Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865.

Bild:
<< vorherige Seite

dem Leser die Originalberichte von Professor L. Rütimeyer
in Basel und von Dr. Keller in Zürich, so wie mehrere an-
dere entbehrlich macht.

Fügen wir zu den genannten Titeln noch das früher
schon erwähnte, von Professor Bronn in Heidelberg deutsch
bearbeitete Werk von Ch. Darwin: "Ueber die Entstehung
der Arten im Thier- und Pflanzenreich durch natürliche
Züchtung u. s. w.", das im Jahre 1859 zuerst erschien und
seitdem in mehrfachen Auflagen und Uebersetzungen der wiß-
begierigen Lesewelt zugänglich geworden ist, so läßt sich sa-
gen, daß diese fünf Schriftwerke den gegenwärtigen Stand-
punkt unserer Frage, so weit sich Natur- und Alterthums-
forscher an der Lösung derselben versucht und betheiligt haben,
in erschöpfender Weise repräsentiren. Mehrere andere Schrift-
werke und Abhandlungen, die indeß nur für den Fachmann
wichtig und theilweise unentbehrlich sind, werde ich zu er-
wähnen noch später Gelegenheit finden.

Die übersichtliche Zusammenstellung der Beobachtungen
und Auffindungen, aus denen die Natur- und Alterthums-
forscher die Beweise für das hohe Alter des Menschenge-
schlechts ableiten, will ich mit der Bemerkung einleiten, daß
die Vermuthung oder die Behauptung: der Ursprung des
Menschen falle in viel frühere Zeiten, als nach der herkömm-
lichen Meinung angenommen werde, der Mensch müsse ein
Zeitgenosse der in der Diluvialzeit untergegangenen Dickhäu-
ter und Raubthiere gewesen sein -- keineswegs erst in den
letzten Jahren aufgetaucht ist. Die Spuren oder die Keime
dieser Ansicht lassen sich vielmehr ziemlich weit rückwärts,
nämlich bis in das Ende des vorigen Jahrhunderts verfol-
gen. Ein evangelischer Pfarrer, Namens Esper war da-
mals der erste, der die durch ihren Reichthum an fossilen
Knochen berühmte Gailenreuther Höhle im Fichtelgebirge

dem Leſer die Originalberichte von Profeſſor L. Rütimeyer
in Baſel und von Dr. Keller in Zürich, ſo wie mehrere an-
dere entbehrlich macht.

Fügen wir zu den genannten Titeln noch das früher
ſchon erwähnte, von Profeſſor Bronn in Heidelberg deutſch
bearbeitete Werk von Ch. Darwin: „Ueber die Entſtehung
der Arten im Thier- und Pflanzenreich durch natürliche
Züchtung u. ſ. w.“, das im Jahre 1859 zuerſt erſchien und
ſeitdem in mehrfachen Auflagen und Ueberſetzungen der wiß-
begierigen Leſewelt zugänglich geworden iſt, ſo läßt ſich ſa-
gen, daß dieſe fünf Schriftwerke den gegenwärtigen Stand-
punkt unſerer Frage, ſo weit ſich Natur- und Alterthums-
forſcher an der Löſung derſelben verſucht und betheiligt haben,
in erſchöpfender Weiſe repräſentiren. Mehrere andere Schrift-
werke und Abhandlungen, die indeß nur für den Fachmann
wichtig und theilweiſe unentbehrlich ſind, werde ich zu er-
wähnen noch ſpäter Gelegenheit finden.

Die überſichtliche Zuſammenſtellung der Beobachtungen
und Auffindungen, aus denen die Natur- und Alterthums-
forſcher die Beweiſe für das hohe Alter des Menſchenge-
ſchlechts ableiten, will ich mit der Bemerkung einleiten, daß
die Vermuthung oder die Behauptung: der Urſprung des
Menſchen falle in viel frühere Zeiten, als nach der herkömm-
lichen Meinung angenommen werde, der Menſch müſſe ein
Zeitgenoſſe der in der Diluvialzeit untergegangenen Dickhäu-
ter und Raubthiere geweſen ſein — keineswegs erſt in den
letzten Jahren aufgetaucht iſt. Die Spuren oder die Keime
dieſer Anſicht laſſen ſich vielmehr ziemlich weit rückwärts,
nämlich bis in das Ende des vorigen Jahrhunderts verfol-
gen. Ein evangeliſcher Pfarrer, Namens Eſper war da-
mals der erſte, der die durch ihren Reichthum an foſſilen
Knochen berühmte Gailenreuther Höhle im Fichtelgebirge

