Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.an seine Lippen. Du sollst mich begleiten, und an ſeine Lippen. Du ſollſt mich begleiten, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0032" n="24"/> an ſeine Lippen. Du ſollſt mich begleiten, und<lb/> mich ſtaͤrken, rief er, wenn die Niedergeſchlagen-<lb/> heit zu maͤchtig werden will! Guter William,<lb/> ſagte ich, und meine Thraͤnen floſſen ſtaͤrker, ich<lb/> wuͤnſchte, ich koͤnnte ihnen mehr geben. Sie<lb/> wuͤnſchen es, und koͤnnen nicht? ſagte er erblaſ-<lb/> ſend. Jetzt noch nicht. Wann aber? Wenn<lb/> wir beide unſre Reiſe beendigt haben. Was<lb/> kann da veraͤndert ſeyn? Viel, o viel, lieber<lb/> William! Das Leben ſteht ja nie ſtill, und in<lb/> vier, fuͤnf Monden, veraͤndert ſich die Erde ſo<lb/> ſehr. Auch das Herz? auch das Herz, Virginia?<lb/> rief er heftig. O welche Ausſicht eroͤffnen ſie<lb/> mir! Sie kennen die ſeltſame Lage meines<lb/> Herzens, ſagte ich, ich habe ihnen niemahls<lb/> meine Gefuͤhle verhehlt, und auch jetzt mag ich<lb/> ihnen, einen faſt mir ſelbſt laͤcherlichen Gedanken<lb/> nicht bergen. Es ſcheint mir naͤmlich, als koͤnne<lb/> nur am Fall des Niagara der Zwieſpalt ſich loͤ-<lb/> ſen, welcher in meiner Seele ſich erhoben hat, ſeit<lb/> ich unter ihrem Schutze lebe. Ach es iſt nur<lb/> der Wunſch nach weiter Entfernung von mir,<lb/> ſagte er, mit traurigem Kopfſchuͤtteln. Nein, nein!<lb/> rief ich, ich verlaſſe ſie mit Schmerz, aber ein<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0032]
an ſeine Lippen. Du ſollſt mich begleiten, und
mich ſtaͤrken, rief er, wenn die Niedergeſchlagen-
heit zu maͤchtig werden will! Guter William,
ſagte ich, und meine Thraͤnen floſſen ſtaͤrker, ich
wuͤnſchte, ich koͤnnte ihnen mehr geben. Sie
wuͤnſchen es, und koͤnnen nicht? ſagte er erblaſ-
ſend. Jetzt noch nicht. Wann aber? Wenn
wir beide unſre Reiſe beendigt haben. Was
kann da veraͤndert ſeyn? Viel, o viel, lieber
William! Das Leben ſteht ja nie ſtill, und in
vier, fuͤnf Monden, veraͤndert ſich die Erde ſo
ſehr. Auch das Herz? auch das Herz, Virginia?
rief er heftig. O welche Ausſicht eroͤffnen ſie
mir! Sie kennen die ſeltſame Lage meines
Herzens, ſagte ich, ich habe ihnen niemahls
meine Gefuͤhle verhehlt, und auch jetzt mag ich
ihnen, einen faſt mir ſelbſt laͤcherlichen Gedanken
nicht bergen. Es ſcheint mir naͤmlich, als koͤnne
nur am Fall des Niagara der Zwieſpalt ſich loͤ-
ſen, welcher in meiner Seele ſich erhoben hat, ſeit
ich unter ihrem Schutze lebe. Ach es iſt nur
der Wunſch nach weiter Entfernung von mir,
ſagte er, mit traurigem Kopfſchuͤtteln. Nein, nein!
rief ich, ich verlaſſe ſie mit Schmerz, aber ein
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