jeder Sprache, seit undenklicher Zeit her, von den ältern lernten; auch jeder so angeführter Red- ner keine Stellung aus einer ihm unbekannten Sprache in seine bringen konnte, noch bey der Kenntniß mehrerer Sprachen, darein mengen durfte, und sich also im letzteren Fall nicht einmal das Recht zur Erfindung neuer Gestalten anmas- sen konnte; so macht ja dieses, wenn man es auf den sprachleeren Menschen anwendet, zugleich wahrscheinlich, daß sich der, so weder den Laut, noch dessen Sinn kannte, auch niemals weder des einen, noch des andern Stellung zu erfinden, ein- fallen lassen konnte.
§. 151.
Weil nun die Gestalt der Sprache, sowohl in Ansehung des Lauts, als Sinnes, ebenfalls be- ständig erlernet, und nicht ursprünglich erfunden worden ist, so kann man daraus eben auch auf das undenkliche Alter der Sprache selbst hinaus schliessen; und die Hauptarten der Sprachstellun- gen beweisen, daß seit undenklicher Zeit her, im-
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jeder Sprache, ſeit undenklicher Zeit her, von den aͤltern lernten; auch jeder ſo angefuͤhrter Red- ner keine Stellung aus einer ihm unbekannten Sprache in ſeine bringen konnte, noch bey der Kenntniß mehrerer Sprachen, darein mengen durfte, und ſich alſo im letzteren Fall nicht einmal das Recht zur Erfindung neuer Geſtalten anmaſ- ſen konnte; ſo macht ja dieſes, wenn man es auf den ſprachleeren Menſchen anwendet, zugleich wahrſcheinlich, daß ſich der, ſo weder den Laut, noch deſſen Sinn kannte, auch niemals weder des einen, noch des andern Stellung zu erfinden, ein- fallen laſſen konnte.
§. 151.
Weil nun die Geſtalt der Sprache, ſowohl in Anſehung des Lauts, als Sinnes, ebenfalls be- ſtaͤndig erlernet, und nicht urſpruͤnglich erfunden worden iſt, ſo kann man daraus eben auch auf das undenkliche Alter der Sprache ſelbſt hinaus ſchlieſſen; und die Hauptarten der Sprachſtellun- gen beweiſen, daß ſeit undenklicher Zeit her, im-
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[113/0125]
jeder Sprache, ſeit undenklicher Zeit her, von den
aͤltern lernten; auch jeder ſo angefuͤhrter Red-
ner keine Stellung aus einer ihm unbekannten
Sprache in ſeine bringen konnte, noch bey der
Kenntniß mehrerer Sprachen, darein mengen
durfte, und ſich alſo im letzteren Fall nicht einmal
das Recht zur Erfindung neuer Geſtalten anmaſ-
ſen konnte; ſo macht ja dieſes, wenn man es auf
den ſprachleeren Menſchen anwendet, zugleich
wahrſcheinlich, daß ſich der, ſo weder den Laut,
noch deſſen Sinn kannte, auch niemals weder des
einen, noch des andern Stellung zu erfinden, ein-
fallen laſſen konnte.
§. 151.
Weil nun die Geſtalt der Sprache, ſowohl in
Anſehung des Lauts, als Sinnes, ebenfalls be-
ſtaͤndig erlernet, und nicht urſpruͤnglich erfunden
worden iſt, ſo kann man daraus eben auch auf
das undenkliche Alter der Sprache ſelbſt hinaus
ſchlieſſen; und die Hauptarten der Sprachſtellun-
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[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/125>, abgerufen am 16.02.2025.
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