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0030" n="26"/>
dem Le&#x017F;er die Originalberichte von Profe&#x017F;&#x017F;or L. <hi rendition="#g">Rütimeyer</hi><lb/>
in Ba&#x017F;el und von <hi rendition="#aq">Dr</hi>. <hi rendition="#g">Keller</hi> in Zürich, &#x017F;o wie mehrere an-<lb/>
dere entbehrlich macht.</p><lb/>
        <p>Fügen wir zu den genannten Titeln noch das früher<lb/>
&#x017F;chon erwähnte, von Profe&#x017F;&#x017F;or <hi rendition="#g">Bronn</hi> in Heidelberg deut&#x017F;ch<lb/>
bearbeitete Werk von <hi rendition="#g">Ch</hi>. <hi rendition="#g">Darwin</hi>: &#x201E;Ueber die Ent&#x017F;tehung<lb/>
der Arten im Thier- und Pflanzenreich durch natürliche<lb/>
Züchtung u. &#x017F;. w.&#x201C;, das im Jahre 1859 zuer&#x017F;t er&#x017F;chien und<lb/>
&#x017F;eitdem in mehrfachen Auflagen und Ueber&#x017F;etzungen der wiß-<lb/>
begierigen Le&#x017F;ewelt zugänglich geworden i&#x017F;t, &#x017F;o läßt &#x017F;ich &#x017F;a-<lb/>
gen, daß die&#x017F;e fünf Schriftwerke den gegenwärtigen Stand-<lb/>
punkt un&#x017F;erer Frage, &#x017F;o weit &#x017F;ich Natur- und Alterthums-<lb/>
for&#x017F;cher an der Lö&#x017F;ung der&#x017F;elben ver&#x017F;ucht und betheiligt haben,<lb/>
in er&#x017F;chöpfender Wei&#x017F;e reprä&#x017F;entiren. Mehrere andere Schrift-<lb/>
werke und Abhandlungen, die indeß nur für den Fachmann<lb/>
wichtig und theilwei&#x017F;e unentbehrlich &#x017F;ind, werde ich zu er-<lb/>
wähnen noch &#x017F;päter Gelegenheit finden.</p><lb/>
        <p>Die über&#x017F;ichtliche Zu&#x017F;ammen&#x017F;tellung der Beobachtungen<lb/>
und Auffindungen, aus denen die Natur- und Alterthums-<lb/>
for&#x017F;cher die Bewei&#x017F;e für das hohe Alter des Men&#x017F;chenge-<lb/>
&#x017F;chlechts ableiten, will ich mit der Bemerkung einleiten, daß<lb/>
die Vermuthung oder die Behauptung: der Ur&#x017F;prung des<lb/>
Men&#x017F;chen falle in viel frühere Zeiten, als nach der herkömm-<lb/>
lichen Meinung angenommen werde, der Men&#x017F;ch mü&#x017F;&#x017F;e ein<lb/>
Zeitgeno&#x017F;&#x017F;e der in der Diluvialzeit untergegangenen Dickhäu-<lb/>
ter und Raubthiere gewe&#x017F;en &#x017F;ein &#x2014; keineswegs er&#x017F;t in den<lb/>
letzten Jahren aufgetaucht i&#x017F;t. Die Spuren oder die Keime<lb/>
die&#x017F;er An&#x017F;icht la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich vielmehr ziemlich weit rückwärts,<lb/>
nämlich bis in das Ende des vorigen Jahrhunderts verfol-<lb/>
gen. Ein evangeli&#x017F;cher Pfarrer, Namens <hi rendition="#g">E&#x017F;per</hi> war da-<lb/>
mals der er&#x017F;te, der die durch ihren Reichthum an fo&#x017F;&#x017F;ilen<lb/>
Knochen berühmte Gailenreuther Höhle im Fichtelgebirge<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0030] dem Leſer die Originalberichte von Profeſſor L. Rütimeyer in Baſel und von Dr. Keller in Zürich, ſo wie mehrere an- dere entbehrlich macht. Fügen wir zu den genannten Titeln noch das früher ſchon erwähnte, von Profeſſor Bronn in Heidelberg deutſch bearbeitete Werk von Ch. Darwin: „Ueber die Entſtehung der Arten im Thier- und Pflanzenreich durch natürliche Züchtung u. ſ. w.“, das im Jahre 1859 zuerſt erſchien und ſeitdem in mehrfachen Auflagen und Ueberſetzungen der wiß- begierigen Leſewelt zugänglich geworden iſt, ſo läßt ſich ſa- gen, daß dieſe fünf Schriftwerke den gegenwärtigen Stand- punkt unſerer Frage, ſo weit ſich Natur- und Alterthums- forſcher an der Löſung derſelben verſucht und betheiligt haben, in erſchöpfender Weiſe repräſentiren. Mehrere andere Schrift- werke und Abhandlungen, die indeß nur für den Fachmann wichtig und theilweiſe unentbehrlich ſind, werde ich zu er- wähnen noch ſpäter Gelegenheit finden. Die überſichtliche Zuſammenſtellung der Beobachtungen und Auffindungen, aus denen die Natur- und Alterthums- forſcher die Beweiſe für das hohe Alter des Menſchenge- ſchlechts ableiten, will ich mit der Bemerkung einleiten, daß die Vermuthung oder die Behauptung: der Urſprung des Menſchen falle in viel frühere Zeiten, als nach der herkömm- lichen Meinung angenommen werde, der Menſch müſſe ein Zeitgenoſſe der in der Diluvialzeit untergegangenen Dickhäu- ter und Raubthiere geweſen ſein — keineswegs erſt in den letzten Jahren aufgetaucht iſt. Die Spuren oder die Keime dieſer Anſicht laſſen ſich vielmehr ziemlich weit rückwärts, nämlich bis in das Ende des vorigen Jahrhunderts verfol- gen. Ein evangeliſcher Pfarrer, Namens Eſper war da- mals der erſte, der die durch ihren Reichthum an foſſilen Knochen berühmte Gailenreuther Höhle im Fichtelgebirge

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fuhlrott_neanderthaler_1865
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fuhlrott_neanderthaler_1865/30
Zitationshilfe: Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuhlrott_neanderthaler_1865/30>, abgerufen am 03.12.2024.