Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

in dieser Woche schon zwei Fremden, nebst ihrem
Führer, hier gewesen, welche gleichfalls nach dem
Wasserfall wallfahrten. Wie es scheint waren
es Mahler, denn der eine hatte die Landschaft
gezeichnet, und der zweiten Tochter ein kleines
Stück von seiner Arbeit zum Andenken geschenkt.
Das muntere Mädchen lobt deßhalb ihn am
meisten, während ihre ältere Schwester seinen
schwermüthigen Gefährten rühmt.

Wir haben uns hier mit einer großen Men-
ge frischer Lebensmittel versehn, es ist mir aber
kaum gelungen, den guten Leuten den wahren
Werth aufzudringen.



Den 13ten Julius.

Wir sind nur noch 3 Stunden vom Niagara
entfernt, und hören den Fall, wie das Rollen
eines mächtigen Donners. Schon gestern den
ganzen Tag tönte sein Getöse in der Ferne,
und in der Nacht hinderte es mich lange am
Schlaf. Wir haben hier Halt gemacht, weil
ich erst morgen zur Stelle kommen will; ich

in dieſer Woche ſchon zwei Fremden, nebſt ihrem
Fuͤhrer, hier geweſen, welche gleichfalls nach dem
Waſſerfall wallfahrten. Wie es ſcheint waren
es Mahler, denn der eine hatte die Landſchaft
gezeichnet, und der zweiten Tochter ein kleines
Stuͤck von ſeiner Arbeit zum Andenken geſchenkt.
Das muntere Maͤdchen lobt deßhalb ihn am
meiſten, waͤhrend ihre aͤltere Schweſter ſeinen
ſchwermuͤthigen Gefaͤhrten ruͤhmt.

Wir haben uns hier mit einer großen Men-
ge friſcher Lebensmittel verſehn, es iſt mir aber
kaum gelungen, den guten Leuten den wahren
Werth aufzudringen.



Den 13ten Julius.

Wir ſind nur noch 3 Stunden vom Niagara
entfernt, und hoͤren den Fall, wie das Rollen
eines maͤchtigen Donners. Schon geſtern den
ganzen Tag toͤnte ſein Getoͤſe in der Ferne,
und in der Nacht hinderte es mich lange am
Schlaf. Wir haben hier Halt gemacht, weil
ich erſt morgen zur Stelle kommen will; ich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0055" n="47"/>
in die&#x017F;er Woche &#x017F;chon zwei Fremden, neb&#x017F;t ihrem<lb/>
Fu&#x0364;hrer, hier gewe&#x017F;en, welche gleichfalls nach dem<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;erfall wallfahrten. Wie es &#x017F;cheint waren<lb/>
es Mahler, denn der eine hatte die Land&#x017F;chaft<lb/>
gezeichnet, und der zweiten Tochter ein kleines<lb/>
Stu&#x0364;ck von &#x017F;einer Arbeit zum Andenken ge&#x017F;chenkt.<lb/>
Das muntere Ma&#x0364;dchen lobt deßhalb ihn am<lb/>
mei&#x017F;ten, wa&#x0364;hrend ihre a&#x0364;ltere Schwe&#x017F;ter &#x017F;einen<lb/>
&#x017F;chwermu&#x0364;thigen Gefa&#x0364;hrten ru&#x0364;hmt.</p><lb/>
          <p>Wir haben uns hier mit einer großen Men-<lb/>
ge fri&#x017F;cher Lebensmittel ver&#x017F;ehn, es i&#x017F;t mir aber<lb/>
kaum gelungen, den guten Leuten den wahren<lb/>
Werth aufzudringen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>
            <date> <hi rendition="#et">Den 13ten Julius.</hi> </date>
          </p><lb/>
          <p>Wir &#x017F;ind nur noch 3 Stunden vom Niagara<lb/>
entfernt, und ho&#x0364;ren den Fall, wie das Rollen<lb/>
eines ma&#x0364;chtigen Donners. Schon ge&#x017F;tern den<lb/>
ganzen Tag to&#x0364;nte &#x017F;ein Geto&#x0364;&#x017F;e in der Ferne,<lb/>
und in der Nacht hinderte es mich lange am<lb/>
Schlaf. Wir haben hier Halt gemacht, weil<lb/>
ich er&#x017F;t morgen zur Stelle kommen will; ich<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0055] in dieſer Woche ſchon zwei Fremden, nebſt ihrem Fuͤhrer, hier geweſen, welche gleichfalls nach dem Waſſerfall wallfahrten. Wie es ſcheint waren es Mahler, denn der eine hatte die Landſchaft gezeichnet, und der zweiten Tochter ein kleines Stuͤck von ſeiner Arbeit zum Andenken geſchenkt. Das muntere Maͤdchen lobt deßhalb ihn am meiſten, waͤhrend ihre aͤltere Schweſter ſeinen ſchwermuͤthigen Gefaͤhrten ruͤhmt. Wir haben uns hier mit einer großen Men- ge friſcher Lebensmittel verſehn, es iſt mir aber kaum gelungen, den guten Leuten den wahren Werth aufzudringen. Den 13ten Julius. Wir ſind nur noch 3 Stunden vom Niagara entfernt, und hoͤren den Fall, wie das Rollen eines maͤchtigen Donners. Schon geſtern den ganzen Tag toͤnte ſein Getoͤſe in der Ferne, und in der Nacht hinderte es mich lange am Schlaf. Wir haben hier Halt gemacht, weil ich erſt morgen zur Stelle kommen will; ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/55
Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/55>, abgerufen am 27.11.2024.