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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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oder vielmehr sein Bellen verwandelt sich in ein Ge-
muchse, dabey bekömmt er spizige, steife Ohren, wird
häßlich und verliert alle Haare nebst seinem Muthe.*)
Und so sind der Ochs, der Esel, das Pferd, das
Schaaf, die Ziege, das Schwein, die Kaze -- näm-
lich die dem Menschen zugesellten nützlichsten und ver-
breitbarsten Thiere, stuffenweis unter verschiedenen Him-
melsstrichen und andern Veränderungen unendlich wichti-
gern Ausartungen unterworfen, als der Mensch. Der
Ochs in Madagaskar trägt einen Höcker von fünfzig
Pfund schwer, der in weiten Gegenden allmählich
abnimmt. Das europäische Schaf bekömmt am Vor-
gebirge der guten Hoffnung einen Schwanz von 19
Pfunden. In Island treibt es bis 5 Hörner; im Ox-
fordischen in Engelland wächst es bis zur Größe eines
Esels, in der Türkey ist es getygert. Der kleinste
Hund kriecht gegen den größten Bullenbeißer bis zu
1/12 seiner Maße zusammen, und es gibt Ausartungen
an den Ochsen, die sechs bis achtmal kleiner als andere
Racen eben dieser Art sind. Die zwey entgegengesetz-
testen Größen des Menschen aber, nämlich des Pata-
gonen und Eskimo sind nicht völlig um zwey Fuß von
einander unterschieden, so, daß der mittlere oder
gewöhnliche Mensch von den Patagonen ohngefähr um
eben so viel übertroffen wird, als er selbst den Lap-
pen übertrift. "Beym Menschen nimmt man die
Hauptunterscheidungszeichen eher von der Farbe seiner
Haut, als von der Abänderung seiner Gestalt, und

in
*) Die Belege von allem dem sehe man bei Zimmermann geo-
graphische Geschichte des Menschen.

oder vielmehr ſein Bellen verwandelt ſich in ein Ge-
muchſe, dabey bekoͤmmt er ſpizige, ſteife Ohren, wird
haͤßlich und verliert alle Haare nebſt ſeinem Muthe.*)
Und ſo ſind der Ochs, der Eſel, das Pferd, das
Schaaf, die Ziege, das Schwein, die Kaze — naͤm-
lich die dem Menſchen zugeſellten nuͤtzlichſten und ver-
breitbarſten Thiere, ſtuffenweis unter verſchiedenen Him-
melsſtrichen und andern Veraͤnderungen unendlich wichti-
gern Ausartungen unterworfen, als der Menſch. Der
Ochs in Madagaskar traͤgt einen Hoͤcker von fuͤnfzig
Pfund ſchwer, der in weiten Gegenden allmaͤhlich
abnimmt. Das europaͤiſche Schaf bekoͤmmt am Vor-
gebirge der guten Hoffnung einen Schwanz von 19
Pfunden. In Island treibt es bis 5 Hoͤrner; im Ox-
fordiſchen in Engelland waͤchſt es bis zur Groͤße eines
Eſels, in der Tuͤrkey iſt es getygert. Der kleinſte
Hund kriecht gegen den groͤßten Bullenbeißer bis zu
1/12 ſeiner Maße zuſammen, und es gibt Ausartungen
an den Ochſen, die ſechs bis achtmal kleiner als andere
Racen eben dieſer Art ſind. Die zwey entgegengeſetz-
teſten Groͤßen des Menſchen aber, naͤmlich des Pata-
gonen und Eskimo ſind nicht voͤllig um zwey Fuß von
einander unterſchieden, ſo, daß der mittlere oder
gewoͤhnliche Menſch von den Patagonen ohngefaͤhr um
eben ſo viel uͤbertroffen wird, als er ſelbſt den Lap-
pen uͤbertrift. 〟Beym Menſchen nimmt man die
Hauptunterſcheidungszeichen eher von der Farbe ſeiner
Haut, als von der Abaͤnderung ſeiner Geſtalt, und

in
*) Die Belege von allem dem ſehe man bei Zimmermann geo-
graphiſche Geſchichte des Menſchen.
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[84/0103] oder vielmehr ſein Bellen verwandelt ſich in ein Ge- muchſe, dabey bekoͤmmt er ſpizige, ſteife Ohren, wird haͤßlich und verliert alle Haare nebſt ſeinem Muthe. *) Und ſo ſind der Ochs, der Eſel, das Pferd, das Schaaf, die Ziege, das Schwein, die Kaze — naͤm- lich die dem Menſchen zugeſellten nuͤtzlichſten und ver- breitbarſten Thiere, ſtuffenweis unter verſchiedenen Him- melsſtrichen und andern Veraͤnderungen unendlich wichti- gern Ausartungen unterworfen, als der Menſch. Der Ochs in Madagaskar traͤgt einen Hoͤcker von fuͤnfzig Pfund ſchwer, der in weiten Gegenden allmaͤhlich abnimmt. Das europaͤiſche Schaf bekoͤmmt am Vor- gebirge der guten Hoffnung einen Schwanz von 19 Pfunden. In Island treibt es bis 5 Hoͤrner; im Ox- fordiſchen in Engelland waͤchſt es bis zur Groͤße eines Eſels, in der Tuͤrkey iſt es getygert. Der kleinſte Hund kriecht gegen den groͤßten Bullenbeißer bis zu 1/12 ſeiner Maße zuſammen, und es gibt Ausartungen an den Ochſen, die ſechs bis achtmal kleiner als andere Racen eben dieſer Art ſind. Die zwey entgegengeſetz- teſten Groͤßen des Menſchen aber, naͤmlich des Pata- gonen und Eskimo ſind nicht voͤllig um zwey Fuß von einander unterſchieden, ſo, daß der mittlere oder gewoͤhnliche Menſch von den Patagonen ohngefaͤhr um eben ſo viel uͤbertroffen wird, als er ſelbſt den Lap- pen uͤbertrift. 〟Beym Menſchen nimmt man die Hauptunterſcheidungszeichen eher von der Farbe ſeiner Haut, als von der Abaͤnderung ſeiner Geſtalt, und in *) Die Belege von allem dem ſehe man bei Zimmermann geo- graphiſche Geſchichte des Menſchen.

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/103>, abgerufen am 24.11.2024.