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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

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So lange ihr Dienst noch unentweiht bestand,
war Rom glücklich und groß.

Wehe, auch das große, auch das glückliche
Rom versank! woran mahnt mich diese Erin-
nerung des ewigen Wechsels! Wird denn die
Entwicklung des Menschengeschlechts ewig den
Kreislauf gehen, sein Zustand niemahls Dauer er-
halten? Werden die Blätter der Geschichte ewig
vergebens für uns geschrieben seyn? Verzwei-
feln, würde ich, müßte ich dieß, als unwan-
delbares Gesetz anerkennen, ich kann, ich will
es nicht denken. Eine köstliche Frucht bedarf
lange Zeit zu ihrer Reife. Rauhe Stürme
streiften ihre Blüthen ab, lange liegt sie in
harter Schale verborgen, mitten in den Unge-
wittern, sie hat die Fröste der Nacht, und den
sengenden Strahl des Mittags überdauert,
aber an der milden Sonne des Herbstes, wird
sie die Schale öffnen, und der süße Kern
dringt gezeitigt hervor. Möge er lange dauern,
der Herbst!



Zweiter Theil. [10]

So lange ihr Dienſt noch unentweiht beſtand,
war Rom gluͤcklich und groß.

Wehe, auch das große, auch das gluͤckliche
Rom verſank! woran mahnt mich dieſe Erin-
nerung des ewigen Wechſels! Wird denn die
Entwicklung des Menſchengeſchlechts ewig den
Kreislauf gehen, ſein Zuſtand niemahls Dauer er-
halten? Werden die Blaͤtter der Geſchichte ewig
vergebens fuͤr uns geſchrieben ſeyn? Verzwei-
feln, wuͤrde ich, muͤßte ich dieß, als unwan-
delbares Geſetz anerkennen, ich kann, ich will
es nicht denken. Eine koͤſtliche Frucht bedarf
lange Zeit zu ihrer Reife. Rauhe Stuͤrme
ſtreiften ihre Bluͤthen ab, lange liegt ſie in
harter Schale verborgen, mitten in den Unge-
wittern, ſie hat die Froͤſte der Nacht, und den
ſengenden Strahl des Mittags uͤberdauert,
aber an der milden Sonne des Herbſtes, wird
ſie die Schale oͤffnen, und der ſuͤße Kern
dringt gezeitigt hervor. Moͤge er lange dauern,
der Herbſt!



Zweiter Theil. [10]
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[145/0155] So lange ihr Dienſt noch unentweiht beſtand, war Rom gluͤcklich und groß. Wehe, auch das große, auch das gluͤckliche Rom verſank! woran mahnt mich dieſe Erin- nerung des ewigen Wechſels! Wird denn die Entwicklung des Menſchengeſchlechts ewig den Kreislauf gehen, ſein Zuſtand niemahls Dauer er- halten? Werden die Blaͤtter der Geſchichte ewig vergebens fuͤr uns geſchrieben ſeyn? Verzwei- feln, wuͤrde ich, muͤßte ich dieß, als unwan- delbares Geſetz anerkennen, ich kann, ich will es nicht denken. Eine koͤſtliche Frucht bedarf lange Zeit zu ihrer Reife. Rauhe Stuͤrme ſtreiften ihre Bluͤthen ab, lange liegt ſie in harter Schale verborgen, mitten in den Unge- wittern, ſie hat die Froͤſte der Nacht, und den ſengenden Strahl des Mittags uͤberdauert, aber an der milden Sonne des Herbſtes, wird ſie die Schale oͤffnen, und der ſuͤße Kern dringt gezeitigt hervor. Moͤge er lange dauern, der Herbſt! Zweiter Theil. [10]

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Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/155>, abgerufen am 22.11.2024.