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[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773.

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Bier eines Kindes heißt gewiß bey allen Deut-
schen eher Sprache, als 100 solche Nachrufe.
Denn ob sie gleich alle ihre Bedeutung hätten,
so wären sie doch gar nicht zu dem Sinn, den alle
wahre Wörter verschaffen sollen, weder ursprüng-
lich gebildet, noch als wahre Wörter brauchbar;
weil sie allezeit mehr ein bloses Gegengeschrey
blieben, und keinen wahren Sinn, weder von die-
sem Schrey, noch von dem, das so schrie, geben
könnten. Denn solche Schreye werden nicht blos
durch die Stimme, sondern zugleich durch ihre
bestimmende Bedeutung zu Lauten und Wörtern,
aber eben die bestimmenden Wendungen fehlen.

§. 124.

Wenn man nun noch dazu die Sprache im
Ganzen nach der Zahl der Wörter, welche für
Nachahmungen gehörter Laute, und für Ge-
schöpfe des Gehörs gelten möchten, eintheilet und
abmisset; so fällt die Vermuthung, daß der erste
Mensch, vermöge seines Gehörs, den Sinn der
Laute, oder die ersten Wörter erfunden habe, gar

weg.

Bier eines Kindes heißt gewiß bey allen Deut-
ſchen eher Sprache, als 100 ſolche Nachrufe.
Denn ob ſie gleich alle ihre Bedeutung haͤtten,
ſo waͤren ſie doch gar nicht zu dem Sinn, den alle
wahre Woͤrter verſchaffen ſollen, weder urſpruͤng-
lich gebildet, noch als wahre Woͤrter brauchbar;
weil ſie allezeit mehr ein bloſes Gegengeſchrey
blieben, und keinen wahren Sinn, weder von die-
ſem Schrey, noch von dem, das ſo ſchrie, geben
koͤnnten. Denn ſolche Schreye werden nicht blos
durch die Stimme, ſondern zugleich durch ihre
beſtimmende Bedeutung zu Lauten und Woͤrtern,
aber eben die beſtimmenden Wendungen fehlen.

§. 124.

Wenn man nun noch dazu die Sprache im
Ganzen nach der Zahl der Woͤrter, welche fuͤr
Nachahmungen gehoͤrter Laute, und fuͤr Ge-
ſchoͤpfe des Gehoͤrs gelten moͤchten, eintheilet und
abmiſſet; ſo faͤllt die Vermuthung, daß der erſte
Menſch, vermoͤge ſeines Gehoͤrs, den Sinn der
Laute, oder die erſten Woͤrter erfunden habe, gar

weg.
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[93/0105] Bier eines Kindes heißt gewiß bey allen Deut- ſchen eher Sprache, als 100 ſolche Nachrufe. Denn ob ſie gleich alle ihre Bedeutung haͤtten, ſo waͤren ſie doch gar nicht zu dem Sinn, den alle wahre Woͤrter verſchaffen ſollen, weder urſpruͤng- lich gebildet, noch als wahre Woͤrter brauchbar; weil ſie allezeit mehr ein bloſes Gegengeſchrey blieben, und keinen wahren Sinn, weder von die- ſem Schrey, noch von dem, das ſo ſchrie, geben koͤnnten. Denn ſolche Schreye werden nicht blos durch die Stimme, ſondern zugleich durch ihre beſtimmende Bedeutung zu Lauten und Woͤrtern, aber eben die beſtimmenden Wendungen fehlen. §. 124. Wenn man nun noch dazu die Sprache im Ganzen nach der Zahl der Woͤrter, welche fuͤr Nachahmungen gehoͤrter Laute, und fuͤr Ge- ſchoͤpfe des Gehoͤrs gelten moͤchten, eintheilet und abmiſſet; ſo faͤllt die Vermuthung, daß der erſte Menſch, vermoͤge ſeines Gehoͤrs, den Sinn der Laute, oder die erſten Woͤrter erfunden habe, gar weg.

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Zitationshilfe: [Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/105>, abgerufen am 24.11.2024.