Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865.Unhaltbarkeit ich oben nachgewiesen habe, von keiner Seite Wie weit dies zunächst von Professor Schaaffhau- 1) Die Neanderthaler Knochen besitzen Eigenschaften, 2) Gegen die Wahrscheinlichkeit eines geologischen Alters 3) Die Knochen kleben sehr stark an der Zunge; der Unhaltbarkeit ich oben nachgewieſen habe, von keiner Seite Wie weit dies zunächſt von Profeſſor Schaaffhau- 1) Die Neanderthaler Knochen beſitzen Eigenſchaften, 2) Gegen die Wahrſcheinlichkeit eines geologiſchen Alters 3) Die Knochen kleben ſehr ſtark an der Zunge; der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0062" n="58"/> Unhaltbarkeit ich oben nachgewieſen habe, von keiner Seite<lb/> direct widerſprochen wurde, ſo ſpielte das vollſtändige Skelet<lb/> fortan beinahe die Rolle einer erwieſenen Thatſache. Aus<lb/> der Combination dieſer einander bedingenden beiden Jrrthü-<lb/> mer mußte indeß nothwendig der dritte erwachſen, wonach<lb/> das diluviale Alter des Neanderthaler Fundes in der öffent-<lb/> lichen Discuſſion deſſelben faſt durchgängig für unerweislich<lb/> oder zweifelhaft ausgegeben, der Urſprung deſſelben aus der<lb/> modernen Zeit dagegen als ſehr wahrſcheinlich angenommen<lb/> worden iſt.</p><lb/> <p>Wie weit dies zunächſt von Profeſſor <hi rendition="#g">Schaaffhau-<lb/> ſen</hi> gilt, wird ein Auszug aus denjenigen Angaben ſeiner<lb/> Abhandlung zeigen, die ſich auf den Neanderthalſchädel be-<lb/> ziehen und die ich, ohne mich überall wörtlich an den Text<lb/> zu halten, in folgenden Sätzen zuſammenſtelle:</p><lb/> <p>1) Die Neanderthaler Knochen beſitzen Eigenſchaften,<lb/> die, wiewohl ſie nicht entſcheidend für ein geologiſches Alter<lb/> ſind, doch jeden Falls für ein ſehr hohes Alter derſelben<lb/> ſprechen.</p><lb/> <p>2) Gegen die Wahrſcheinlichkeit eines geologiſchen Alters<lb/> ſpricht der Umſtand, daß, ſo gewöhnlich auch das Vorkom-<lb/> men diluvialer Thierknochen in den Lehmablagerungen der<lb/> Kalkhöhlen iſt, ſolche bis jetzt in den Kalkhöhlen des Nean-<lb/> derthals nicht gefunden worden ſind, und daß die Knochen<lb/> unter einem nur 4 bis 5 Fuß mächtigen Lehmlager ohne<lb/> eine ſchützende Stalagmitendecke den größten Theil ihrer or-<lb/> ganiſchen Subſtanz behalten haben.</p><lb/> <p>3) Die Knochen kleben ſehr ſtark an der Zunge; der<lb/> Knochenknorpel iſt indeß, wie die chemiſche Behandlung der-<lb/> ſelben mit Säuren lehrt, zum größten Theil erhalten, nur<lb/> ſcheint derſelbe jene Umwandlung in Leim erfahren zu haben,<lb/> welche v. <hi rendition="#g">Bibra</hi> an foſſilen Knochen beobachtet hat.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [58/0062]
Unhaltbarkeit ich oben nachgewieſen habe, von keiner Seite
direct widerſprochen wurde, ſo ſpielte das vollſtändige Skelet
fortan beinahe die Rolle einer erwieſenen Thatſache. Aus
der Combination dieſer einander bedingenden beiden Jrrthü-
mer mußte indeß nothwendig der dritte erwachſen, wonach
das diluviale Alter des Neanderthaler Fundes in der öffent-
lichen Discuſſion deſſelben faſt durchgängig für unerweislich
oder zweifelhaft ausgegeben, der Urſprung deſſelben aus der
modernen Zeit dagegen als ſehr wahrſcheinlich angenommen
worden iſt.
Wie weit dies zunächſt von Profeſſor Schaaffhau-
ſen gilt, wird ein Auszug aus denjenigen Angaben ſeiner
Abhandlung zeigen, die ſich auf den Neanderthalſchädel be-
ziehen und die ich, ohne mich überall wörtlich an den Text
zu halten, in folgenden Sätzen zuſammenſtelle:
1) Die Neanderthaler Knochen beſitzen Eigenſchaften,
die, wiewohl ſie nicht entſcheidend für ein geologiſches Alter
ſind, doch jeden Falls für ein ſehr hohes Alter derſelben
ſprechen.
2) Gegen die Wahrſcheinlichkeit eines geologiſchen Alters
ſpricht der Umſtand, daß, ſo gewöhnlich auch das Vorkom-
men diluvialer Thierknochen in den Lehmablagerungen der
Kalkhöhlen iſt, ſolche bis jetzt in den Kalkhöhlen des Nean-
derthals nicht gefunden worden ſind, und daß die Knochen
unter einem nur 4 bis 5 Fuß mächtigen Lehmlager ohne
eine ſchützende Stalagmitendecke den größten Theil ihrer or-
ganiſchen Subſtanz behalten haben.
3) Die Knochen kleben ſehr ſtark an der Zunge; der
Knochenknorpel iſt indeß, wie die chemiſche Behandlung der-
ſelben mit Säuren lehrt, zum größten Theil erhalten, nur
ſcheint derſelbe jene Umwandlung in Leim erfahren zu haben,
welche v. Bibra an foſſilen Knochen beobachtet hat.
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