Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.Streben, die Thüren dieser höllischen Behäl- Streben, die Thuͤren dieſer hoͤlliſchen Behaͤl- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0052" n="44"/> Streben, die Thuͤren dieſer hoͤlliſchen Behaͤl-<lb/> ter zu oͤffnen. Werkzeuge ſind ſchnell gefunden,<lb/> auch huͤlfreiche Arme in Menge. Man befreit<lb/> eine ziemliche Anzahl der ungluͤcklichen Schlacht-<lb/> opfer tyranniſcher Willkuͤhr, doch findet ſich kein<lb/> Leo. Endlich weicht eine beſonders ſtark befe-<lb/> ſtigte Thuͤr, und mein Vater ſtuͤrzt dem freude-<lb/> ſchwindelnden Victor in die Arme. Freiheit iſt<lb/> das erſte Wort, welches aus beider Bruſt ſich<lb/> hervordraͤngt, das zweite Klara! Lebt ſie? ruft<lb/> mein Vater. Sie iſt hier! ſchreit mein Oheim!<lb/> und ſo machen ſich Beide, feſt umſchlungen, un-<lb/> aufhaltſam Bahn durch die theilnehmende Menge.<lb/> Sie erreichen faſt athemlos Klaras Wohnung.<lb/> Meine Mutter lag blaß und erſchoͤpft im Bette,<lb/> ich ruhte an ihrer Bruſt. Seit wenig Minu-<lb/> ten hatte ich das Licht der Welt erblickt. Mein<lb/> Vater ſtuͤrzte knieend an dem Bette nieder. Jn<lb/> ſprachloſer Freude hing er an den Lippen der<lb/> Geliebten, und uͤberſtroͤmte ihre Haͤnde mit<lb/> Thraͤnen und Kuͤſſen. Dann nahm er mich in<lb/> ſeine Arme, und druͤckte mich, gewaltſam ſchluch-<lb/> zend, an ſein Herz. Ploͤtzlich hob er mich<lb/> hoch in die Hoͤhe, und rief laut und feierlich:<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [44/0052]
Streben, die Thuͤren dieſer hoͤlliſchen Behaͤl-
ter zu oͤffnen. Werkzeuge ſind ſchnell gefunden,
auch huͤlfreiche Arme in Menge. Man befreit
eine ziemliche Anzahl der ungluͤcklichen Schlacht-
opfer tyranniſcher Willkuͤhr, doch findet ſich kein
Leo. Endlich weicht eine beſonders ſtark befe-
ſtigte Thuͤr, und mein Vater ſtuͤrzt dem freude-
ſchwindelnden Victor in die Arme. Freiheit iſt
das erſte Wort, welches aus beider Bruſt ſich
hervordraͤngt, das zweite Klara! Lebt ſie? ruft
mein Vater. Sie iſt hier! ſchreit mein Oheim!
und ſo machen ſich Beide, feſt umſchlungen, un-
aufhaltſam Bahn durch die theilnehmende Menge.
Sie erreichen faſt athemlos Klaras Wohnung.
Meine Mutter lag blaß und erſchoͤpft im Bette,
ich ruhte an ihrer Bruſt. Seit wenig Minu-
ten hatte ich das Licht der Welt erblickt. Mein
Vater ſtuͤrzte knieend an dem Bette nieder. Jn
ſprachloſer Freude hing er an den Lippen der
Geliebten, und uͤberſtroͤmte ihre Haͤnde mit
Thraͤnen und Kuͤſſen. Dann nahm er mich in
ſeine Arme, und druͤckte mich, gewaltſam ſchluch-
zend, an ſein Herz. Ploͤtzlich hob er mich
hoch in die Hoͤhe, und rief laut und feierlich:
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