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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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Nahrung und Fortpflanzung erhöhet werden; daß bey
den Pflanzenthieren die Nahrungstheile gesöndert
und zugleich die lebendigen Muskelreize anfangen; daß
diese Muskelkräfte, jemehr sie in das Gebiet der Ner-
ven tretten, desto mehr zur Empfindung veredelt wer-
den; daß, jemehr und feinere Nerven ein Thier hat,
jemehr diese einander vielfach begegnen, künstlich ver-
stärken, und zu edlern Theilen und Sinnen verwandt
werden; je grösser und feiner endlich der Sammelplatz
aller Empfindungen, das Gehirn, ist; daß, sage ich,
die Gattung dieser Organisation desto verständiger und
feiner werde; -- daß gegentheils bey Thieren, wo
der Reiz die Empfindungen, die Muskelkräfte das
Nervengebäude überwinden; und dieses auf niedrige
Verrichtungen und Triebe verbraucht wird: nach un-
serm Maasstabe die Gattung theils unförmlicher im
Bau, theils in ihrer Lebensart gröber und unwillkühr-
licher werde; -- und fühlt endlich jeder Mensch sei-
nen Werth: wie er zu dem Edelsten, was er kennt
zur Vernunftfähigkeit, Sprachfähigkeit, zur aufrech-
ten Stellung, zur Humanität, zur Willkühr in seiner
Lebensart, zur Fähigkeit vervollkommnet und verschlim-
mert zu werden, zur Gesetzgebung und Religion u. s.
w. gebildet ist:*) so kann Niemand mehr der Fol-
gerung widerstehen, daß unter allen Erdorganisatio-
nen des Menschen seine die erhabenste und vollkommenste
sey.


§. 26.
*) Eine anschauliche Darstellung von allem dem findet man
in Herders Ideen zur Geschichte der Menschheit 1ter Thl.

Nahrung und Fortpflanzung erhoͤhet werden; daß bey
den Pflanzenthieren die Nahrungstheile geſoͤndert
und zugleich die lebendigen Muskelreize anfangen; daß
dieſe Muskelkraͤfte, jemehr ſie in das Gebiet der Ner-
ven tretten, deſto mehr zur Empfindung veredelt wer-
den; daß, jemehr und feinere Nerven ein Thier hat,
jemehr dieſe einander vielfach begegnen, kuͤnſtlich ver-
ſtaͤrken, und zu edlern Theilen und Sinnen verwandt
werden; je groͤſſer und feiner endlich der Sammelplatz
aller Empfindungen, das Gehirn, iſt; daß, ſage ich,
die Gattung dieſer Organiſation deſto verſtaͤndiger und
feiner werde; — daß gegentheils bey Thieren, wo
der Reiz die Empfindungen, die Muskelkraͤfte das
Nervengebaͤude uͤberwinden; und dieſes auf niedrige
Verrichtungen und Triebe verbraucht wird: nach un-
ſerm Maasſtabe die Gattung theils unfoͤrmlicher im
Bau, theils in ihrer Lebensart groͤber und unwillkuͤhr-
licher werde; — und fuͤhlt endlich jeder Menſch ſei-
nen Werth: wie er zu dem Edelſten, was er kennt
zur Vernunftfaͤhigkeit, Sprachfaͤhigkeit, zur aufrech-
ten Stellung, zur Humanitaͤt, zur Willkuͤhr in ſeiner
Lebensart, zur Faͤhigkeit vervollkommnet und verſchlim-
mert zu werden, zur Geſetzgebung und Religion u. ſ.
w. gebildet iſt:*) ſo kann Niemand mehr der Fol-
gerung widerſtehen, daß unter allen Erdorganiſatio-
nen des Menſchen ſeine die erhabenſte und vollkommenſte
ſey.


§. 26.
*) Eine anſchauliche Darſtellung von allem dem findet man
in Herders Ideen zur Geſchichte der Menſchheit 1ter Thl.
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[86/0105] Nahrung und Fortpflanzung erhoͤhet werden; daß bey den Pflanzenthieren die Nahrungstheile geſoͤndert und zugleich die lebendigen Muskelreize anfangen; daß dieſe Muskelkraͤfte, jemehr ſie in das Gebiet der Ner- ven tretten, deſto mehr zur Empfindung veredelt wer- den; daß, jemehr und feinere Nerven ein Thier hat, jemehr dieſe einander vielfach begegnen, kuͤnſtlich ver- ſtaͤrken, und zu edlern Theilen und Sinnen verwandt werden; je groͤſſer und feiner endlich der Sammelplatz aller Empfindungen, das Gehirn, iſt; daß, ſage ich, die Gattung dieſer Organiſation deſto verſtaͤndiger und feiner werde; — daß gegentheils bey Thieren, wo der Reiz die Empfindungen, die Muskelkraͤfte das Nervengebaͤude uͤberwinden; und dieſes auf niedrige Verrichtungen und Triebe verbraucht wird: nach un- ſerm Maasſtabe die Gattung theils unfoͤrmlicher im Bau, theils in ihrer Lebensart groͤber und unwillkuͤhr- licher werde; — und fuͤhlt endlich jeder Menſch ſei- nen Werth: wie er zu dem Edelſten, was er kennt zur Vernunftfaͤhigkeit, Sprachfaͤhigkeit, zur aufrech- ten Stellung, zur Humanitaͤt, zur Willkuͤhr in ſeiner Lebensart, zur Faͤhigkeit vervollkommnet und verſchlim- mert zu werden, zur Geſetzgebung und Religion u. ſ. w. gebildet iſt: *) ſo kann Niemand mehr der Fol- gerung widerſtehen, daß unter allen Erdorganiſatio- nen des Menſchen ſeine die erhabenſte und vollkommenſte ſey. §. 26. *) Eine anſchauliche Darſtellung von allem dem findet man in Herders Ideen zur Geſchichte der Menſchheit 1ter Thl.

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/105>, abgerufen am 21.11.2024.