieben Frauen, mag
gefuͤhret haben.

Die Kirche ſoll auf lauter eichenen Pfaͤh-
len ſtehen; wenn aber ſolche erbauet, weiß
man ſo genau nicht, weil man davon nirgends
etwas aufgezeichnet findet; daß ſie jedoch ſehr
alt ſeyn muß, ſiehet man theils an denen al-
ten Altaͤren, theils auch an denen alten Epi-
taphien, maſſen darinnen Epitaphien zu
finden, ſo in denen Jahren 1507, 1522, 1523
und auch eins, ſo 1481 geſetzet und aufgerich-

tet
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0034" n="16"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das dritte Capitel.</hi> </fw><lb/>
        <p>Magi&#x017F;ter <hi rendition="#fr">Samuel Martini</hi> in &#x017F;ei-<lb/>
ner Einweihungs-Predigt der Kirchen zu<lb/>
Blune <hi rendition="#aq">p.</hi> 29 meinet zwar, wie &#x017F;olche dem hei-<lb/>
ligen Nicolaus gewidmet, weil auf einem<lb/>
Altare St. Nicolaus mit denen aus der<lb/>
Paßion ihm zugeeigneten Wu&#x0364;rfeln derer<lb/>
Kriegs-Knechte, &#x017F;o um das Gewand des<lb/>
HErrn Chri&#x017F;ti gewu&#x0364;rfelt, zu &#x017F;ehen &#x017F;ey. Aber<lb/>
zu bewundern i&#x017F;t es, daß der Herr Magi&#x017F;ter<lb/>
Martini auf die&#x017F;e Gedancken gekommen,<lb/>
indem das Bildniß des St. Nicolaus nur<lb/>
auf dem einen Flu&#x0364;gel des Altars &#x017F;tehet, und<lb/>
folglich nicht das Haupt-Bild vor&#x017F;tellet. Das<lb/>
uralte Altar, &#x017F;o im Pab&#x017F;tthume das Haupt-<lb/>
Altar gewe&#x017F;en, und anjetzo zu Geyerswalde<lb/>
in der Kirchen-Sacri&#x017F;tey i&#x017F;t, zeiget, daß<lb/>
das er&#x017F;te vielmehr zu glauben, und al&#x017F;o den<lb/>
Namen <hi rendition="#fr">zur lieben Frauen,</hi> oder <hi rendition="#fr">Jungfrau<lb/>
Marien,</hi> oder <hi rendition="#fr">un&#x017F;er lieben Frauen,</hi> mag<lb/>
gefu&#x0364;hret haben.</p><lb/>
        <p>Die Kirche &#x017F;oll auf lauter eichenen Pfa&#x0364;h-<lb/>
len &#x017F;tehen; wenn aber &#x017F;olche erbauet, weiß<lb/>
man &#x017F;o genau nicht, weil man davon nirgends<lb/>
etwas aufgezeichnet findet; daß &#x017F;ie jedoch &#x017F;ehr<lb/>
alt &#x017F;eyn muß, &#x017F;iehet man theils an denen al-<lb/>
ten Alta&#x0364;ren, theils auch an denen alten Epi-<lb/>
taphien, ma&#x017F;&#x017F;en darinnen Epitaphien zu<lb/>
finden, &#x017F;o in denen Jahren 1507, 1522, 1523<lb/>
und auch eins, &#x017F;o 1481 ge&#x017F;etzet und aufgerich-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tet</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0034] Das dritte Capitel. Magiſter Samuel Martini in ſei- ner Einweihungs-Predigt der Kirchen zu Blune p. 29 meinet zwar, wie ſolche dem hei- ligen Nicolaus gewidmet, weil auf einem Altare St. Nicolaus mit denen aus der Paßion ihm zugeeigneten Wuͤrfeln derer Kriegs-Knechte, ſo um das Gewand des HErrn Chriſti gewuͤrfelt, zu ſehen ſey. Aber zu bewundern iſt es, daß der Herr Magiſter Martini auf dieſe Gedancken gekommen, indem das Bildniß des St. Nicolaus nur auf dem einen Fluͤgel des Altars ſtehet, und folglich nicht das Haupt-Bild vorſtellet. Das uralte Altar, ſo im Pabſtthume das Haupt- Altar geweſen, und anjetzo zu Geyerswalde in der Kirchen-Sacriſtey iſt, zeiget, daß das erſte vielmehr zu glauben, und alſo den Namen zur lieben Frauen, oder Jungfrau Marien, oder unſer lieben Frauen, mag gefuͤhret haben. Die Kirche ſoll auf lauter eichenen Pfaͤh- len ſtehen; wenn aber ſolche erbauet, weiß man ſo genau nicht, weil man davon nirgends etwas aufgezeichnet findet; daß ſie jedoch ſehr alt ſeyn muß, ſiehet man theils an denen al- ten Altaͤren, theils auch an denen alten Epi- taphien, maſſen darinnen Epitaphien zu finden, ſo in denen Jahren 1507, 1522, 1523 und auch eins, ſo 1481 geſetzet und aufgerich- tet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744/34
Zitationshilfe: Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744/34>, abgerufen am 28.04.2024.