Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

lich einige Stunden mit schreiben zubringe, hat
seine Aufmerksamkeit, mir ein kleines Fest berei-
tet. Ein schmackhaftes Mahl, ein Spiel, ein
Fischfang, ein Matrosentanz und mehr derglei-
chen wechseln mit einander ab. Auch kleine
Konzerte geben wir, wobei Deine Freundinn
mit ihrem Harfenspiel und ihrer Stimme, viel
unverdiente Ehre einerntet. Unsre Reisegesell-
schaft besteht aus zwei Kaufleuten aus New-
York, einem jungen Mahler aus der Schweiz,
und zwei Florentinerinnen, Mutter und Toch-
ter, welche dem Manne und Vater nachreisen,
der sich in der Havannah etablirt hat, alles
freisinnige, wenigstens tolerante Menschen.
Während der ganzen Reise, gab es nicht eine ein-
zige politische Streitigkeit; unsrere Tage flos-
sen schnell und angenehm dahin. Auf St. He-
lena nahmen wir Erfrischungen ein. Ein origi-
neller Felsen mitten in der großen Wasserwüste.
Jch erging mich in seinen üppigen Thälern, und
träumte mir die Möglichkeit, mit einer kleinen aus-
erwählten Gesellschaft von Freunden, abgeschieden
von der ganzen Welt, hier glücklich zu leben.
Es möchte wohl thunlich seyn, die schon schwierige
Landung, auf immer unmöglich zu machen.

lich einige Stunden mit ſchreiben zubringe, hat
ſeine Aufmerkſamkeit, mir ein kleines Feſt berei-
tet. Ein ſchmackhaftes Mahl, ein Spiel, ein
Fiſchfang, ein Matroſentanz und mehr derglei-
chen wechſeln mit einander ab. Auch kleine
Konzerte geben wir, wobei Deine Freundinn
mit ihrem Harfenſpiel und ihrer Stimme, viel
unverdiente Ehre einerntet. Unſre Reiſegeſell-
ſchaft beſteht aus zwei Kaufleuten aus New-
York, einem jungen Mahler aus der Schweiz,
und zwei Florentinerinnen, Mutter und Toch-
ter, welche dem Manne und Vater nachreiſen,
der ſich in der Havannah etablirt hat, alles
freiſinnige, wenigſtens tolerante Menſchen.
Waͤhrend der ganzen Reiſe, gab es nicht eine ein-
zige politiſche Streitigkeit; unſrere Tage floſ-
ſen ſchnell und angenehm dahin. Auf St. He-
lena nahmen wir Erfriſchungen ein. Ein origi-
neller Felſen mitten in der großen Waſſerwuͤſte.
Jch erging mich in ſeinen uͤppigen Thaͤlern, und
traͤumte mir die Moͤglichkeit, mit einer kleinen aus-
erwaͤhlten Geſellſchaft von Freunden, abgeſchieden
von der ganzen Welt, hier gluͤcklich zu leben.
Es moͤchte wohl thunlich ſeyn, die ſchon ſchwierige
Landung, auf immer unmoͤglich zu machen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0222" n="204[212]"/>
lich einige Stunden mit &#x017F;chreiben zubringe, hat<lb/>
&#x017F;eine Aufmerk&#x017F;amkeit, mir ein kleines Fe&#x017F;t berei-<lb/>
tet. Ein &#x017F;chmackhaftes Mahl, ein Spiel, ein<lb/>
Fi&#x017F;chfang, ein Matro&#x017F;entanz und mehr derglei-<lb/>
chen wech&#x017F;eln mit einander ab. Auch kleine<lb/>
Konzerte geben wir, wobei Deine Freundinn<lb/>
mit ihrem Harfen&#x017F;piel und ihrer Stimme, viel<lb/>
unverdiente Ehre einerntet. Un&#x017F;re Rei&#x017F;ege&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chaft be&#x017F;teht aus zwei Kaufleuten aus New-<lb/>
York, einem jungen Mahler aus der Schweiz,<lb/>
und zwei Florentinerinnen, Mutter und Toch-<lb/>
ter, welche dem Manne und Vater nachrei&#x017F;en,<lb/>
der &#x017F;ich in der Havannah etablirt hat, alles<lb/>
frei&#x017F;innige, wenig&#x017F;tens tolerante Men&#x017F;chen.<lb/>
Wa&#x0364;hrend der ganzen Rei&#x017F;e, gab es nicht eine ein-<lb/>
zige politi&#x017F;che Streitigkeit; un&#x017F;rere Tage flo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;chnell und angenehm dahin. Auf St. He-<lb/>
lena nahmen wir Erfri&#x017F;chungen ein. Ein origi-<lb/>
neller Fel&#x017F;en mitten in der großen Wa&#x017F;&#x017F;erwu&#x0364;&#x017F;te.<lb/>
Jch erging mich in &#x017F;einen u&#x0364;ppigen Tha&#x0364;lern, und<lb/>
tra&#x0364;umte mir die Mo&#x0364;glichkeit, mit einer kleinen aus-<lb/>
erwa&#x0364;hlten Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft von Freunden, abge&#x017F;chieden<lb/>
von der ganzen Welt, hier glu&#x0364;cklich zu leben.<lb/>
Es mo&#x0364;chte wohl thunlich &#x017F;eyn, die &#x017F;chon &#x017F;chwierige<lb/>
Landung, auf immer unmo&#x0364;glich zu machen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204[212]/0222] lich einige Stunden mit ſchreiben zubringe, hat ſeine Aufmerkſamkeit, mir ein kleines Feſt berei- tet. Ein ſchmackhaftes Mahl, ein Spiel, ein Fiſchfang, ein Matroſentanz und mehr derglei- chen wechſeln mit einander ab. Auch kleine Konzerte geben wir, wobei Deine Freundinn mit ihrem Harfenſpiel und ihrer Stimme, viel unverdiente Ehre einerntet. Unſre Reiſegeſell- ſchaft beſteht aus zwei Kaufleuten aus New- York, einem jungen Mahler aus der Schweiz, und zwei Florentinerinnen, Mutter und Toch- ter, welche dem Manne und Vater nachreiſen, der ſich in der Havannah etablirt hat, alles freiſinnige, wenigſtens tolerante Menſchen. Waͤhrend der ganzen Reiſe, gab es nicht eine ein- zige politiſche Streitigkeit; unſrere Tage floſ- ſen ſchnell und angenehm dahin. Auf St. He- lena nahmen wir Erfriſchungen ein. Ein origi- neller Felſen mitten in der großen Waſſerwuͤſte. Jch erging mich in ſeinen uͤppigen Thaͤlern, und traͤumte mir die Moͤglichkeit, mit einer kleinen aus- erwaͤhlten Geſellſchaft von Freunden, abgeſchieden von der ganzen Welt, hier gluͤcklich zu leben. Es moͤchte wohl thunlich ſeyn, die ſchon ſchwierige Landung, auf immer unmoͤglich zu machen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/222
Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 204[212]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/222>, abgerufen am 15.05.2024.