Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.Landes, und dem Ruhm unsers gekrönten Hel- Die Tage der allgemeinen Freude, wurden nicht
Landes, und dem Ruhm unſers gekroͤnten Hel- Die Tage der allgemeinen Freude, wurden nicht
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0154" n="144"/> Landes, und dem Ruhm unſers gekroͤnten Hel-<lb/> den zu nehmen pflegte. Meine Mutter aber<lb/> ſchien dieſe Froͤhlichkeit nur zu ſchmerzen. Zu<lb/> ſpaͤt, ſeufzte ſie, mußte ich ein ſo theures Opfer<lb/> bringen, damit der Friede einzoͤge! O, Mutter!<lb/> rief ich im Auflodern meiner alten Begeiſte-<lb/> rung, Emil ſtarb, weil ſeine Tage gezaͤhlt wa-<lb/> ren. Waͤre es aber moͤglich, daß die Gottheit<lb/> ein Menſchenopfer annaͤhme fuͤr Frankreichs<lb/> Frieden, Freiheit und Gluͤck, ſo wollte ich ja,<lb/> mit tauſend Freuden, noch heute mein Blut tro-<lb/> pfenweiſe dafuͤr vergießen! Mein Vater druͤckte<lb/> mir ſchweigend die Hand, meine Mutter ſahe<lb/> mich mit ſtarren Blicken an, ſchuͤttelte dann<lb/> langſam den Kopf, faßte nach ihrem Roſen-<lb/> kranz, und verſank wieder in ſtillen Gram.</p><lb/> <p>Die Tage der allgemeinen Freude, wurden<lb/> uns Tage der Trauer. Mitten unter den Ver-<lb/> maͤhlungsfeierlichkeiten ſtarb meine arme gute<lb/> Mutter in meinen Armen. Mein Vater kaͤmpfte<lb/> maͤnnlich mit ſeinem herben Schmerz. Er kuͤßte<lb/> den kalten Mund der Geliebten mit zaͤrtlicher<lb/> Wehmuth. Ruhe ſanft holde Klara! ſagte er,<lb/> die Erdenleiden druͤcken jetzt dein armes Herz<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [144/0154]
Landes, und dem Ruhm unſers gekroͤnten Hel-
den zu nehmen pflegte. Meine Mutter aber
ſchien dieſe Froͤhlichkeit nur zu ſchmerzen. Zu
ſpaͤt, ſeufzte ſie, mußte ich ein ſo theures Opfer
bringen, damit der Friede einzoͤge! O, Mutter!
rief ich im Auflodern meiner alten Begeiſte-
rung, Emil ſtarb, weil ſeine Tage gezaͤhlt wa-
ren. Waͤre es aber moͤglich, daß die Gottheit
ein Menſchenopfer annaͤhme fuͤr Frankreichs
Frieden, Freiheit und Gluͤck, ſo wollte ich ja,
mit tauſend Freuden, noch heute mein Blut tro-
pfenweiſe dafuͤr vergießen! Mein Vater druͤckte
mir ſchweigend die Hand, meine Mutter ſahe
mich mit ſtarren Blicken an, ſchuͤttelte dann
langſam den Kopf, faßte nach ihrem Roſen-
kranz, und verſank wieder in ſtillen Gram.
Die Tage der allgemeinen Freude, wurden
uns Tage der Trauer. Mitten unter den Ver-
maͤhlungsfeierlichkeiten ſtarb meine arme gute
Mutter in meinen Armen. Mein Vater kaͤmpfte
maͤnnlich mit ſeinem herben Schmerz. Er kuͤßte
den kalten Mund der Geliebten mit zaͤrtlicher
Wehmuth. Ruhe ſanft holde Klara! ſagte er,
die Erdenleiden druͤcken jetzt dein armes Herz
nicht
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |