ein Nennwort, diesen aber durch ein Sagewort ausdrücken; wenn sie auch gleich die Wortlaute dazu nur halb, wie die Kinder gelernt haben. Hingegen könnte sich der blosse Bemerkungssinn, ohne vorausgehenden Wortlaut, weder jemahls verschieden bestimmt, gegen andere äussern, noch verhältnißmäsige Gestalten von sich abbilden; folglich blieb alle unsere Kenntniß für andere ein Unding, oder doch ein Ungeheuer.
§. 141.
Sowohl der nennbare, als sagbare Bemer- kungssinn könnte sich nach vielerley Umständen, wohl tausendmahl verändern und immer eine an- dere Gestalt annehmen, ohne daß dem sprachlee- ren einfallen dörfte, solches nur überhaupt, ge- schweige jeden Unterschied besonders angeben zu wollen; indem er erstlich nicht wüßte, daß er auf solche Art seinen Bemerkungssinn anzeigen könn- te, und in diesem auch kein nothwendiger Grund liegt, daß er ihn mit Lauten angeben müßte. Es würden also blose Geberden des Bemerkungssin-
nes
ein Nennwort, dieſen aber durch ein Sagewort ausdruͤcken; wenn ſie auch gleich die Wortlaute dazu nur halb, wie die Kinder gelernt haben. Hingegen koͤnnte ſich der bloſſe Bemerkungsſinn, ohne vorausgehenden Wortlaut, weder jemahls verſchieden beſtimmt, gegen andere aͤuſſern, noch verhaͤltnißmaͤſige Geſtalten von ſich abbilden; folglich blieb alle unſere Kenntniß fuͤr andere ein Unding, oder doch ein Ungeheuer.
§. 141.
Sowohl der nennbare, als ſagbare Bemer- kungsſinn koͤnnte ſich nach vielerley Umſtaͤnden, wohl tauſendmahl veraͤndern und immer eine an- dere Geſtalt annehmen, ohne daß dem ſprachlee- ren einfallen doͤrfte, ſolches nur uͤberhaupt, ge- ſchweige jeden Unterſchied beſonders angeben zu wollen; indem er erſtlich nicht wuͤßte, daß er auf ſolche Art ſeinen Bemerkungsſinn anzeigen koͤnn- te, und in dieſem auch kein nothwendiger Grund liegt, daß er ihn mit Lauten angeben muͤßte. Es wuͤrden alſo bloſe Geberden des Bemerkungsſin-
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ein Nennwort, dieſen aber durch ein Sagewort
ausdruͤcken; wenn ſie auch gleich die Wortlaute
dazu nur halb, wie die Kinder gelernt haben.
Hingegen koͤnnte ſich der bloſſe Bemerkungsſinn,
ohne vorausgehenden Wortlaut, weder jemahls
verſchieden beſtimmt, gegen andere aͤuſſern, noch
verhaͤltnißmaͤſige Geſtalten von ſich abbilden;
folglich blieb alle unſere Kenntniß fuͤr andere ein
Unding, oder doch ein Ungeheuer.
§. 141.
Sowohl der nennbare, als ſagbare Bemer-
kungsſinn koͤnnte ſich nach vielerley Umſtaͤnden,
wohl tauſendmahl veraͤndern und immer eine an-
dere Geſtalt annehmen, ohne daß dem ſprachlee-
ren einfallen doͤrfte, ſolches nur uͤberhaupt, ge-
ſchweige jeden Unterſchied beſonders angeben zu
wollen; indem er erſtlich nicht wuͤßte, daß er auf
ſolche Art ſeinen Bemerkungsſinn anzeigen koͤnn-
te, und in dieſem auch kein nothwendiger Grund
liegt, daß er ihn mit Lauten angeben muͤßte. Es
wuͤrden alſo bloſe Geberden des Bemerkungsſin-
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[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/118>, abgerufen am 16.02.2025.
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