Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773.

Bild:
<< vorherige Seite

auch selbst zur Sprache? wird also nicht dadurch
jeder, der nur nachdenken kann, und zugleich die
Unendlichkeit des Schöpfers, und die Unermeß-
lichkeit der Natur mit erwäget, gewarnet, daß er
weder den einzelnen Ursprung des Menschen, noch
den einzelnen Anfang seiner Sprache suchen soll.

§. 78.

Eben so gewiß ist es auch, daß die Menschen
allezeit nur als Kinder aus den Müttern, und nie-
mahls als schon erwachsene Personen, aus dem
Erdboden, zur Welt gekommen sind, daher wohl
die Autochthonen und Gnegenes der Griechen,
nebst den Indigenen und Aborigenen der Römer,
vielmehr im Lande gebohren, zum Unterscheide der
Ankömmlinge, als solche, die wie Pilsen aus der
Erde gewachsen wären, heissen sollen. Doch ich
will den Dichtern und platonisirenden Philosophen
bey dergleichen Ausdruck solchen Sinn nicht gänz-
lich absprechen.

§. 79.

Nun betrachte man die Geschicklichkeit aller
kleinen Menschenkinder zur Sprache, so findet

man

auch ſelbſt zur Sprache? wird alſo nicht dadurch
jeder, der nur nachdenken kann, und zugleich die
Unendlichkeit des Schoͤpfers, und die Unermeß-
lichkeit der Natur mit erwaͤget, gewarnet, daß er
weder den einzelnen Urſprung des Menſchen, noch
den einzelnen Anfang ſeiner Sprache ſuchen ſoll.

§. 78.

Eben ſo gewiß iſt es auch, daß die Menſchen
allezeit nur als Kinder aus den Muͤttern, und nie-
mahls als ſchon erwachſene Perſonen, aus dem
Erdboden, zur Welt gekommen ſind, daher wohl
die Autochthonen und Gnegenes der Griechen,
nebſt den Indigenen und Aborigenen der Roͤmer,
vielmehr im Lande gebohren, zum Unterſcheide der
Ankoͤmmlinge, als ſolche, die wie Pilſen aus der
Erde gewachſen waͤren, heiſſen ſollen. Doch ich
will den Dichtern und platoniſirenden Philoſophen
bey dergleichen Ausdruck ſolchen Sinn nicht gaͤnz-
lich abſprechen.

§. 79.

Nun betrachte man die Geſchicklichkeit aller
kleinen Menſchenkinder zur Sprache, ſo findet

man
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0071" n="59"/>
auch &#x017F;elb&#x017F;t zur Sprache? wird al&#x017F;o nicht dadurch<lb/>
jeder, der nur nachdenken kann, und zugleich die<lb/>
Unendlichkeit des Scho&#x0364;pfers, und die Unermeß-<lb/>
lichkeit der Natur mit erwa&#x0364;get, gewarnet, daß er<lb/>
weder den einzelnen Ur&#x017F;prung des Men&#x017F;chen, noch<lb/>
den einzelnen Anfang &#x017F;einer Sprache &#x017F;uchen &#x017F;oll.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 78.</head><lb/>
          <p>Eben &#x017F;o gewiß i&#x017F;t es auch, daß die Men&#x017F;chen<lb/>
allezeit nur als Kinder aus den Mu&#x0364;ttern, und nie-<lb/>
mahls als &#x017F;chon erwach&#x017F;ene Per&#x017F;onen, aus dem<lb/>
Erdboden, zur Welt gekommen &#x017F;ind, daher wohl<lb/>
die Autochthonen und Gnegenes der Griechen,<lb/>
neb&#x017F;t den Indigenen und Aborigenen der Ro&#x0364;mer,<lb/>
vielmehr im Lande gebohren, zum Unter&#x017F;cheide der<lb/>
Anko&#x0364;mmlinge, als &#x017F;olche, die wie Pil&#x017F;en aus der<lb/>
Erde gewach&#x017F;en wa&#x0364;ren, hei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollen. Doch ich<lb/>
will den Dichtern und platoni&#x017F;irenden Philo&#x017F;ophen<lb/>
bey dergleichen Ausdruck &#x017F;olchen Sinn nicht ga&#x0364;nz-<lb/>
lich ab&#x017F;prechen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 79.</head><lb/>
          <p>Nun betrachte man die Ge&#x017F;chicklichkeit aller<lb/>
kleinen Men&#x017F;chenkinder zur Sprache, &#x017F;o findet<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">man</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0071] auch ſelbſt zur Sprache? wird alſo nicht dadurch jeder, der nur nachdenken kann, und zugleich die Unendlichkeit des Schoͤpfers, und die Unermeß- lichkeit der Natur mit erwaͤget, gewarnet, daß er weder den einzelnen Urſprung des Menſchen, noch den einzelnen Anfang ſeiner Sprache ſuchen ſoll. §. 78. Eben ſo gewiß iſt es auch, daß die Menſchen allezeit nur als Kinder aus den Muͤttern, und nie- mahls als ſchon erwachſene Perſonen, aus dem Erdboden, zur Welt gekommen ſind, daher wohl die Autochthonen und Gnegenes der Griechen, nebſt den Indigenen und Aborigenen der Roͤmer, vielmehr im Lande gebohren, zum Unterſcheide der Ankoͤmmlinge, als ſolche, die wie Pilſen aus der Erde gewachſen waͤren, heiſſen ſollen. Doch ich will den Dichtern und platoniſirenden Philoſophen bey dergleichen Ausdruck ſolchen Sinn nicht gaͤnz- lich abſprechen. §. 79. Nun betrachte man die Geſchicklichkeit aller kleinen Menſchenkinder zur Sprache, ſo findet man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/71
Zitationshilfe: [Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/71>, abgerufen am 23.11.2024.