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Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865.

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der Diluvialzeit dergestalt in die Neuzeit herüberretteten,
daß die Geschlechter derselben heute nur durch einen größeren
Artenreichthum vertreten sind, so -- behaupten die Fachmän-
ner -- müßten auch die Beziehungen jeder älteren Forma-
tion zu der zunächst jüngern, so überhaupt auch die Bezie-
hungen einer Epoche zur anderen gedacht werden. Es ziehe
sich also, so meint man, durch die belebten Formen von
ihrem frühesten Ursprunge an bis auf unsere Tage herab ein
inneres Band der Verwandtschaft, welches die organischen
Bildungen je eines Zeitabschnitts als unmittelbare und zum
Theil weiter entwickelte Abkömmlinge von gleichartigen Vor-
fahren des vorhergehenden Zeitabschnitts erkennen lasse und
somit durch natürliche Abstammung und allmählige Umbil-
dung die Thiere und Pflanzen aller früheren Zeiten mit den
jetzt lebenden zu einer großen, geschlossenen Einheit verbinde.

Ob man die Quelle, aus der ein so großartiger und
so langsam sich vollziehender Umbildungsproceß entspringt,
einen ureigenen, stetig und unaufhaltsam fortwirkenden in-
neren Bildungstrieb nennen solle, der das organische Leben
in allen seinen Formen begleitet und die allmählige Umwand-
lung derselben bedingt, -- oder ob man jenen Proceß rich-
tiger deute, wenn man ihn als die Wirkung einer unaus-
gesetzten Schöpfungsthätigkeit Gottes auffaßt, die im stetigen
Fortschritt der Vertiefung eine Sphäre nach der andern er-
greift und jede vorausgegangene Arbeit als Grundlage einer
neuen in sich aufnimmt (K. Snell) -- die Beantwortung
dieser Frage würde uns über die Grenzen der sinnlichen
Wahrnehmung, also über die Grenzen der exacten Wissen-
schaft hinausführen; sie mag füglich der Philosophie über-
lassen bleiben.

Als man aber auf dem Wege thatsächlicher Beobachtung
so weit gekommen war, da lag der Gedanke nicht mehr fern,

der Diluvialzeit dergeſtalt in die Neuzeit herüberretteten,
daß die Geſchlechter derſelben heute nur durch einen größeren
Artenreichthum vertreten ſind, ſo — behaupten die Fachmän-
ner — müßten auch die Beziehungen jeder älteren Forma-
tion zu der zunächſt jüngern, ſo überhaupt auch die Bezie-
hungen einer Epoche zur anderen gedacht werden. Es ziehe
ſich alſo, ſo meint man, durch die belebten Formen von
ihrem früheſten Urſprunge an bis auf unſere Tage herab ein
inneres Band der Verwandtſchaft, welches die organiſchen
Bildungen je eines Zeitabſchnitts als unmittelbare und zum
Theil weiter entwickelte Abkömmlinge von gleichartigen Vor-
fahren des vorhergehenden Zeitabſchnitts erkennen laſſe und
ſomit durch natürliche Abſtammung und allmählige Umbil-
dung die Thiere und Pflanzen aller früheren Zeiten mit den
jetzt lebenden zu einer großen, geſchloſſenen Einheit verbinde.

Ob man die Quelle, aus der ein ſo großartiger und
ſo langſam ſich vollziehender Umbildungsproceß entſpringt,
einen ureigenen, ſtetig und unaufhaltſam fortwirkenden in-
neren Bildungstrieb nennen ſolle, der das organiſche Leben
in allen ſeinen Formen begleitet und die allmählige Umwand-
lung derſelben bedingt, — oder ob man jenen Proceß rich-
tiger deute, wenn man ihn als die Wirkung einer unaus-
geſetzten Schöpfungsthätigkeit Gottes auffaßt, die im ſtetigen
Fortſchritt der Vertiefung eine Sphäre nach der andern er-
greift und jede vorausgegangene Arbeit als Grundlage einer
neuen in ſich aufnimmt (K. Snell) — die Beantwortung
dieſer Frage würde uns über die Grenzen der ſinnlichen
Wahrnehmung, alſo über die Grenzen der exacten Wiſſen-
ſchaft hinausführen; ſie mag füglich der Philoſophie über-
laſſen bleiben.

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[18/0022] der Diluvialzeit dergeſtalt in die Neuzeit herüberretteten, daß die Geſchlechter derſelben heute nur durch einen größeren Artenreichthum vertreten ſind, ſo — behaupten die Fachmän- ner — müßten auch die Beziehungen jeder älteren Forma- tion zu der zunächſt jüngern, ſo überhaupt auch die Bezie- hungen einer Epoche zur anderen gedacht werden. Es ziehe ſich alſo, ſo meint man, durch die belebten Formen von ihrem früheſten Urſprunge an bis auf unſere Tage herab ein inneres Band der Verwandtſchaft, welches die organiſchen Bildungen je eines Zeitabſchnitts als unmittelbare und zum Theil weiter entwickelte Abkömmlinge von gleichartigen Vor- fahren des vorhergehenden Zeitabſchnitts erkennen laſſe und ſomit durch natürliche Abſtammung und allmählige Umbil- dung die Thiere und Pflanzen aller früheren Zeiten mit den jetzt lebenden zu einer großen, geſchloſſenen Einheit verbinde. Ob man die Quelle, aus der ein ſo großartiger und ſo langſam ſich vollziehender Umbildungsproceß entſpringt, einen ureigenen, ſtetig und unaufhaltſam fortwirkenden in- neren Bildungstrieb nennen ſolle, der das organiſche Leben in allen ſeinen Formen begleitet und die allmählige Umwand- lung derſelben bedingt, — oder ob man jenen Proceß rich- tiger deute, wenn man ihn als die Wirkung einer unaus- geſetzten Schöpfungsthätigkeit Gottes auffaßt, die im ſtetigen Fortſchritt der Vertiefung eine Sphäre nach der andern er- greift und jede vorausgegangene Arbeit als Grundlage einer neuen in ſich aufnimmt (K. Snell) — die Beantwortung dieſer Frage würde uns über die Grenzen der ſinnlichen Wahrnehmung, alſo über die Grenzen der exacten Wiſſen- ſchaft hinausführen; ſie mag füglich der Philoſophie über- laſſen bleiben. Als man aber auf dem Wege thatſächlicher Beobachtung ſo weit gekommen war, da lag der Gedanke nicht mehr fern,

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Zitationshilfe: Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuhlrott_neanderthaler_1865/22>, abgerufen am 23.11.2024.